Drama am Bodensee

Passagier brachte Flugzeug zum Absturz

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21-Jähriger drückte Steuerknüppel nach vorne - Pilot konnte Absturz nicht verhindern.

Der Absturz eines zweisitzigen Kleinflugzeugs in den Bodensee im März vergangenen Jahres ist vom Passagier mutwillig herbeigeführt worden. Wie die fast einjährigen Ermittlungen ergaben, dürfte der 21-Jährige das Flugzeug über seinen Steuerknüppel in den Sturzflug gebracht haben. Der 55 Jahre alte Pilot versuchte zwar gegenzusteuern, konnte den Absturz aber nicht verhindern, teilten die Ermittler Stefan Schlosser und Bertram Walser am Freitag in einer Pressekonferenz in Bregenz mit.

"Warum der 21-Jährige in den Flug eingegriffen hat, wissen wir nicht. Wir gehen aber davon aus, dass eine psychische Vorerkrankung des 21-Jährigen Ursache für sein Handeln war", sagte Schlosser. Bei dem Absturz kamen beide Insassen ums Leben.

Das Ultraleichtflugzeug war am 23. März 2012 etwa einen Kilometer vom Bregenzer Seeufer entfernt in den Bodensee gestürzt. Der Flug sei zunächst völlig normal verlaufen, erklärte Walser. Etwa eineinhalb Minuten vor dem Absturz kam es zu einem ersten Sinkflug aus etwa 1.100 Meter Höhe, dann gab es mehrere Richtungsänderungen, ehe das Flugzeug erneut in einen steilen Sinkflug ging und in einem Winkel von etwa 60 Grad und mit einer Geschwindigkeit von weit über 300 km/h auf der Wasseroberfläche auftraf und zerschellte.

Pilot und Passagier kannten sich nicht
Den Erkenntnissen der Polizei zufolge kannten sich Pilot und Passagier vor dem Flug nicht. Wie der 21-Jährige, der zurückgezogen in einer Sozialunterkunft in Dornbirn lebte, zum Flugplatz in Hohenems gelangte, habe sich nicht mehr rekonstruieren lassen. Dort dürfte er aber den 55-Jährigen angetroffen und darum gebeten haben, mitfliegen zu dürfen.

"Der Pilot galt als sehr erfahren und verlässlich, er war gesund und nicht durch Alkohol oder Drogen beeinträchtigt", erklärte Schlosser. Das Krankheitsbild des 21-Jährigen lasse mehrere Impulse zu, die ihn zu seinem Handeln gebracht haben könnten. Möglicherweise habe er eine Panikattacke gehabt, das sei aber nur eine Spekulation und lasse sich nicht mehr eruieren.

Die technischen und gerichtsmedizinischen Ermittlungen hätten ein klares Bild ergeben, sagte Walser. Sowohl der 55-Jährige als auch der 21-Jährige seien bis zum Absturz angeschnallt gewesen und hätten jeweils ihren Steuerknüppel umfasst. Das Verbindungsstück zwischen den beiden Steuerknüppeln sei stark verbogen gewesen, diese Verformung rühre aber nicht vom Aufprall her. "Diese Verbiegung entsteht nur dann, wenn der Passagier den Knüppel nach vorne drückt und der Pilot daran zieht", so Walser.

Der Radarüberwachung zufolge verlief der Rundflug die ersten paar Minuten in normalem Rahmen, als das Flugzeug im Bereich von Lindau war, dürften aber die Eingriffe des 21-Jährigen begonnen haben. "Im Sturzflug kam es zum sogenannten Overspeed, zu jener Geschwindigkeit, bei der das Flugzeug beschädigt wird", erklärte Walser. Das zweisitzige Flugzeug sei nur für eine Geschwindigkeit von 260 km/h konzipiert, dieses Tempo sei weit überschritten worden. So habe das Flugzeug schon in der Luft Teile verloren, unter anderem das Querruder und eine Landeklappe. Der Pilot habe keine Chance gehabt, das Unglück zu verhindern. Das Flugzeugwrack und die beiden Toten waren unter schwierigsten Umständen aus 50 Meter Tiefe geborgen worden.

Diashow Kleinflugzeug am Bodensee abgestürzt

VIDEO: Flugstopp: Dreamliner muss am Boden bleiben

 
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