150$ Taschengeld

Austro-Jihadist: Sein Leben mit den ISIS-Mördern

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Jihadist Oliver N. (16) kämpfte an der Seite der ISIS-Mörder.

Der Austro-Jihadist Oliver N. (16) wurde vergangenen Dienstag nach seiner Rückkehr aus dem Syrienkrieg in Schwechat verhaftet. In seinen Einvernahmen sprach er über sein Leben mit den ISIS-Mördern.

Seine neue Unterkunft im syrischen Rakka war längst nicht so komfortabel wie die Wohnung in Floridsdorf. Die neuen Mitbewohner stammten von den Philippinen, die Verständigung klappte mehr schlecht als recht. Nur eines verband den Lehrling Oliver N. (16) und die asiatischen Kampfgenossen. Alle waren frisch bei den ISIS-Terrormilizen und wollten den „Heiligen Krieg“ gewinnen.

Das bescheidene Haus hatte aber einen Vorteil: WLAN. Übers Internet hielt der Wiener, der einst in Linz geboren wurde und seine Kindheit in Deutschland verbracht hatte, Kontakt nach Österreich. Er meldete sich per Video bei den alten Klassenkameraden an der Berufsschule, schilderte sein Leben bei den ISIS-Mördern. Und drohte den „Kaffern“ (Ungläubigen) mit dem „Abschlachten“.

Zur Begrüßung hatte er nach seiner Flucht im vergangenen August eine Kalaschnikow bekommen. Die Terroristen zahlten ihm ein Taschengeld von 150 US-Dollar im Monat, am Sklavinnenmarkt hätte er sich ein Mädchen aussuchen dürfen. Doch der blonde Oliver, der sich jetzt Abu Muktail Al Almani („Der aus Deutschland Stammende“) nannte, suchte nach einer züchtigen Ehefrau – vergebens. Stattdessen musste er zu Kampfeinsätzen in den Irak. Doch er kehrte nach Syrien zurück.

Nach eigener Aussage setzte ihn sein Kommandeur bei Gefechten in Kobane als Fahrer eines Krankentransporters ein. „Ich musste Verletzte und Tote einsammeln und sogar abgeschossene Gliedmaßen“, sagte Oliver N. nach seiner Verhaftung gegenüber Beamten des Verfassungsschutzes.

In Syrien hatte Oliver N. auch den Wiener Austro-Jihadisten Firas H. (19) kennengelernt. „Ich habe seine zerfetzte Leiche gesehen“, sagt der 16-Jährige (siehe Bericht rechts). Die beiden posierten für ISIS-Propagandabilder, die auf Facebook verbreitet wurden. Im Herbst wurde Oliver N. bei einem Bombenangriff schwer verletzt. Er verlor seine Milz, eine Niere und einen Teil der Lunge: „Er musste seine Eingeweide mit den Händen in die offene Bauchdecke drücken“, sagt sein Anwalt Werner Tomanek.

Inzwischen ist der 16-Jährige in die Justizanstalt ­Josefstadt überstellt worden.

(mik)

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