Wien-Leopoldstadt

Räumung: Straßenschlacht um Punker-Haus

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1.700 Polizisten gegen 19 Besetzer: Aktivisten bewarfen Cops mit Eiern und Fäkalien. Alle wieder frei.

Es waren bisweilen gespenstische Szenen, die sich seit Montagfrüh 5.18 Uhr in der Mühlfeldgasse 12 im Wiener Bezirk Leopoldstadt abspielten – Startschuss für eine der größten Straßenschlachten der Stadtgeschichte. Das Gebäude war seit zweieinhalb Jahren von Punks besetzt worden. Dafür rückten mindestens 500 Polizisten schwer bewaffnet und mit Panzern an, sollten die „Pizzeria Anarchia“ räumen. Zusätzliche 1.200 Beamte standen in Bereitschaft.

Video: Das denken die Österreicher über die Räumung:

Neues Video: So räumte die Polizei das Haus:

Hier klicken: Punks sollten Mieter "rausekeln" >>

Kosten: Eine Million Euro
Polizeisprecher Roman Hahslinger wollte sich auf exakte Kosten nicht festlegen. Sicher ist aber: Sie gehen in die Hunderttausende. Experten schätzen eine Million (so viel kostete auch der Einsatz beim Akademikerball). Selbst aus den Bundesländern wurden Einheiten nach Wien beordert. Ein Helikopter wurde eingesetzt, ein Panzerwagen, ein Lkw mit Wasserwerfer standen bereit.

Rechtsgrundlage für die Mega-Aktion war ein Räumungsbescheid, den die Hausbesitzer im Februar 2014 vor Gericht erwirkt haben. Nachbarn in der Mühlfeldgasse zu ÖSTERREICH: „Den Einsatz sollen die Hausbesitzer zahlen.“

Das Video der Räumung:

Punks nahmen Polizei
 einfach Eisengitter weg
Der Einsatz begann mit einer Panne: Die Polizei hatte metallene Tretgitter für die Beamten angeliefert, aber nicht bewacht. So bekamen die Hausbesetzer weiteres Material in die Hände, um sich zu verbarrikadieren. „Ein logistischer Fehler von uns“, räumte Polizeisprecher Roman Hahslinger ein.

Mit Einkaufswagen 
verbarrikadiert
Auch der weitere Einsatz verlief eher holprig. Der Polizei gelang es stundenlang trotz eingesetzten Panzerwagens und Wasserwerfers nicht, in das Haus einzudringen. Die Türen waren von innen mit Stahlplatten verschweißt worden, die Beamten wurden aus dem dritten Stock des Hauses mit faulen Eiern, Buttersäure, Farbe und Fäkalien beworfen. Ein Punk urinierte sogar aus dem Fenster auf die Einsatzkräfte. Ein Fernseher flog ihnen entgegen. Ein Beamter wurde getroffen und verletzt, musste ärztlich behandelt werden. Angereiste Sympathisanten randalierten vor der Absperrung, wurden abgeführt.

So räumte Polizei "Pizzaria Anarchia"

Nach 16 Stunden Aus für die "Pizzeria Anarchia"
Erst gegen 19 Uhr gelang es der Polizei, die ersten drei Punks aus dem Haus zu tragen. Bis in den dritten Stock gab es Wegsperren wie verschweißte Einkaufswagen und Kühlschränke. Die Beamten mussten sich mit Kreissägen zu den Hausbesetzern vorkämpfen.

Gegen 20.45 Uhr war die „Pizzeria Anarchia“ Geschichte. Die restlichen Hausbesetzer (vier Frauen und zwölf Männer) wurden herausgebracht. Bilanz: 12 Festnahmen wegen Verwaltungsübertretungen, 19 wegen gerichtlicher Straftaten, drei leicht verletzte Polizisten.

Alle Hausbesetzer mittlerweile auf freiem Fuß
Alle 19 Hausbesetzer der "Pizzeria Anarchia" - 15 Männer und 4 Frauen - sind wieder frei. Das bestätigte Polizeisprecher Roman Hahslinger am Dienstag. Die Haubesetzer wurden in der Nacht auf Dienstag einvernommen und dann auf freiem Fuß angezeigt. Rund die Hälfte der Festgenommenen sind laut Hahslinger deutsche Staatsbürger.

Kritik von Peter Pilz

Der Grüne Abgeordnete Peter Pilz hinterfrägt unterdessen in einer Aussendung die hohe Anzahl der eingesetzten Personen. Daher richtete er an Innenministerin Mikl-Leitner sieben Fragen zum Polizeieinsatz. Unter anderem möchte er von der Ministerin die tatsächlich eingesetzte Zahl der Beamten und die Höhe der Kosten wissen.

Nächste Seite: oe24.at berichtete LIVE über die Haus-Räumung.

22.00 Uhr: Damit beenden wir unseren LIVE-Ticker und bedanken uns bei unseren zahlreichen Lesern und Leserinnen.

21.51 Uhr: Zwar sind schon lange alle Hausbesetzer aus der "Pizzaria Anarchia" entfernt worden, aber der Einsatz ist für die Polizeibeamten noch nicht vorbei, wie Polizeisprecher Hahslinger erklärt: "Wir müssen nun mit den Gerichtsvollziehern alle Räume einzeln durchgehen und protokollieren - das wird noch sehr lange dauern."

21.24 Uhr: Laut derzeitiger Bilanz wurden 3 Polizeibeamte durch Flüssigkeiten leicht verletzt.

21.03 Uhr: Die Hausbesetzer werden nach Angaben der Polizei wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und versuchter schwerer Körperverletzung angezeigt.

20.32 Uhr: Hausbesetzung beendet
Die Polizei hat die Hausbesetzung in Wien-Leopoldstadt beendet. Zuletzt wurden weiteren 16 Personen - zwölf Männer und vier Frauen - aus dem Gebäude geholt. Damit stieg die Zahl der Besetzer, die das Haus verlassen mussten, auf insgesamt 19.

20.18 Uhr: Die destruktive Kreativität der Hausbesetzer war beinahe grenzenlos: Besonders zwischen dem zweiten und dritten Stock stießen die Polizisten auf unerwartete Hindernisse, die Punker hatten sogar alte Kühlschränke zusammengeschweißt. "Hätten wir versucht einen zur Seite zu stellen, wären einem gleich alle entgegengefallen", beschreibt Hahslinger die dramatische Lage.

20.01 Uhr: Einsatz extrem kompliziert
Die Hausbesetzer hatten sich vollkommen verbarrikadiert und im Inneren sogar Fallen für die Einsatzkräfte aufgestellt. Die Beamten mussten sehr vorsichtig vorrücken, da diese Fallen sonst "leicht zu Verletzungen führen hätten können", so Polizeisprecher Roman Hahslinger.

19.41 Uhr: Drei weitere Hausbesetzer wurden während der Räumung festgenommen, sie sollen die Einsatzkräfte mit Buttersäure und Fäkalien beworfen haben. Bereits am Nachmittag waren zwölf Personen verhaftet worden.

19.26 Uhr: Polizei transportiert Aktivisten ab:

Punker-Haus
© APA

(c) APA

19.09 Uhr: Flashmob vor Polizeibarrikade
In rund einer Stunde wollen sich Aktivisten zu einem Flashmob gegen die Räumung der Punker-Pizzaria zusammenschließen. "Wir rufen daher zu einer symbolischen, friedlichen Pizzaniederlegung vor den Barrikaden der Polizei auf", heißt es in einer Aussendung des Vereines mirkollektiv.

19.05 Uhr: Rund 50 Punker sollen sich Schätzungen zufolge im dritten Stock der "Pizzaria Anarchia" aufhalten. Einige müssen von den Polizisten aus dem Haus getragen werden.

18.54 Uhr: Vorerst wurden ein Mann und zwei Frauen nach draußen begleitet, die von einer Handvoll in der nahegelegenen Heinestraße verbliebener Sympathisanten mit den Worten "Eins, zwei drei, lasst die Leute frei!" begrüßt wurden. Man werde nun Wohnung für Wohnung räumen, sagte Polizeisprecher Roman Hahslinger. Die Aktion verlief zunächst äußerst friedlich.

18.38 Uhr: Die Beamten sind in den dritten und somit obersten Stock vorgedrungen. Die ersten Hausbesetzer werden aus dem Gebäude getragen.

18.24 Uhr: Mittlerweile hat die Polizei mit den Besetzern im dritten Stock Kontakt aufgenommen. Derweil wurde auch das Aufgebot an Polizisten verstärkt, auch die WEGA wartet in Bereitschaft vor dem Punker-Haus.

17.54 Uhr: Putztrupps der Wiener MA48 sind seit Stunden vor Ort im Einsatz. Mehrere Fuhren an Sperrmüll wurden bislang entfernt. Die Straße vor dem geräumten Haus ist weitgehend wieder gereinigt.

17.32 Uhr: Andi Hufnagl von Radio Ö24: "Eine WEGA-Truppe befindet sich im Haus, aber die Räumung des Weges gestaltet sich weiterhin schwierig. Stromfallen wurden bislang keine gemeldet. Die Besetzer im obersten Stock haben sich schon seit einiger Zeit nicht mehr blicken lassen." 

17.14 Uhr: Video: Das oe24-Videoteam berichtet vom EInsatzort:

16.51 Uhr: Momentan befinden sich die Einsatzkräfte der Polizei zwischen dem zweiten und dritten Stock des besetzten Gebäudes

16.33 Uhr: Zitat aus einer Presseaussendung der Polizei: "Urin körperwarm auf die eingesetzten Kräfte":

Räumung: Straßenschlacht um Punker-Haus
© BPD Wien
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16.14 Uhr: Im Schichtwechsel arbeiten sich die Einsatztrupps der Polizei durch das verbarrikadierte Stiegenhaus vor. Mittlerweile wurde das erste Stockwerk erreicht.

16.01 Uhr: Die Polizei bestätigt, dass bislang 12 Personen festgenommen wurden.

15.48 Uhr: Polizisten vor dem verbarrikadierten Stiegenbereich.

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© oe24
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15.32 Uhr: Die Einsatzkräfte sind noch nicht allzu weit vorgedrungen. Noch befinde man sich im Erdgeschoss, so Sprecher Hahslinger. Der "harte Kern" der Besetzer befindet sich im obersten Stockwerk.

15.11 Uhr: Polizeisprecher Hahslinger berichtet, dass es im Vorfeld der Räumung Befürchtungen über installierte Stromfallen im Haus gab. Mehr zu diesem Thema im Gespräch mit Haslinger um 15:20 Uhr auf Radio Ö24 102.5!

14.59 Uhr: Rund 30 Sympathisanten, die sich vor der besetzten "Pizzeria Anarchia" aufgehalten hatten, wurden aus dem abgeriegelten Gebiet gebracht. Ihnen droht zumindest eine Pönale wegen Verwaltungsübertretung.

Räumung: Straßenschlacht um Punker-Haus
© APA/HERBERT NEUBAUER
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14.45 Uhr: Video: So ist die Stimmung vor Ort:

14.21 Uhr: Ein Abschluss der Räumung ist vorerst nicht absehbar. Man hoffe, den Einsatz noch heute zu beenden, so ein Sprecher.

14.15 Uhr: Auch pyrotechnische Artikel kommen auf Seiten der Hausbesetzer zum Einsatz.

14.02 Uhr: Video: Punks beschimpfen Polizei-Pressesprecher

13.50 Uhr: Die Polizei geht nun mit einem Wasserwerfer gegen die Besetzer vor.

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13.44 Uhr: Video des Polizei-Einsatzes:

13.34 Uhr: Polizisten tragen weiterhin Gegenstände aus dem Haus raus. Das Stiegengelände dürfte bis bis in die obersten Stockwerke hin verbarrikadiert worden sein.

13.24 Uhr: Der Eingang im Hinterhof des Hauses wurde von den Besetzern zubetoniert.

13.20 Uhr: Es gibt Berichte über erste Festnahmen. Die letzten Aktivisten, die sich vor dem Haus befunden haben, werden abgeführt. Es dürfte sich jedoch um identitätsfeststellungen handeln.

13.01 Uhr: Die Besetzer werfen weiterhin Gegenstände aus den Fenstern. Ein Mann steht auf der Fensterbank und uriniert Richtung Einsatzkräfte.

Räumung: Straßenschlacht um Punker-Haus
© APA/HERBERT NEUBAUER
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12.51 Uhr: Die Polizisten kämpfen sich weiterhin durch das verbarrikadierte Stiegenhaus vor. Immer wieder werden diverse Gegenstände aus dem Haus rausgetragen.

12.35 Uhr: Für den heutigen EInsatz hat die Polizei laut ersten Meldungen 1.700 Beamte bereitgestellt. Im besetzten Haus befinden sich Schätzungen zufolge rund 50 Aktivisten.

12.22 Uhr: Kurze Trinkpause für die Einsatzkräfte. Etwa 50 Polizisten gehen zum Versorgungswagen und holen sich Getränke.

12.07 Uhr: OE24-Reporter Manuel Tunzer: "Die Polizei rückt mit etwa 30 Mann in den Hinterhof vor. Mit einer Art Kreissäge und Brecheisen versuchen die Beamten weiterhin sich Einlass zur Pizzeria zu verschaffen. Autoreifen, Holzplatten und diverse andere Gegenstände die im Weg liegen werden weggeräumt."

12.00 Uhr: Andi Hufnagl von Radio Ö24 ist live vor Ort: "Die Schaulustigen brüllen, Schmährufe begleiten jede Aktion der Polizei."

11.45 Uhr: Mittlerweile befinden sich auch etliche Schaulustige vor der "Pizzeria Anarchia".

11.35 Uhr: Kritik am Einsatz übt der Landessprecher der Grünen Wien, Georg Prack. "Der Polizeieinsatz steht aus meiner Sicht in keinem Verhältnis zum Anlass. Hunderte PolizistInnen, ein Panzerwagen, Wasserwerfer, großräumige Absperrungen und Platzverbote verunsichern die lokale Bevölkerung. Dabei wäre Deeskalation angebracht", so Prack.

Aktuelle Lageberichte gibt es auch auf Radio Ö24 102.5!

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© TZ ÖSTERREICH / Kronsteiner
(c) TZ ÖSTERREICH / Kronsteiner

11.20 Uhr: Laut Polizeisprecher gab es bei dem Einsatz noch keine Festnahmen.

11.18 Uhr: Mit einem Spezialaufsatz des Panzerwagens wurde die erste Barrikade im Eingangsbereich durchbrochen.

11.14 Uhr: Der Panzerwagen befindet sich wieder vor dem Hauseingang. Die Stimmung wird intensiver, viel Gebrüll.

11:02 Uhr: Auch die Feuerwehr ist vor Ort. Mittels Kettensägen-Einsatz werden die Barrikaden zerkleinert und entfernt.

10.58 Uhr: Unbestätigten Meldungen zufolge kommt es zu Rangeleien und zu ersten Verhaftungen.

10.50 Uhr: Der Panzerwagen der Polizei, der mit Farbbeuteln und Buttersäure beworfen wurde, hat den Ort des Geschehens wieder verlassen.

10.40 Uhr: Aktuelle Lageberichte gibt es auch auf Radio Ö24 102.5!

10.35 Uhr: Das Räumungsfahrzeug wird von den Besetzern mit diversen Gegenständen beworfen. Die Beamten entfernen die Barrikaden vor der Tür.

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© APA/HERBERT OCZERET
(c) APA/HERBERT OCZERET

10.10 Uhr: Die Einsatzkräfte versuchen, auch über das Nebenhaus bzw. den Innenhof Zutritt zur Pizzeria Anarchia zu erlangen.

10.07 Uhr: Der Einsatz beginnt. Mit einem gepanzerten Einsatzwagen fährt die Polizei vor das Haus und fordert die Besetzer zum Abzug auf. Auf Verständnis stoßen die Beamten dabei nicht: Allerlei fliegt aus dem Haus auf die Straße. 

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Panzerwagen vor der Pizzeria; Foto: APA

9.56 Uhr: Die Polizeikräfte, mit Helmen und Schilden ausgerüstet, rücken näher an das Objekt heran. Um 10.00 Uhr soll die Aktion beginnen. 

9.50 Uhr: Die Aktivisten haben Absperrgitter der Polizei entwenden können und damit eigene Barrikaden errichtet. Die Absperrungen waren unbewacht gewesen. Ein "logistischer Fehler", so Polizeisprecher Roland Hahslinger.

9.30 Uhr: Die Polizei ist mit einem Großaufgebot im Einsatz. Laut Exekutive kann der Einsatz den ganzen Tag andauern.

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Foto: APA

9.12 Uhr: Mittlerweile hat die Polizei auch einen Wasserwerfer in Position gebracht. Die Räumung ist für 10.00 Uhr geplant.

9.10 Uhr: Ein Hubschrauber kreist über der Leopoldstadt. Hundertschaften der Polizei sind einsatzbereit.

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Barrikaden vor dem besetzten Haus; Foto: APA

Problematisch könnte es für den Besitzer eines grünen Ford werden. Dieser hatte sein Auto direkt gegenüber der Pizzeria "Anarchia" - so der Name der Besetzungsaktion - geparkt. Es stand zu befürchten, dass es im Zuge der Räumung beschädigt werden dürfte. In der Umgebung hatten sich auch zahlreiche Anrainer und Schaulustige versammelt. Die Meinungen zu der Aktion waren durchaus geteilt.

 
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