Wien

Handgranaten-Prozess: 1. Geständnis

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Beim Aufteilen der Gewinne bekam sich Dieselbetrügerbande in die Haare.

Grundsätzlich geständig, aber schweigsam hat sich am Mittwoch der Hauptangeklagte im Straflandesgericht beim Auftakt zum sogenannten Handgranatenmord-Prozess präsentiert. "Ich bekenne mich schuldig und bleibe bei meinen bisherigen Aussagen", sagte Kristijan H. Zu weiteren Angaben war der 35-Jährige nicht bereit. Die Verhandlung wird am Donnerstag fortgesetzt.

Drohungen
Er habe in einem Schreiben an Gericht und Staatsanwalt - dieses wurde vorerst wider Erwarten nicht öffentlich verlesen - seine "Motive und Beweggründe" dargelegt, so der 35-Jährige. Mehr wolle er nicht mehr sagen, zumal "Drohungen gegen mich in diesem Haus (offenbar gemeint: in der Justizanstalt Josefstadt, Anm.) herangetragen werden".

"Nicht schuldig" bekannten sich demgegenüber die als Beitragstäter mitangeklagte ältere Schwester des Mannes, Renata H. (43), sowie sein Freund Dejan V. (30). Sie hätten "keinen Beitrag geleistet" und nichts von den mörderischen Plänen des ehemaligen Berufsschullehrers gewusst, der zuletzt offiziell im Reinigungsgewerbe tätig war, mit illegalen Diesel-Geschäften aber deutlich besser verdient haben dürfte. Diese waren laut Anklage auch Hintergrund des inkriminierten Doppelmordes, der sich in der Nacht auf den 11. Jänner 2014 in der Odoakergasse in Wien-Ottakring ereignete.

Die Mord-Tat
Kristijan H. hatte mit dem Salzburger Transportunternehmer Zlatko N. (45) und dem zeitweise von ihm als Fahrer beschäftigten Horst Waldemar W. (57) einträgliche Geschäfte mit nach Österreich importiertem Diesel gemacht. Sie verkauften den Treibstoff ohne Abfuhr der Mineralölsteuer im Sommer 2013 direkt an Tankstellen und verdienten damit innerhalb weniger Wochen 800.000 Euro. Dann kam es allerdings zu Komplikationen. Die Partner des 35-Jährigen fühlten sich bei der Aufteilung des Gewinns betrogen, forderten mehr Geld und bedrohten diesen. Außerdem tauchte der als "Strohmann" eingesetzte Horst Waldemar W. - er fungierte zum Schein als Geschäftsführerer einer eigens gegründeten Gesellschaft - entgegen des ursprünglichen Tatplans nicht unter, sondern blieb in Österreich. Kristijan H. befürchtete daher, die Finanz werde ihm auf die Schliche kommen.

In dieser Situation habe er im Dezember 2013 beschlossen, die beiden zu töten, wie der 35-Jährige nach seiner Festnahme Anfang April freimütig gestand. Unter der Vorgabe, sie könnten in ein weiteres gewinnbringendes Geschäft einsteigen, lockte er die zwei in eine tödliche Falle. Bei einem nächtlichen Treffen in der Odoakergasse stellte ihnen Kristijan H. seinen Bekannten Dejan V. (30) unter dem Namen "Eddy" als einen vermeintlichen Diesel-Verkäufer vor. Nachdem Zlakto N. 20.000 Euro aus einem mitgebrachten Kuvert entnommen hatte, um in den Besitz des Treibstoffs zu gelangen, setzte sich Kristijan H. in dessen Fahrzeug und gab der Anklage zufolge vom Rücksitz aus einen Schuss in den Kopf und zwei in die Brust des 45-Jährigen ab. Dieser war auf der Stelle tot.

Ladehemmung, daher die Granate...
Während Dejan V. auf dem Gehsteig die Banknoten zählte, soll Kristijan H. den Revolver auf Horst Waldemar W. gerichtet haben. Die Waffe hatte allerdings eine Hemmung, worauf er laut Staatsanwalt eine Handgranate an sich nahm, den Sicherungssplint herauszog und dem auf dem Beifahrersitz befindlichen 57-Jährigen vor die Füße warf. Bevor es zur Explosion kam, sprang der 35-Jährige gerade noch rechtzeitig aus dem Fahrzeug.

Die Detonation der Granate hatte keine unmittelbare tödliche Wirkung, obwohl sie W. die linke Hand zur Gänze zerfetzte und Brust-und Bauchhöhle eröffnete. "W. war kurzfristig sogar noch bei Bewusstsein und rief nach Hilfe, ehe er in Ohnmacht fiel", ist der Anklageschrift zu entnehmen. Der Tod erfolgte erst im Rettungsauto infolge eines Einrisses der Körperhauptschlagader.

Neben Kristijan H. wurde auch Dejan V. zur Anklage gebracht, dem angekreidet wird, an der unmittelbaren Tatausführung in Kenntnis des mörderischen Plans beteiligt gewesen zu sein. Außerdem soll er den Revolver sowie eine Rohrbombe besorgt haben, mit der das Verbrechen ursprünglich hätte ausgeführt werden sollen, wovon Kristijan H. dann allerdings nach Recherchen im Internet Abstand nahm, weil er befürchtete, die Explosion könnte Unbeteiligte verletzen.

Schwester war Komplizin
Renata H. soll in die blutigen Pläne zur Gänze eingeweiht gewesen sein, für Dejan V. ein Hotelzimmer angemietet, ihre eigene Wohnung als Lager für diverse zur Durchführung der Bluttat angeschaffte Utensilien zur Verfügung sowie ihren Bruder und dessen Helfer zum Tatort chauffiert und von dort wieder weggebracht haben. Das stellte die 43-Jährige auf Befragen der Richterin in Abrede: "Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ich jemanden kenne, der wen umbringt."
Die Bilder der damaligen Explosion, bei der zwei Menschen starben:

Explosion in Auto - Zwei Männer tot

Männer gewaltsam ums Leben gekommen

Männer gewaltsam ums Leben gekommen

Männer gewaltsam ums Leben gekommen

Männer gewaltsam ums Leben gekommen

Männer gewaltsam ums Leben gekommen

Männer gewaltsam ums Leben gekommen

Männer gewaltsam ums Leben gekommen

Männer gewaltsam ums Leben gekommen

Männer gewaltsam ums Leben gekommen

Männer gewaltsam ums Leben gekommen

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Männer gewaltsam ums Leben gekommen

Männer gewaltsam ums Leben gekommen

Männer gewaltsam ums Leben gekommen

Nächste Seite: Der Prozess-Live-Ticker zum Nachlesen

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 12:00

Alkohol-Exzess nach der Tat

Nach dem Mord an Zlatko N. und Waldemar W. betrank sich Kristijan H. in der Wohnung von Renata, seiner mitangeklagten Schwester, mit Rum.

 11:49

Richterin am Wort

Sie verliest die bisherigen Aussagen des Angeklagten Kristijan H.

 11:42

Ein Geständnis, alle anderen plädieren auf nicht schuldig

Kristijan H. gesteht. Seine Schwester Renata bekennt sich ebenso wie der Angeklagte Dejan V im Gegensatz dazu "nicht schuldig". Der Angeklagte Kristijan H. führt weiter aus, dass er auch noch im Gefängnis bedroht werde. Daher will er nichts mehr aussagen.

 11:36

Tränen jetzt auch bei Dejan V.

Der Zweitangeklagte bricht wie zuvor Renata jetzt auch in Tränen aus.

 11:32

"Habe nichts gewusst"

Die Angeklagte Renata, Schwester von Kristijan H., der inzwischen gestanden hat, will nicht gewusst haben, was ihr Bruder plant.

 11:27

Anwalt von Kristijan H. spricht

Laut Maier hat der Angeklagte immer wieder Forderungen und verbale Drohungen von den Ermordeten erhalten - auch seine Familie betreffend.

 11:22

Erstes Geständnis!

Der Angeklagte Kristijan H. wird sich schuldig bekennen. Dies geschieht auf Anraten seines Anwaltes Maier, der auch schon Josef Fritzl vertreten hat. Kristijan wird im weiteren Verfahren nichts mehr aussagen.

 11:19

Es geht weiter - Pause zu Ende

Hier die ersten Fotos aus dem Gerichtssaal:

Diashow Handgranaten-Prozess-Start in Wien

Renata betritt den Gerichtssaal

Sie verdeckt ihr Gesicht. Neben ihr die beiden anderen Angeklagten..

Dejan V.

Das Gericht

Kristijan H.: Er bekennt sich schuldig..

... und will im weiteren Verfahren nichts mehr sagen.

1 / 6

 11:05

Pause

Das Gericht unterbricht die Verhandlung ++ Wir berichten hier LIVE ++

 10:58

Die Details der Mordnacht

Das Handgranaten-Opfer, Waldemar H., versuchte noch, die Granate aus dem Auto zu werfen. Sie detonierte ihm jedoch in der Hand. Er verblutete innerlich, führt der Staatsanwalt weiter aus. Renata H., Schwester von Kristijan H., fuhr das Tatfahrzeug.

 10:44

So starben die beiden Opfer

Zlatko N. wurde von drei Schüssen durchsiebt. Schon der erste Schuss in den Kopf (rechte Schläfe) war tödlich. Das zweite Opfer, Waldemar H., wurde von der Handgranate zerfetzt: 45 Minuten dauerte sein Todeskampf.

 10:25

So verlief der Mord

Erst waren alle drei Angeklagten zusammen im Hotel Kempinski Champagner tirnken, dann sind zum Mc Donald's Essen gegangen. Danach beschloss man, den Tatort in Ottakring zu besichtigen...Kristijan H. und die beiden Mitangeklagten hören aufmerksam zu..

 10:11

Sprengung

Laut Anklage wollte Kristijan H. die beiden Diesel-Kontrahenten mittels einer Sprengfalle unter deren Auto in die Luft jagen...

 10:02

Worum es geht

Die Dieselbande soll im Vorjahr in nur zwei Monaten mit illegalen Dieselgeschäften (Steuerhinterziehung) rund 800.000 Euro Gewinn gemacht haben.

 09:52

Staatsanwalt mit harten Worten:

"Viele Morde passieren ohne große Vorbereitung. NICHT HIER. Diese Morde wurden von langer Hand geplant. Die angeklagte Renata H. zittert die ganze Zeit, während der Staatsanwalt spricht.

 09:42

Angeklagte Schwester bricht in Tränen aus

Renata H. weint ohne Unterlass, während ihr Mitangeklagter Bruder Kristijan H. erzählt, dass er 100.000 Euro Kreditschulden habe....

 09:39

Angeklagte haben Handschellen an

Kristijan H. erscheint in einem schwarzen Anzug. Seine Mitangeklagte Schwester Renata versteckt ihr Gesicht hinter einem blauen Ordner. Auch ihr Komplize Dejan V. ist da. Alle drei sind angeklagt, Zlatko N und seinen Chauffeur Waldemar umgebracht zu haben.

schwester.jpg © APA

(c) APA, Renata H. betritt den Gerichtssaal

 09:38

Es geht los

Die Richterin ist da. Auch die Geschworenen haben Platz genommen. Jetzt betreten die Angeklagten den Gerichtssaal....

 09:36

Riesiger Andrang...

der Saal im Wiener Straflandesgericht ist so voll, dass die Tür vor lauter Schaulustigen gar nicht mehr zu geht.

saal3.jpg © Dana Müllejans

(c) Dana Müllejans

 09:33

Prozess-Start ist um 9:30 Uhr