Wurde Virus zu spät entdeckt?

Wiener Corona-Patient schon über eine Woche im Spital

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Der 72-Jährige lag 10 Tage wegen einer Lungenentzündung in der Rudolfstiftung. Drei Stationen sind gesperrt.

Nach den beiden Fällen in Tirol, gibt es nun auch einen Coronavirus-Infizierten in Wien. Ein 72-jähriger Mann wurde positiv auf das Virus getestet. Er liegt in der Isolierabteilung der Rudolfstiftung in der Landstraße und wird dort behandelt. Nähere Details zu dem Fall wurden vorerst nicht genannt.

Wie der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker in einer Pressekonferenz erklärte, wurde der Patient bereits zehn Tage im Spital behandelt. Zu Beginn ging man von einer Grippe aus. Nach Anweisung des KAV wurden alle Patienten mit Grippesymptomen auch auf Coronavirus zu testen, entdeckte man die Infizierung des Österreichers.

Wo er sich angesteckt hat, ist noch unklar, da er in keiner der Krisenregionen gewesen ist. Derzeit sei man gerade dabei seine sozialen Kontakte in den letzten Wochen zu rekonstruieren und herauszufinden. Die Familie des Mannes, sowie einen Bekannten, die den 72-Jährigen im Spital besuchten, wurden kontaktiert. Die Zusammenarbeit mit ihnen laufe hervorragend. Derzeit weist keiner win ihnen Symptome auf.

In der Rudolfstiftung wurden indes drei Stationen gesperrt. Jene Mitarbeiter, die mit der Patientenbetreuung beauftragt sind, wurden in Begeleitung nach Hause gebracht.

Corona: Opposition nicht beruhigt

Alles andere als beruhigt zeigte sich in der Nationalrats-Debatte am Donnerstag die Opposition - und nicht wegen des Coronavirus an sich, sondern wegen der Regierungsmaßnahmen dazu. SPÖ, FPÖ und NEOS kritisierten vor allem die Kommunikation. Die SPÖ unterstrich mit einem Entschließungsantrag ihre Forderung nach einem "Krisenkoordinator", die FPÖ jene nach umfassender Information.

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner zeigte sich zwar froh, dass die Regierung ihre Forderung nach einer Informationsoffensive aufgenommen habe. Aber man müsste "rascher und effizienter" werden, meinte sie: "Wir dürfen dem Virus nicht hinterherhinken, wir müssen dem Virus einen Schritt voraus sein." Ihr Parteikollege Philip Kucher forderte umfassende, verständliche, leicht zugängliche Kommunikation - und will dafür einen Krisenkoordinator haben. Der Antrag blieb allerdings, ebenso wie jener der FPÖ, in der Minderheit.

Deren Kritik - vorgebracht von FPÖ-Klubchef Herbert Kickl - fiel noch lauter aus: Er sah die Regierung "mit dieser Situation heillos überfordert", vermisste eine "Corona-App", TV-Spots, Folder und Flugblätter zur klaren Information, hielt andererseits den Medien vor, zu "hyperventilieren", die Sache mit zahllosen Sendungen aufzuplustern - und kam zum Schluss, dass er, der Ex-Innenminister, es besser könnte: "Ich erledige gerne ihre Arbeit, wenn Sie dazu nicht in der Lage sind", hielt er Gesundheits- und Innenminister vor, etwa die Medien nicht kritisiert zu haben.

"Machen Sie Ihre Arbeit", forderte auch NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker von der Regierung endlich klare umfassende Information. Das Gebotene befand er für kritikwürdig - etwa dass drei Hotlines für Unklarheit sorgen würden oder im Krisenstab nur Kanzler und Minister vertreten seien.

Abgeordnete der Regierungsparteien - wie Josef Smolle (ÖVP) oder Ralph Schallmeiner (Grüne) - verteidigten die gesetzten Maßnahmen und griffen den Appell Ihrer Minister auf, mit Besonnenheit zu reagieren und Panikmache zu verhindern.
 

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