Jugendlicher abgepasst und verprügelt

'Sittenwächter' nach Attacke auf 15-Jährigen in Haft

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Jugendlicher war in Wien nach Lern-Treff mit Schulkollegin abgepasst und verprügelt worden.

Ein Video einer Prügelattacke auf einen 15-Jährigen in Wien-Floridsdorf sorgt seit vergangener Woche für Diskussionen. Ein Jugendlicher passte das Opfer ab und "maßregelte" den Burschen wegen eines Treffens mit einem Mädchen. Danach schlug und trat er auf ihn ein. Der mutmaßliche Täter ist in Haft, berichtete die Polizei am Mittwoch. Nicht zuletzt wegen eines Raubdelikts sitzt der ebenfalls erst 15-Jährige seit Freitag in Haft.
 
Der Fall erinnert an die seit Monaten laufenden Ermittlungen gegen eine Gruppe von selbst ernannten tschetschenisch-stämmigen "Sittenwächtern" mit bisher elf Tatverdächtigen. Die Bande soll "zu westliche" Landsfrauen "belehrt" und bedroht haben. Die Zahl der Betroffenen könnte nach Angaben der Landespolizeidirektion dreistellig sein.
 

Nachahmer?

Ob der 15-Jährige tatsächlich Verbindungen zu dieser kriminellen Gruppierung hat oder doch eher ein Nachahmer ist, sei noch nicht geklärt, sagte Polizeisprecherin Barbara Gass. Die Vorgehensweise sei ähnlich, es könnte sich aber auch um eine Einzelaktion handeln.
 
Das 15-jährige Opfer hatte sich laut Polizei mit einem tschetschenischen Mädchen auf dessen Aufforderung hin zum Lernen getroffen. Die Schulkollegin brauchte Hilfe bei der Mathematikhausübung. Davon bekam der 15-jährige Beschuldigte Wind, über Chatverläufe am Handy der jungen Frau fand er Näheres heraus. Der Schulkollege wurden dann auf dem Heimweg vom Lerntreffen "vom Tatverdächtigen angehalten und ohne Vorwarnung ins Gesicht geschlagen und getreten", berichtete Gass. Unmissverständlich forderte er den Burschen auf, sich nicht mehr mit dem Mädchen zu treffen.
 

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Das Opfer erstattete Anzeige, Anfang vergangener Woche tauchte dann noch das Video auf. Die Ermittlungseinheit Bandenkriminalität des Landeskriminalamts übernahm den Fall. Drei Tage später, am Freitag, wurde der junge Tschetschene in der Wohnung seiner Eltern festgenommen. "Da auch das Landeskriminalamt Wien, Außenstelle Zentrum Ost, gegen diesen Jugendlichen wegen des Verdachts des Raubes ermittelte, bestand eine aufrechte Festnahmeanordnung der Staatsanwaltschaft Wien", sagte Gass. Es könne zudem nicht ausgeschlossen werden, dass er weitere Straftaten begangen hat. Die Opfer können sich daher - auch anonym - an das Landeskriminalamt wenden (01/31310/33800).
 
Die Ermittlungen gegen die erwachsenen "Sittenwächter" laufen auch wegen Waffenhandels, Freiheitsentziehung, schwerer Körperverletzung und Kfz-Diebstahl. Die hierarchisch strukturierte Gruppierung soll seit Anfang des Jahres ihr Unwesen getrieben haben. Die Bande war über geheime Chatgruppen organisiert und führte Akten über hunderte Frauen mit deren Aktivitäten im Internet und in der Öffentlichkeit. Zuletzt saßen vier der Verdächtigen in U-Haft, wobei die Anzeigen auf Gründung einer kriminellen Vereinigung sowie eines verbrecherischen Komplotts und Nötigung lauten.
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