Heinisch-Hosek fordert:

"1.500 Euro Mindest-Lohn für Frauen“

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Heinisch-Hosek verlangt 1.500 € Mindestlohn – das soll vor allem Frauen helfen.

Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek ist trotz der Schulpannen ungebrochen – und stellt in ÖSTERREICH ihre Forderungen zum Frauentag auf:

ÖSTERREICH: Frauen verdienen immer noch um 39 % weniger als Männer. Warum?
Gabriele Heinisch-Hosek: Die Lohnschere geht langsam zu. Natürlich wünsche mir, dass das schneller geht. Ich will deshalb einen kollektivvertraglichen Mindestlohn für 1.500 Euro. 1.300 Euro sind zwar in fast allen Branchen erreicht. Das ist aber zu wenig, um davon zu leben.

ÖSTERREICH: Das betrifft die Sozialpartner, was kann die ­Regierung hier tun?
Heinisch-Hosek: Der Arbeitsminister ist dran, das Paket ist noch nicht ganz fertig. Frauen in Teilzeit sollen das Recht haben, vorinformiert zu werden, wenn ein Vollzeitjob im Betrieb frei wird. Wir werden auch viel Geld in Kinderbetreuung und ganztägige Schulen stecken. Es wäre sehr wichtig, mehr Frauen in Vollzeit zu bekommen. Dann gäbe es weniger Überstunden, die ja zu drei Vierteln von Männern ­geleistet werden.

ÖSTERREICH: Es gibt Frauenquoten in öffentlichen Dienst und bei Staatsunternehmen. Soll es mehr Quoten geben?
Heinisch-Hosek: Ja, ich bin für Quoten in der Privatwirtschaft. Das stößt bei der ÖVP bisher nicht auf Gegenliebe. Ich schlage eine Frauenquote für Aufsichtsräte und in einem weiteren Schritt für ­Vorstandsposten vor. Wovor fürchtet sich die ÖVP? So wie wir stolz die Quote in staatsnahen Betrieben präsentiert haben, könnte Vizekanzler Mitterlehner dann auch diese präsentieren.

ÖSTERREICH: Was bringt die Steuerreform den Frauen?
Heinisch-Hosek: 90 % der Frauen verdienen weniger als 25.000 €. Sie profitieren von der Absenkung des Eingangssteuersatzes besonders – das scheint auf gutem Weg zu sein. Viele verdienen aber unter 11.000 €. Da geht es um die Negativsteuer. Derzeit sind es 110 Euro – da muss eine Verdoppelung her, wenn nicht eine Verdreifachung.

ÖSTERREICH: Zur Schule: Ein Expertenpapier sieht eine Autonomie der Schulen vor. Soll das wirklich so weit gehen, dass Schulen auch die 50-Minuten-Stunde fallen lassen?
Heinisch-Hosek: Das wäre eine ganz große Umstellung. Selbstverständlich bin ich dafür, dass Dinge wie die Schulöffnungszeiten und auch Unterrichtszeiten autonom geregelt werden können. Man muss nur aufpassen, dass den Lehrern nicht zusätzliche Stunden oktroyiert werden – weniger dürfen es aber auch nicht sein.

ÖSTERREICH: Sie erleben ja in Sachen Schule eine Hiobsbotschaft nach der anderen. Es gibt Rücktrittsaufforderungen. Will frau da nicht manchmal den Hut draufhauen?
Heinisch-Hosek: Nein. Ich schaue in die Zukunft, diese Aufforderungen interessieren mich nicht. Ich vertraue auf mein Team. Die Dinge, die passiert sind, sind Vergangenheit.

Interview: G. Schröder

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