Rollende Zeitbomben

10 Mio. Lkws haben Mängel

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Jeder fünfte Lkw auf Österreichs Straßen ist Schrott, vier von fünf mangelhaft. Der ARBÖ fordert jetzt deutlich mehr Kontrollen.

Drei Stunden Totalsperre, Tausende verzweifelte Autofahrer im Stau: Wie ÖSTERREICH berichtete, führte der Horror-Unfall eines rumänischen Lkws auf der A23 Samstag früh zum Verkehrsinfarkt. Tatsächlich steckt dahinter ein handfester Skandal: Der Lenker war übermüdet, fuhr zu schnell und mit abgefahrenen Reifen (siehe Story rechts). Ein Wunder, dass es nicht zur Katastrophe gekommen ist.

Jeder fünfte Lkw ist eine rollende Zeitbombe
Das Erschreckende: Der rumänische Lkw ist kein Einzelfall. Immer mehr schrottreife Sattelschlepper sind auf Österreichs Straßen unterwegs und gefährden sich und andere.

Wie aktuelle Zahlen des Verkehrsclub Österreich (VCÖ) belegen, ist sogar jeder fünfte Lkw eine rollende Zeitbombe und so desolat, dass wegen „Gefahr im Verzug“ eigentlich keine Weiterfahrt erlaubt ist.

Mehr als 2 Millionen Lkws sind in desolatem Zustand
In absoluten Zahlen: Von insgesamt zwölf Millionen Lkws, die pro Jahr über unsere Autobahnen donnern, dürften 2,4 Millionen Fahrzeuge Schrott sein. Und: Vier von fünf Lkws fahren trotz schwerer Mängel – am häufigsten sind die Reifen abgewetzt oder die Radaufhängung defekt.

Alarmierend: Der Anteil der ausländischen Brummer ist enorm. Laut ÖAMTC hat die Hälfte aller in Österreich fahrenden Lkws ausländische Kennzeichen – der Anteil ausländischer Schrott-Laster dürfte weit über 50 Prozent liegen.

Polit-Skandal: Zu wenig Personal für Kontrollen
Wie Lydia Ninz vom ARBÖ erklärt, hat die Verkehrspolitik völlig versagt. „Wir haben zwar zehn mobile, wahnsinnig teure Prüfzüge in Österreich. Es fehlt aber an Personal, deshalb kommen diese Geräte nicht oft zum Einsatz“, sagt Ninz. „Es gibt nur ein Rezept gegen die Schrott-Lkws: mehr und strengere Kontrollen“, sagt Ninz zu ÖSTERREICH. Und genau das ist das Problem. Denn laut VCÖ sind im Jahr 2008 gerade einmal 59.000 Lkws kontrolliert worden – das entspricht weniger als einem Prozent aller Sattelschlepper.

Bures greift durch: Aktion scharf ab Mitte September
Verkehrsministerin Doris Bures (SPÖ) lässt die Vorwürfe nicht auf sich sitzen: „Die Kontrollen sind Sache der Polizei, es gibt heuer aber mehr technische Überprüfungen als je zuvor.“ Im ÖSTERREICH-Interview kündigt sie eine Öko-Maut für Lkws ab Jänner 2010 an – ältere Lkws müssen dann mit höheren Gebühren rechnen.

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