Asyl-Drama in Traiskirchen:

3.000 Flüchtlinge 
in Lager gepfercht

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Erstmals gibt Österreich neu ankommenden Flüchtlingen keinen Schlafplatz mehr.

Sie kommen aus dem Krieg in Syrien oder im Irak und haben eine oft monatelange Flucht hinter sich. Sie haben alles verloren, viele auch Familienmitglieder. Nun verschlimmert sich die Situation auch in Österreich: Sind die Flüchtlinge hier angekommen, gibt es für sie oft nicht einmal einen festen Schlafplatz.

Im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen sind derzeit 700 Asylwerber de facto obdachlos. Sie schlafen bei Wind und Wetter im Freien oder in Garagen am Boden. Wer auf eine Pritsche in ein Zelt darf, kann sich hier schon glücklich schätzen.

„Das Lager ist eine Schande für Österreich“, sagt Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner, der am Mittwoch Zugang bekam und erfuhr, dass derzeit 3.001 Asylwerber in Traiskirchen leben. Die Situation sei „erstmalig“ so, da es „schlicht keine Plätze für neue Antragssteller“ gibt, so ein Sprecher des Innenministeriums. In den vergangenen fünf Wochen gab es 8.710 Asylanträge.

Mikl-Leitner: »Situation bleibt angespannt«

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) bezeichnet die Situation als „angespannt“. Von den 3.000 Insassen sollten 2.138 bereits von den Ländern betreut werden. Mikl-Leitner will ab heute in jenen Ländern, die die Quote nicht erfüllen, Kasernen öffnen oder Container aufstellen (siehe rechts).

Kanzler und Vize treffen NGOs und Länderchefs

Angesichts der Asylkrise macht nun die Regierung Tempo: Die angekündigten Krisen-Gipfel finden kommende Woche statt. Am Montag treffen Kanzler Werner Faymann (SPÖ), sein Vize Reinhold Mitterlehner (ÖVP) und Mikl-Leitner Vertreter von NGOs. Am Mittwoch folgt ein Gipfel der Regierung mit den Landeshauptleuten.

 

Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner im Interview:
»Lager ist Schande für Österreich«

ÖSTERREICH: Wie haben Sie das Lager in Traiskirchen bei Ihrem Besuch erlebt?

Klaus Schwertner: Was ich gesehen habe, ist eine sehr, sehr schwierige Situation. Laut offiziellen Auskünften sind 3.001 Menschen im Lager. 700 von ihnen sind quasi obdachlos. Das ist eine Schande für Österreich.

ÖSTERREICH: Wo halten sich die Menschen auf?

Klaus Schwertner: In der Nacht werden Garagen und Wartesäle aufgemacht, damit wenigstens einige geschützt sind. Viele müssen aber im Freien schlafen.

ÖSTERREICH: Wie sieht es im Gebäude aus?

Klaus Schwertner: Probleme gibt es mit der Essensausgabe, da kommt es oft zu stundenlangen Wartezeiten. Jetzt soll eine zweite Ausgabestelle eingerichtet werden.

ÖSTERREICH: Wie sieht Ihr Lösungsansatz aus?

Klaus Schwertner: Die Situation ist bewältigbar. Wir brauchen jetzt einen nationalen Aktionsplan.

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