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Ärzte-Protest: Spital im Koma

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Ärzte drohen mit dramatischen Verschlechterungen in Österreichs Spitälern.

Ärzte schlagen Alarm: Die Umsetzung des Arbeitszeitgesetzes für die Spitalsärzte stelle das Gesundheitssystem vor eine Zerreißprobe. Durch eine EU-Richtlinie dürfen die Mediziner künftig im Durchschnitt nur noch 48 Stunden pro Woche arbeiten, statt wie bislang 60.

Die Ärzte des Wiener Krankenanstalten-Verbundes (KAV) mobilisierten am Donnerstag. Sie lehnen eine erste Einigung mit dem Spitalsverband und Ärztevertretern ab. Darin ist eine Abgeltung durch ein höheres Grundgehalt vorgesehen. Auch in Kärnten und dem Burgenland gibt es keine finale Einigung mit den Medizinern. Die Konsequenzen der Umsetzung treffen ganz Österreich.

Weniger Kapazitäten für OPs, volle Ambulanzen
Thomas Szekeres, Präsident der Wiener Ärztekammer, malt im ÖSTERREICH-Gespräch ein düsteres Szenario: „Ein Kahlschlag bei den Leistungen droht.“ Schon jetzt sind Ambulanzen überfüllt. Das soll schlimmer werden, wenn die Ärzte weniger arbeiten: „Auch die Wartezeiten auf OPs verlängern sich. Die OP-Kapazitäten im AKH sind schon um 15 % gesunken, Ähnliches geschieht in anderen Spitälern.“ Ein Insider: Seit Jahresbeginn wurden bereits 300 OPs im AKH verschoben. Konsequenz: Nur noch diejenigen, die sich Privatmedizin leisten können, werden umgehend versorgt.

Bis Sonntag steht eine Urabstimmung der KAV-Ärzte über einen Lösungsvorschlag an. Der Ausgang ist offen. Auch die AKH-Ärzte kündigten Versammlungen an. Im Kampf ums Geld sollen aber am Ende nicht die Kunden bluten müssen. Szekeres dazu: „So weit wollen wir es nicht kommen lassen.“

"Engpässe bei Versorgung drohen"

Der Präsident der Ärztekammer Wien befürchtet eine Verschlechterung in Spitälern.

ÖSTERREICH: Wie ist die Stimmung bei den Ärzten?
Thomas Szekeres: Schlecht. Die Reduzierung der Arbeitszeit ist nicht ohne massive Umstrukturierungen zu bewerkstelligen. Das braucht Zeit.

ÖSTERREICH: Was droht den Spitälern?
Szekeres: Leistungseinschränkungen, das ist die Gefahr, die überall droht. Es wird zu Versorgungsengpässen kommen. Schon jetzt ist die Situation in den Ambulanzen schlimm.

ÖSTERREICH: Das macht den Ärztejob nicht gerade attraktiv für Junge ...
Szekeres: Sechs von zehn Medizin-Studenten wollen weg aus Österreich, wie Befragungen zeigen. Man müsste hier gegensteuern. Eine Pensionierungswelle unter den Ärzten kommt auf uns zu. Der Ärztemangel wird dann noch akuter.

(küe)

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