Gespräche in Wien

Kurz im Zentrum des Atom-Pokers

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Heiße Phase im Atompoker zwischen Iran und dem Westen: Protokoll des Marathons.

Verhandelt wird im noblen Palais Coburg. Bis Montag soll es eine Lösung in dem seit elf Jahren anhaltenden Atomstreit mit dem Iran geben. Am Tisch sitzen der Iran, die Außenminister der UNO-Vetomächte sowie Frank Walter Steinmeier, Deutschlands Außenminister. Er kam Samstagmittag in Wien an, sagte: „Die Stunden der Wahrheit hat begonnen.“ Sebastian Kurz, der im Jänner die Atomgespräche von Genf nach Wien geholt hat, zu ÖSTERREICH: „Es ist ein entscheidender Moment, so eine Chance wird so schnell nicht wiederkommen.“

US-Außenminister John Kerry entspannte sich vor Beginn der zähen Marathonverhandlungen auf seine Art: Mit 15 Bodyguards marschierte er über den Christkindlmarkt vor der Wiener Karlskirche. Blieb stehen, ließ sich geduldig mit ORF-Journalistin Rosa Lyon fotografieren, die mit ihrem einen Monat alten Baby Lily im Tragegurt unterwegs war.

Sanktionen
Nach dem Kurzausflug konferierte Kerry zuerst mit Irans Chefverhandler Mohammad Javad Zarif und Frank Walter Steinmeier. Kerry zeigte sich eher pessimistisch, dass es bis Montag zu einer Lösung des Streits und einer Lockerung der Sanktionen gegen den Iran kommen wird: „Wir sind noch weit von einer Lösung entfernt“, sagte er.

 

Außenminister: "Verhandlungen bedeutend für die Welt"

ÖSTERREICH: Was sind die Knackpunkte eines Atom-Deals in Wien?
Sebastian Kurz: Die Verhandlungen sind n einer sehr wichtigen Phase. Die ­Linie des Westens und der 
EU ist klar. Es muss sichergestellt werden, dass der Iran langfristig keine Atombombe bauen kann und die Atomenergie nur friedlich genutzt wird. Der Iran wiederum wünscht so bald wie möglich eine Aufhebung der Sank­tionen. Hauptfrage ist, inwieweit beide Seiten bereit sind, aufeinander zuzugehen.

ÖSTERREICH: Wie wichtig ­wäre ein Atomvertrag für den Weltfrieden?
Kurz: Die Iran-Atomverhandlungen sind von großer weltpolitischer Bedeutung. Das zeigt sich auch daran, dass die Außenminister der fünf UNO-Vetomächte und Deutschlands bereits in Wien sind oder im Laufe des Wochenendes noch anreisen werden.

ÖSTERREICH: Was würde ein tragfähiges Abkommen für den Iran bedeuten?
Kurz: Es könnte der Beginn einer positiven Entwicklung des Iran sein und wäre angesichts der vielen anderen Krisen wichtig. Die Frage der Sanktionen ist für die iranische Seite natürlich sehr ­bedeutend.

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