Obdachlose

Audimax wird zur Caritas

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Die Studentenbewegung im Audimax mutiert zur Obdachlosen-Versorgung.

Etwa 40 Obdachlose suchen am Sonntagvormittag in der Wiener Hauptuni Schutz vor der klirrenden Kälte. Manche von ihnen sind freilich schon seit Samstag da. Im Audimax beseitigen sie die Spuren der Party vom Vorabend. Aus den Lautsprechern dröhnt „Großvater“ von STS.

„Sie putzen jeden Morgen, von uns werden sie mit Essen versorgt. Es gibt auch eine Dusche mit Kaltwasser“, meint Kayhan (23). Der Chemiestudent ist seit Beginn der Besetzung dabei. Seit zwei Monaten also. Er hilft in der „Volxküche“ aus. Dort werden fast nur mehr Obdachlose versorgt. „Audimax ist Caritas“, sagt Kayhan nicht ohne Stolz.

89 Obdachlose nutzen Audimax als Asyl
89 Stadtstreicher haben in der Nacht auf Sonntag hier übernachtet. Trotz Release-Party der Audimax-CD, brechend vollem Hörsaal und und wummernden Bässen bis in den Morgen. Denn zum Feiern kommen sie wieder, die Besetzer. „Zwei- bis dreihundert Studenten waren hier“, sagt Kayhan.

Besetzer kommen nur noch zum Feiern
Jetzt sind sie wieder weg. Trotz Programms. Für 13 Uhr ist ein Vortrag an­gesagt: „Antisexistische Selbstuntersuchung“. Unaufmerksames Publikum: die Obdachlosen.

Eine Handvoll Studenten trifft man dann doch, in der „Volxküche“. Petra (22) weicht Kichererbsen ein, schlichtet Lebensmittel in Regale. Ein Obdachloser verräumt die Teller. In der Luft liegen Zigarettenrauch und der süßliche Geruch anderer Rauchwaren. Das Rektorat hat Sicherheitsbedenken angemeldet, der Brandschutz sei nicht gegeben. Doch Petra hat andere Sorgen. „Es ist eine Schande, wie die Stadt Wien mit der Obdachlosigkeit umgeht“, sagt sie. Und: „Einrichtungen wie die Gruft müssen diese Menschen zu uns schicken, weil kein Platz ist. Wir haben keine Erfahrung, aber wir machen sie wenigstens satt.“

Und die Studenten? „Die agieren derzeit eher in den Hinterzimmern“, meint Petra. Kayhan wird deutlicher: „Ich bin stinksauer, auf meine Kollegen. Denen ist einfach fad geworden.“ Wie es nach Weihnachten weitergehen soll? „Eine gute Frage, ich hab’ keine Ahnung.“

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