Diskriminierung

Autist aus der Wohnung geworfen

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Weil ihr autistischer Sohn zu laut ist, wird sechsköpfige Familie delogiert. 

Familie Salman wohnt in einer kleinen Reihenhaus-Gemeindebausiedlung in Donaustadt. Die helle Wohnung ist mit schalldämpfenden Teppichen belegt. Die sechsköpfige Familie mit türkischen Wurzeln ist vor mehr als vier Jahren hier eingezogen. Der älteste Sohn, Ismail (16), ist Autist. Das bedeutet: Er leidet an einer angeborenen Entwicklungsstörung des Gehirns. Die Folge: Immer wieder kommt es zu unkontrollierbaren, emotionalen Ausbrüchen.

"Klage stützt sich auf 'Anderssein‘ des Sohns“
Weil Ismail bei seinen Anfällen oft schreit oder gegen die Wand tritt, fühlten sich die Nachbarn belästigt und zeigten die Familie an, wie Ö3 in Erfahrung brachte. Vermittlungsversuche der Stadt Wien halfen nichts. Jetzt muss die Familie laut Gerichtsurteil der zweiten Instanz bis 15. November die Wohnung räumen. Bei der Autistenhilfe zeigt man sich ob der bevorstehenden Delogierung entsetzt: "Es kann doch nicht sein, dass eine Familie delogiert wird, weil ein behindertes Kind da ist“, sagt Ruth Renée Kurz, Sprecherin der "Österreichischen Autistenhilfe“. Die Klage stütze sich auf das 'Anderssein‘ Ismails. "Der Bursch ist ein 'Sonnenschein‘, völlig friedlich“, so Kurz weiter.

Stadt Wien sucht nun Wohnung für die Familie
Der Fonds Soziales Wien sucht jetzt umgehend nach einem Ersatzquartier für die Familie. Dabei wird ein Hauptaugenmerk auf die spezielle Betreuung von Ismail gelegt: "Wir müssen dabei ressortübergreifend sicherstellen, dass die Familie einerseits bestmöglich betreut wird, und andererseits auch wohnungsmäßig gut versorgt ist“, heißt es aus dem Büro von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ). Man sei "zuversichtlich“, dass "schnellstens“ eine Lösung gefunden wird. Möglich sei etwa eine betreute Wohngemeinschaft. Die Kooperation von seiten der Familie sei jetzt aber ebenfalls entscheidend.

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