Schmied-Interview

"Bin umgeben von Blockierern"

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Bildungsministerin Claudia Schmied äußerte sich zu den Schulreformen.

ÖSTERREICH: Der Schulherbst bringt für Sie eine Reihe von Konflikten mit Lehrergewerkschaftern und Ländern. Ein Kampf gegen Windmühlen? Fühlen Sie sich von Blockierern umgeben?
Claudia Schmied: Ja, häufig. Mir fällt dazu Don Quijote oder Sisyphos ein. Das öffentliche Bildungssystem hat sehr starke Beharrungskräfte. Die Aufgabe für mich ist da groß, aber genau das gibt mir auch Energie und Kraft. Das Bildungssystem ist einfach über Jahrzehnte nicht erneuert worden. Dass hier von vielen Seiten blockiert wird, ist also systemimmanent.
ÖSTERREICH: Das neue Lehrerdienstrecht wird erst nach den Personalvertretungswahlen im Dezember verhandelt. Skurril, dass darauf gewartet werden muss. Das versteht doch niemand.
Schmied: Wer letzte Woche die Rhetorik der Lehrergewerkschaft gehört hat, der versteht, dass hier der Wahlkampf abgewartet wird. Alles andere wäre sinnlos. Das neue Lehrerdienstrecht ist ein Jahrhundertprojekt. Das sollte nicht durch Wahlkampftöne gefährdet werden.
ÖSTERREICH: Was macht Sie glauben, dass die Lehrer diesmal nicht wieder bremsen?
Schmied: Wir sollten nicht vom Schlimmsten ausgehen, sondern an die Vernunft glauben. Wir wollen uns ja auch auf die jungen Lehrer konzentrieren. Wir brauchen attraktivere Einstiegsgehälter, mehr Leistungsorientierung und es muss mehr Mobilität möglich sein. Allen muss klar sein: Das neue Dienstrecht ist der Schlüssel dafür, die öffentliche Schule zeitgemäß zu gestalten. Wenn uns das nicht gelingt, müssen wir uns um die Zukunft der öffentlichen Schule Sorgen machen.
ÖSTERREICH: Stichwort Verwaltungsreform: Niederösterreichs Landeshauptmann meint, bei der Schulpolitik würde zu viel herumgemurkst. Wie ist hier eine gute Zusammenarbeit möglich?
Schmied: Die Ansinnen Niederösterreichs in der Frage sind in Zeiten der EU kein Weg in die Zukunft. Mir geht es darum, den Schulen mehr Verantwortung zu übertragen. Wir müssen wirklich intensive Gespräche mit den Ländern führen. Aber auch hier gibt es leider massive Beharrungskräfte wie bei den Lehrern.

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