Keine Kandidatur?

Bundespräsident denkt ans Aufhören

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Bundespräsident Fischer denkt angeblich daran, auf eine Wiederkandidatur zu verzichten. Für 2010 zeichnet sich ein Dreikampf ab.

Die Sache gilt als heikel, entsprechend zurückhaltend sind alle Beteiligten: In der SPÖ setzte sich aber immer mehr die Meinung durch, dass Bundespräsident Heinz Fischer daran denkt, 2010 nicht für eine 2. Amtszeit zu kandidieren. Dabei wäre Fischer die Wiederwahl sicher: Laut der ÖSTERREICH-Gallup-Umfrage vertrauen ihm 68 Prozent der Österreicher. Fischer macht innen- wie außenpolitisch eine hervorragende Figur. Morgen fliegt der Präsident zu einem wichtigen Staatsbesuch nach Israel. First Lady Margit Fischer ist gern und erfolgreich im Charity-Bereich tätig – erst am Freitag präsentierte sie die Weihnachtsaktion der Volkshilfe.

Präsident hält sich bedeckt
Und doch, bei der nächsten Wahl im Frühjahr 2010 wäre Fischer 72 Jahre alt, am Ende seiner 2. Amtsperiode dann 78. Besonders Margit Fischer soll an einige unbeschwerte Jahre mit ihrem Heinz denken – samt Auslandsreisen und Bergtouren. Vertraute der Fischers wollen derlei zwar noch nicht bemerkt haben und schwärmen im Gegenteil davon, wie wohl sich die Fischers in der Hofburg fühlten. Der Bundespräsident sei zudem topfit, abgesehen von einer verschleppten Grippe, an der er nach seiner Jordanienreise laborierte. Doch auch in seinem engsten Umfeld weiß niemand über seine Pläne über das Jahr 2010 hinaus Bescheid. „Ich werde mir das gut überlegen“, beantwortete Fischer die Frage nach seiner Wiederkandidatur kürzlich in der ORF-Pressestunde. Erwartet wird, dass Fischer seine Entscheidung erst Ende 2009 bekannt gibt.

Favorit Pröll
Tritt Fischer im Frühjahr 2010 nicht an, wird die ÖVP natürlich alles versuchen, die Hofburg wieder zurückzuerobern. Am ehesten wird das den Schwarzen gelingen, wenn sie den niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll ins Rennen schicken. Der 62-Jährige selbst dementierte zwar im ÖSTERREICH-Interview alle Ambitionen: „Gerüchte über die Amtsmüdigkeit des Präsidenten sind kein Grund für mich, über eine Kandidatur nachzudenken.“ Wer aber den Vollblutpolitiker Pröll kennt, weiß, dass der das höchste Amt im Staat als Krönung seiner Karriere sähe.

Frau in die Hofburg?
In der SPÖ empfiehlt sich mit Nationalratspräsidentin Barbara Prammer erstmals in der Parteigeschichte der SPÖ eine Frau für das höchste politische Amt. Nach Anfangsschwächen hat sie sich an der Spitze des Parlaments etabliert und gilt – vorausgesetzt Fischer zieht sich zurück – als logische SPÖ-Kandidatin, auch wenn sie gegen Pröll wohl einen schweren Stand hätte.

Stichwahl wahrscheinlich
Für zusätzliche Spannung und wahrscheinlich auch für eine Stichwahl dürfte ein weiterer beliebter Politiker sorgen: Die Grünen werden kaum die Chance auslassen, ihren Ex-Parteichef Alexander Van der Bellen ins Rennen zu schicken. Van der Bellen hat seit seinem Rücktritt noch an Zustimmung gewonnen, hat er doch bewiesen, dass er kein Sesselkleber ist. Plus: Der grüne Ex-Parteichef war immer schon für Überraschungen gut.

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