Audimax

Buwog-Protokolle: Lesung brachte Neues

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Die Kabarettisten lasen auch aus unveröffentlichen Teilen der Protokolle.

Eine öffentliche Lesung aus von Ermittlern mitgeschnittenen Telefonaten der im Buwog-Skandal Beschuldigten Walter Meischberger, Ernst Karl Plech und Karl-Heinz Grasser wurde am Montagabend im überfüllten Audimax der Universität Wien nicht nur ein durchschlagender Lacherfolg beim Publikum, sondern bot den Zuhörern auch Neues: Nicht nur aus den nach parlamentarischen Anfragen veröffentlichten Passagen wurde vorgelesen, sondern auch aus bisher unveröffentlichten Teilen der Abhörprotokolle.

Jurist Mayer: Vortragen der Protokolle rechtmäßig
Da eine Vorlesung kein Medium sei, gelte für die Veranstaltung das Medienrecht nicht, begründete der Dekan der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Uni Wien, Heinz Mayer, die Rechtmäßigkeit der Auswahl des Vorlesestoffs. Dies sei freilich für die Berichterstattung darüber in Text, Bild und Ton anders, weswegen er die zahlreichen im Saal anwesenden Journalisten vor Veröffentlichungen warnte: "Das kann sie bis zu 100.000 Euro kosten!" Der stellvertretende "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk, der als "Regisseur" des Abends fungierte, machte im Verlauf der eineinhalbstündigen Veranstaltung das Publikum immer wieder aufmerksam, dass nun unveröffentlichte Passagen folgten.

Von "Was woa mei Leistung?" bis "Da bin ich supernackt"

Mayer, der die ursprünglich im Wiener Juridicum angesetzte Veranstaltung, die wegen der großen Nachfrage ins Audimax verlegt werden musste, ermöglicht hatte, bedankte sich bei den drei eingeladenen "Gastprofessoren", den Kabarettisten Florian Scheuba, Robert Palfrader und Thomas Maurer: Diese drei Herren hätten nichts kassiert, und auch nicht mitkassiert. Die Drei lasen mit verteilten und immer wieder wechselnden Rollen nicht nur aus den Telefonprotokollen von Gesprächen von Walter Meischberger, Ernst Karl Plech und Karl-Heinz Grasser, sondern auch aus den Tagebüchern Meischbergers. Die größten Lacher erzielten die bereits bekannten Sager wie "Was woa mei Leistung?" oder "Da bin ich supernackt".

"Pflichtübung zur österreichischen Realverfassung"
Diese "Pflichtübung zur österreichischen Realverfassung" (Klenk) ließen sich auch viele Mitakteure der Buwog-Affäre nicht entgehen. Klenk bedankte sich etwa ausdrücklich bei jenem Informanten, dem er die geheimen Protokolle verdanke, und der sich an diesem Abend auch im Saal befinde. Einträchtig nebeneinander amüsierten sich Grasser-Anwalt Manfred Ainedter und sein Kollege Michael Pilz, der Rechtsvertreter des von Grasser im Zuge der Buwog-Affäre geklagten ehemaligen Kabinettsmitarbeiters Michael Ramprecht. Die öffentliche Verlesung der Protokolle beurteilte Ainedter im Gespräch mit der APA als "kabarettistisch hochwertig, aber rechtlich bedenklich. Die Causa Grasser verkommt immer mehr zur Posse."

Prominente Zuhörer
Die Grüne Abgeordnete Gabriela Moser, die durch eine parlamentarische Anfrage die Berichterstattung über die Protokolle ermöglicht hatte, ließ sich das Spektakel ebenso wenig entgehen wie etwa ORF-Mann Armin Wolf, Ex-SP-Wissenschaftssprecher Josef Broukal oder Ex-Staatsoperndirektor Ioan Holender. Die zahlreichen Menschen, die vergeblich Einlass in das bereits eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn gesperrte Audimax begehrt hatten, erhalten eine zweite Chance: Am 31. Jänner gibt es um 21 Uhr eine weitere Vorstellung der Realsatire.

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