Endspurt

Das große Wahl-Finale

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Die letzten Umfragen vor dem Sonntag brachten noch einmal Hektik in alle Parteien.

Heute Vormittag kehrt Werner Faymann an die roten „roots“ zurück. Am legendären Viktor-Adler-Markt in Wien-Favoriten hofft der Kanzler auf Massenbesuch – ein letztes Stimmungsbarometer, denn vor drei Wochen war hier FPÖ-Chef HC Strache aufgetreten. Wer schafft mehr?

Der Wahlkampf, der so lahm begonnen und sich dann vor allem im TV abgespielt hat, nimmt in der letzten Woche Fahrt auf.

Kanzler-Gewalttour in 
allen neun Bundesländern
Gerade Faymann hat im Finale einen wahren Marathon hingelegt und alle neun Bundesländer aufgesucht. Auch Strache und ÖVP-Vizekanzler Michael Spindelegger haben ihren Einsatz erhöht. Der VP-Chef vor allem im für ihn lebenswichtigen Niederösterreich, Strache hat am Wiener Stephansplatz den traditionellen blauen Schlussakt gesetzt.

Strache setzte im Finale 
SPÖ und ÖVP unter Druck
Faymann erhöhte die Schlagzahl, weil er weiß, dass er trotz guter Umfragen noch nicht gewonnen hat. Strache hat in den letzten beiden Wochen stark aufgeholt, nicht nur von Stronach, sondern auch von den Roten.

Und Spindelegger spürt Strache im Nacken. Für ihn geht es um alles: Fällt die ÖVP hinter die FPÖ zurück, ist er wohl nur noch bis morgen Abend Parteichef.
Auch die Grünen und Team Stronach sind unter Druck. Beide sind im Finale zurückgefallen. Eva Glawischnig will die letzten drei Tage am Donauturm für ihre Wähler rund um die Uhr da sein und „Frank“ gab sich zum Schluss volksnah und gestern im ­Prater einen aus.

SPÖ: Kanzler-Tour durch alle neun Bundesländer

Gestern wurde es beim SPÖ-Wahlkampfschluss im Festzelt vor der roten Parteizentrale in Wien noch einmal emotional. „Österreich sei zu wertvoll für Experimente. Wir müssen Schwarz-Blau-Stronach verhindern“, polterte Werner Faymann.

Gleich danach sollte es weiter ins Burgenland für den SPÖ-Chef gehen. Dort besuchte er die Polizeiinspektion Nickelsdorf. Neben den TV-Duellen tourte der rote Bundeskanzler durch ganz Österreich. Von Donnerstag bis heute wollte er noch einmal alle Bundesländer besuchen, um „für jede Stimme zu kämpfen“.

Dabei besuchte Werner Faymann auch immer wieder Betriebe. Dort redete er mit den Lehrlingen über „Ausbildungsgarantien“ und warum er „für jeden Arbeitsplatz“ kämpfe.

Faymann appelliert an Pensionisten und Frauen

Kernwähler. Die SPÖ setzt auf einen Kernwähler-Wahlkampf: Faymann besuchte Pensionisten, denen er garantierte, dass er sich „gegen VP-Pläne, das Frauenpensionsalter anzuheben“, auflehnen werde.

Schwerpunkte auf seinen Touren waren denn auch immer „Arbeitsplätze, Bildung und Renten“. Damit will Faymann am Sonntag klar Erster werden.

ÖVP: Spindi kämpft 
bis zur letzten Sekunde

Gestern schüttelte er auf der Mariahilfer Straße noch jede Menge Hände und beantwortete Fragen der Menschen. VP-Chef Michael Spindelegger erklärt geduldig, was „ich als Kanzler verändern würde“. Von den schlechten Umfragedaten will er sich nicht beirren lassen. Er tourt noch bis Samstagabend durch das Land.

Kampf gegen SPÖ, FPÖ und Neos in Städten

Konkurrenz. Auf Betriebsbesuch in Linz redet der VP-Vizekanzler mit Lehrlingen und versucht zu erklären, wie er Jobs schaffen wolle.

In den größeren Städten des Landes hat er wohl die größte Konkurrenz: Er kämpft zwar gegen die SPÖ um Platz eins, aber die FPÖ und die Neos fischen in seinem Wählerteich. Auf Wahlkampftour geht er auf die neue Partei – die aus Ex-VPlern besteht – nicht ein. Er wiederholt in seinen Wahlkampfreden bloß immer wieder, dass „eine Stimme für Kleinstparteien eine weggeworfene“ sein könne.

Spindelegger berichtet von seiner eigenen Familie
Im persönlichen Gespräch zeigt sich der ÖVP-Chef offen. Frauen wollen von ihm wissen, wie das mit der Ganztagesschule sei. Der VP-Chef erzählt den Menschen immer wieder von seiner eigenen Familie. Etwa, wie er seine Kinder zum Lesen motiviere. Er will bis zur letzten Sekunde, um jede Stimme kämpfen.

FPÖ: Strache verlor 
im Finish die Stimme

„Rot und Schwarz“ würden am Wahlsonntag noch ihre „blaue Überraschung erleben“, polterte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache gestern am Stock-im-Eisen-Platz in Wien. Traditionell – so wie einst Jörg Haider – beendete auch Strache gestern seinen offiziellen Wahlkampf im Herzen Wiens. Der Wahlkampf hat seine Spuren hinterlassen: Strache war heiser, verlor fast die Stimme. Und er philosophierte auch dort von „Nächstenliebe“ – nur für Inländer – von den „linkslinken Hetzern“, die gegen ihn seien, weil er sich „als Einziger für die Interessen der Österreicher“ einsetze.

Strache mit Samthandschuhen durch Clubbings

Wechsel. Strache ist in den vergangenen Wochen durch ganz Österreich getingelt und hat versucht, sich dort moderater zu zeigen. „Warum bist so sanft?“, fragten ihn auf seiner Tour denn auch einige blaue Kernwähler. Auf Anti-Ausländer-Parolen verzichtet die FPÖ freilich bis zum Schluss nicht.

Am Samstag geht es für Strache in Wien weiter, am Abend werden noch Clubbings besucht. In den Discos des Landes gibt sich Strache gegenüber den Jungen mit Samthandschuhen. So will er am Wahlsonntag „die ÖVP überholen“.

Grüne: Glawischnig vor Wahl drei Tage wach

Die Grünen haben ihren War-Room für das Wahlkampffinale auf den Donauturm verlegt. Auf der Aussichtsplattform herrscht hektische Betriebsamkeit: Rund 20 Jung-Aktivisten in Grünen-Leibchen sitzen mit Kaffee-Tassen hinter Laptops und beantworten online Fragen von noch unentschlossenen Wählern.

„Drei Tage wach“ lautet das Motto der Schlussaktion, die seit Donnerstag den Countdown bis zum Wahlschluss am Sonntag um 17 Uhr herunterzählt. Die Nacht wird durchgearbeitet. Für Grünen-Chefin Eva Glawischnig ist „Drei Tage wach“ ein „demokratiepolitisch total wertvolles Projekt.“ Um die Mitarbeiter bei Laune zu halten, treten zudem zahlreiche österreichische Musiker auf.

Salzburgerin Rössler gibt Einpeitscherin für »Eva«

Heute feiern die Grünen ihre Abschluss-Veranstaltung im Palmenhaus im Wiener Burggarten. Zur Unterstützung holt sich Glawischnig die bislang erfolgreichste grüne Politikerin, die Salzburger Vize-Landeshauptfrau Astrid Rössler, die in Salzburg 20 Prozent erreicht hat. Sie gibt die Einpeitscherin für Glawischnig. Bei Live-Musik sollen sich die Mitarbeiter am Buffet die letzte Stärkung für den Wahltag holen.

BZÖ: Clubbing zum Abschluss

Könnte sein, dass es das BZÖ morgen nicht mehr gibt. Doch zum Wahl-Abschluss sollte noch einmal ordentlich gefeiert werden. Die Orangen wollten sich am Freitagabend zum Clubbing im Ares-Tower treffen. Auf „Humptata à la Strache“ wollte man verzichten, so ein Stratege.

Eine letzte Ansprache hielt Partei-Chef Josef Bucher. Er wollte den „Sprint auf der Zielgeraden“ loben. Das BZÖ gibt sich überzeugt, wieder einzuziehen.

NEOS: Werben auf der »Mahü«

Die Neos kämpfen im Finale um jede Stimme, um bei ihrem ersten Antritt ins Parlament einzuziehen. Auf der gut besuchten Mariahilfer Straße schüttelte Spitzenkandidat Matthias Strolz und Ministerkandidat Haselsteiner am Freitagnachmittag unermüdlich Hände „gegen den Stillstand“. Strolz optimistisch: „Wir sind auf dem Sprung zu fünf Prozent.“

Stronach: Prater-Party für »Friends & Family«

Ob mit Dieter Bohlen, Helene Fischer oder seiner Tochter Belinda – Partys feierte Frank Stronach in diesem Wahlkampf mehr als genug. Er kürte die beste Idee für Österreich mit 100.000 Euro und feierte exklusiv die Frauen im Team.
Deutlich bescheidener legte der Milliardär seinen Wahlkampf-Abschluss an. Eine Party für „Friends, Fans und Family“ wollte das Team Stronach am Freitagabend feiern, so Kandidatin Ulla Weigerstorfer.

Stronach dankte in seiner Reden seinen Wahlhelfern

Dafür lud Frank in den Wiener Wurstelprater zur Praterfee. Wo das Team bei einer Bühnenshow den Wahlkampf in Bildern Revue passieren ließ.

Einen letzten Wahlkampf-Auftritt gönnte sich Frank Stronach, der im Finish die TV-Konfrontationen geschwänzt hatte. Er wollte sich in seiner Rede vor allem bei allen ehrenamtlichen Mitarbeitern bedanken, die für ihn im Wahlkampf gelaufen sein.
Auf der Bühne ließen sich auch die anderen Kandidaten feiern: Kathrin Nachbaur, die laut Stronach Bundeskanzlerin werden soll, oder Klubobmann Robert Lugar. Dieser hat übrigens als Einziger heute noch einen Auftritt: bei einem Gespräch mit den Kandidaten anderer Parteien. Diskussionsleiter: Richard Lugner – mit dem Lugar gern verwechselt wird.

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