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EU will Frauen-Quote für alle Länder

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In Österreich kündigt Kommissarin Reding verpflichtende Quoten ab.

Den Frauen reicht’s: SPÖ-Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek verhandelt kommende Woche mit ÖVP-Wirtschaftsminsiter Reinhold Mitterlehner über ein Gesetz für Frauenquoten in den Chefpositionen von Unternehmen. Ihre stärkste Waffe: EU-Justizkommissarin Viviane Reding. Sie kündigte bei ihrem Besuch in Wien an, Unternehmen ab 2012 europaweit zu Frauenquoten zu verpflichten: „Wir wollen nicht 50 Jahre lang warten“, so Reding im ÖSTERREICH-Doppelinterview mit Heinisch-Hosek (s. u.).

Alle Ergebnisse der Quoten-Umfrage!

Hälfte der Frauen will Quote in Aufsichtsräten
Die Österreicherinnen wollen die Quote: In einer brandaktuellen SORA-Umfrage für das Frauenministerium sind 50 Prozent für eine verpflichtende Quote von 40 Prozent in Aufsichtsräten (siehe Grafik), Frauen zwischen 16 und 29 Jahren sogar zu 63 Prozent. Männer hingegen sind zu 70 Prozent ablehnend. Allerdings geben 62 Prozent zu: Es reicht nicht, dass Frauen sich nur genügend anstrengen, um es bis ganz nach oben zu schaffen.

Wie eine Regelung in Österreich aussehen könnte, wird jetzt verhandelt: Mitterlehner kündigte via profil an, dass in Unternehmen mit mehr als 50 Prozent Staatsanteil bis 2013 25 Prozent der Aufsichtsräte Frauen sein sollen, bis 2018 30 Prozent. Heinisch-Hosek will Frauenquoten für alle Unternehmen an der Börse.

ÖSTERREICH: Was haben Sie bei Ihrem Treffen besprochen?
Viviane Reding: Wir haben festgestellt, dass zwar 60 Prozent der Universitätsabsolventen Frauen sind, dass aber diese gläserne Decke besteht. Ich habe am 1. März ein Treffen mit den Vorstandschefs großer, börsennotierter Firmen. Wenn sie nicht binnen eines Jahres selbst nachvollziehbar Maßnahmen treffen, müssen wir 2012 europaweit gesetzliche Maßnahmen treffen.
Heinisch-hosek: Studien zeigen, dass Firmen, wo Männer und Frauen gleich in der Führungsetage vertreten sind, bessere Ergebnisse bringen. Das Treffen mit Kommissarin Reding war wichtig, weil ich mit diesem Rückenwind aus Europa jetzt in die Gespräche mit dem Wirtschaftsminister gehe.

ÖSTERREICH: Jetzt sollen Unternehmen freiwillig Quoten einführen. Was, wenn das nicht reicht?
Reding: Erst einmal mit den Betrieben reden. Nicht über Feminismus, sondern über wirtschaftliche Fakten. Sie haben jetzt noch eine letzte Chance, sonst müssen wir zu gesetzlichen Maßnahmen greifen. Z. B. 30 Prozent Frauen in Aufsichtsräten bis 2015, und dann in Folge 40 Prozent. Wir wollen Schritt für Schritt gehen, aber nicht 50 Jahre lang warten.

ÖSTERREICH: Soll es Sanktionen geben?
Heinisch: Erst einmal möchte ich keine Sanktionen. Aber falls sich nichts ändert, könnte es Verwaltungsstrafen geben, die sich an Mitarbeiterzahlen orientieren. Oder es könnten Sitzungsgelder gestrichen werden.

ÖSTERREICH: Frau Reding, wie steht Österreich international da?
Reding: Die Ministerin hat klare Zahlen vorgelegt: Was den Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen anbelangt ist Österreich auf den letzten Plätzen. Das muss sich ändern.

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