Fußfessel

Elsners Frau spricht über Freilassung

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Nach 1.316 Tagen in Haft kommt Elsner am 21. September frei.

Am Ende verstand es niemand mehr. Am 13. Februar 2007 wurde der frühere BAWAG-Chef Helmut Elsner (heute 75) von Frankreich nach Österreich ausgeliefert. Seitdem sitzt er in U-Haft. Falls er wie erwartet am 21. September vom Haftrichter in einen mittels Fußfessel elektronisch überwachten Hausarrest entlassen wird, dann wäre er insgesamt 1.316 Tage inhaftiert gewesen – drei Jahre, sieben Monate und acht Tage.

Elsner ist schwer krank, hätte längst aus der Haft entlassen werden müssen. Aber das Gericht legte sich immer quer. Kaum ein Österreicher hatte zuletzt Verständnis dafür. Auch weil Spekulant Wolfgang Flöttl, der Milliarden versenkt hatte, frei durch New York spazierte, längst wieder Business macht.

Nun winkt Helmut Elsner doch die Freiheit – wenn Richter Christian Böhm „ja“ sagt. Freiheit? Nun ja. Elsner wird seine Wohnung in der Wiener Innenstadt nur zum Einkaufen und für Arztbesuche verlassen dürfen. Die elektronische Fußfessel wird ihn rund um die Uhr überwachen. Und trotzdem freut sich seine Frau Ruth (53) auf den Tag, an dem sie ihren Mann wieder in die Arme schließen kann. Das Interview:

ÖSTERREICH: Frau Elsner, Ihr Mann sitzt seit drei Jahren und sieben Monaten in U-Haft. Sind Sie jetzt glücklich, dass die Staatsanwaltschaft das Okay für die Fußfessel gegeben hat?

Ruth Elsner: Es war eine große Freude und mir ist ein großer Stein vom Herzen gefallen. Auch wenn es nur ein Teilerfolg ist. Es ist noch keinesfalls sicher, dass mein Mann mit der Fußfessel nach Hause kommt. Vorher müssen alle technischen Details geklärt werden und am 21. September entscheidet dann der Richter. Also, das ist sicher noch keine gemähte Wiese.

ÖSTERREICH: Wie haben Sie die Entscheidung der Staatsanwaltschaft Ihrem Mann mitgeteilt?

Elsner: Gegen 17.00 Uhr werden die Zellentüren geschlossen, deswegen hat es mein Mann in der Zelle aus dem Radio am Donnerstagabend erfahren. Bei unserem Gespräch am Freitag in der Früh war er vorsichtig optimistisch. Ich war total glücklich, aber er hat gesagt: „Bitte freu dich nicht zu früh, denn der Richter hat noch nicht zugestimmt.“ Ich glaube, nach 15 abgelehnten Enthaftungsanträgen ist er mit seinen Emotionen sparsam geworden. Mein Mann traut sich erst so etwas wie Freude zu empfinden, wenn alle Verantwortlichen in der Justiz „grünes Licht“ gegeben haben.

ÖSTERREICH: Haben Sie Angst, dass sich Ihr Mann in den fast vier Jahren U-Haft verändert haben könnte?

Elsner: Seine Gesundheit hat sich massiv verschlechtert, aber seine Psyche erscheint mir noch immer so stark wie früher. Meine Beurteilung erfolgt aus einem sehr eingeschränkten Blickwinkel, denn ich habe meinen Mann in den letzten Jahren nur durch eine Glasscheibe gesehen und konnte nur über einen Telefonhörer mit ihm sprechen.

ÖSTERREICH: Wie bereiten Sie sich jetzt auf das Leben mit der Fußfessel vor?

Elsner: Mein Motto lautet: Mitgehangen, mitgefangen (lacht). Nein, im Ernst: Ich warte jetzt darauf, dass die Bewährungshilfe mit mir Kontakt aufnimmt. Angeb­lich sollen nächste Woche auch alle technischen Voraussetzungen geschaffen werden, damit es in der Wohnung keine Funklöcher gibt.

ÖSTERREICH: Was sind die ersten Pläne?

Elsner: Ich glaube, alles wird spontan und emotional sehr überwältigend sein. Vielleicht wollen wir uns in den ersten Tagen nur auf uns konzentrieren. Einfach nur festhalten und viel reden. Mein Mann hat seine Enkelkinder seit vier Jahren nicht mehr gesehen, die sind jetzt 13, 12 und 8 Jahre. Und dann hat mein Mann noch eine Schwester, die ist 91 Jahre alt. Meine Schwägerin lebt nur mehr in der Hoffnung, bald wieder ihren Bruder sehen zu können. Für sie wäre es ein gewaltiger Schock, wenn der Richter negativ entscheidet. Wir halten jetzt die Daumen, dass alles klappt.

ÖSTERREICH: Ihr Mann braucht dringend eine gute medizinische Versorgung, wie wird das mit der Fußfessel klappen?

Elsner: Ich hoffe sehr, dass die medizinische Versorgung von der Justiz nicht erschwert wird. Das kann man jetzt noch nicht sagen, denn keiner hat mit der Fußfessel Erfahrung. Aber egal wie es läuft, alles ist besser, als in U-Haft zu sitzen. Und dann geht der Kampf weiter. Durch ein neues Gutachten sind nun einige der wesentlichen Fragen rund um die Handelsaktivitäten von Wolfgang Flöttl, die im BAWAG-Prozess unbeantwortet geblieben sind, geklärt.

ÖSTERREICH: Einige zynische Internet-Postings meinen, die Fußfessel reicht so weit, dass Ihr Mann bald wieder in ein Nobelrestaurant essen gehen kann …

Elsner (verärgert): Vielleicht fragt man einmal, wo Herr Wolfgang Flöttl denn in New York in den letzten vier Jahren überall fein essen war.

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