Kritik von Swoboda

"FPÖ-Äußerungen stinken zum Himmel"

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Scharfe Kritik übt SP-Spitzenkandidat Swoboda an der FPÖ. Er will der "Hetze" der FPÖ das "soziale Programm der SPÖ und den Dialog" entgegensetzen.

Der SPÖ-Spitzenkandidat für die EU-Wahl Hannes Swoboda hat Sonntag in der ORF-"Pressestunde" den Wahlkampf der FPÖ und die Aussagen Martin Grafs scharf kritisiert: Er sprach von "Rülpsern, die zum Himmel stinken", warf der FPÖ "Hetze" und die Irreführung Jugendlicher vor. In Sachen Sicherheit attestierte er den ÖVP-Innenministern, sie hätten "versagt" und seien schuld, dass es zu wenig Polizisten gibt. Deshalb müsse jetzt der Assistenzeinsatzes des Bundesheeres verlängert werden.

"Jugend in die Irre führen"
Wegen der aktuellen FPÖ-Äußerungen müsse man "eigentlich mit geschlossener Nase durch dieses Land gehen, so stinkt das zum Himmel hinaus", sagte Swoboda. Heinz-Christian Strache, Andreas Mölzer, Martin Graf würden "die Jugend in die Irre führen", so dass einige "sogar ins Gefängnis kommen" - während sie selbst "frei gehen und auf ihren Plätzen, sogar als Dritter Nationalratspräsident sitzen". Außerdem meinte Swoboda, FPÖ bzw. BZÖ hätten als Regierungsmitglied "große Zuwanderung" zugelassen, "weil das die Basis ist für ihre Hetze-Politik".

Soziales Programm entgegensetzen
Swoboda will der "Hetze" der FPÖ das soziale Programm der SPÖ und Dialog mit den Menschen, "die oft fehlgeleitet sind durch die FPÖ", entgegensetzen. Jugendlichen müssen mit Ausbildung und Arbeitsplätzen - finanziert etwa durch eine europäische Finanztransaktionssteuer - eine Chance gegeben werden.

Der ÖVP warf Swoboda in Sachen Graf eine "Wischi-Waschi-Haltung" vor. "Unsinn" sei es aber, wenn der Grüne Peter Pilz ÖVP-Chef Josef Pröll "Austrofaschist" nannte. "Pröll ist kein Austrofaschist", sagte er, kritisierte aber, dass sich Pröll nach wie vor den Weg in die Koalition mit der FPÖ offenlasse. Eine solche lehnt Swoboda "ganz klar" ab - auch auf Ebene der Länder: "Jegliche Zusammenarbeit mit der Strache-SPÖ ist unerträglich."

Versagen in Sicherheitspolitik
Kritik an der ÖVP - namentlich den Innenministern Ernst Strasser (jetzt EU-Spitzenkandidat), Günther Platter und Maria Fekter - übte Swoboda in Sachen Kriminalitätsbekämpfung: Schwarz-Blau habe eine "Unsicherheitspolitik" betrieben, seit Strasser gebe es 3.000 Polizisten weniger. Angesichts der gestiegenen Kriminalität sei er jetzt für die - im Vorjahr von ihm noch kritisierte - Verlängerung des Assistenzeinsatzes. Die Wiedereinführung von Grenzkontrollen hält er nicht für nötig. Aber er plädierte dafür, mehr Polizei in die Grenzregionen zu bringen und österreichische Beamte auch an der Schengen-Außengrenze - die sich als "nicht dicht genug" erwiesen habe - einzusetzen.

"Sozialvertrag" für die EU
Immer wieder pochte Swoboda auf einen "Sozialvertrag" für die EU - und plädierte sowohl für einen EU-Kommissionspräsidenten als auch ein österreichisches Kommissionsmitglied, das "das soziale Element stark zum Ausdruck bringt". Für Zweiteres wäre für ihn freilich ein Sozialdemokrat die optimale Besetzung, sagte Swoboda - und bekräftigte, dass die SPÖ auf diese Funktion nicht verzichtet habe, sondern sich erst nach der Wahl entscheiden werde.

Wenig beeindruckt zeigte sich Swoboda von Aussagen, er sei der falsche Spitzenkandidat und den Umfragen, wonach die SPÖ auf Platz 2 landen wird. "Gerade weil die SPÖ mobilisieren möchte, ist man auf den Namen Hannes Swoboda gekommen", demonstrierte er Selbstbewusstsein. Auf die Frage seiner Wahlkampffinanzierung - die ÖVP spricht hier immer von den SPÖ-Stifungen - ging Swoboda nicht näher ein: "Ich habe keinen Überblick über unsere Kosten", sagte er - und er wisse nur, dass ÖVP-Generalsekretär Fritz Kaltenegger "permanent versucht, gegen uns Stimmung zu machen".

Wahlkampf-konforme Reaktionen
Ganz so, wie man es sich im Wahlkampf erwartet, fielen die Reaktionen der anderen Parteien auf die Fernseh-"Pressestunde" mit SPÖ-Spitzenkandidaten Hannes Swoboda aus: Sie ließen in ihren Aussendungen kein gutes Haar an dem Konkurrenten. Die FPÖ wies empört Swobodas Kritik zurück.

"Durchsetzungsschwach, unglaubwürdig"
"Swoboda ist durchsetzungsschwach, unglaubwürdig und hat zur Wahlkampffinanzierung durch SPÖ-Stiftungen geschwiegen. Ein farbloser Alleingänger, abgehoben von der Parteibasis", befand ÖVP-Generalsekretär Fritz Kaltenegger. ÖVP-Sicherheitssprecher Günther Kössl warf Swoboda und der ganzen SPÖ "Doppelmoral" in der Sicherheitspolitik vor.

FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky zeigte sich empört darüber, dass Swoboda im Zusammenhang mit der FPÖ von "Rülpsern" und "stinken" redete. Das sei "mehr als letztklassig"; das Niveau der SPÖ drifte ins Bodenlose ab, man könne "sich nur noch schämen für solche Repräsentanten". Die SPÖ schwinge die "Faschismuskeule", weil sie keine Lösungsvorschläge habe, beklagte Europasprecher Johannes Hübner.

"Farblos, inhaltslos"
"Farblos, inhaltslos und abgehoben - ein klassischer Parteisoldat, der keine Ahnung von den echten Sorgen der Menschen hat", lautete das Resümee des orangen EU-Spitzenkandidaten Ewald Stadler zur Swoboda-"Pressestunde".

"Prinzipien über Bord geworfen"
Die SPÖ habe "einmal mehr ihre Prinzipien über Bord geworfen", befand die Grüne Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek. Swoboda habe über die letzten Monaten seine Positionen komplett geändert, etwa zum Assistenzeinsatz. Zudem habe die SPÖ erst im Wahlkampf begonnen, sich von der "FPÖ-Hetze" zu distanzieren.

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