Interview

Faymann: "EU soll Flüchtlinge neu verteilen"

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Kanzler fordert EU-weite Flüchtlingsquoten.

"Ich will jetzt rasch eine EU-weite Regelung erreichen, dass sich künftig alle 28 Länder bereit erklären, Flüchtlinge nach einem bestimmten Schlüssel, etwa gemäß der Bevölkerung, aufzunehmen - es soll eine Flüchtlingsquote für jedes Land geben", sagt Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) im Interview mit der Tageszeitung ÖSTERREICH (Sonntags-Ausgabe). "Wobei das natürlich nur für Kriegsflüchtlinge und Asylwerber gilt. Wirtschaftsflüchtlinge können wir nicht aufnehmen."

Zum Vorschlag von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), gleich in Nordafrika Flüchtlingszentren zu erreichen, sagte Faymann: "Natürlich wäre es theoretisch am besten, diese Zentren gleich in Nordafrika zu haben, damit niemand in ein Schlauchboot steigen muss. Aber das ist kurzfristig nicht realisierbar, weil es keinerlei Bereitschaft der afrikanischen Länder gibt, da mitzumachen. Wir müssen sehr rasch realistische Lösungen angehen."

Gleichzeitig kündigt der Bundeskanzler eine Schulbau-Offensive an: "2016 wird das Jahr der großen Steuersenkung. Und 2016 soll auch der Startschuss für die große Schulbau-Offensive werden, wo wir in großem Ausmaß ganztägige Schulen mit verschränktem Unterricht starten wollen." Die Regierung arbeite "als gemeinsame Initiative" an der Offensive. "Da gibt es sehr positive Signale des Koalitionspartners, auch aus der Wirtschaft."

Es führe kein Weg daran vorbei, dass die Lehrer künftig zwei Stunden mehr pro Woche in der Klasse seien. "Das ist die Voraussetzung dafür, dass wir endlich in hoher Zahl ganztägige Schulformen mit verschränktem Unterricht anbieten können." Aber dafür müssten alle Lehrer auch einen Arbeitsplatz in der Schule haben: "Wir können ja schlecht von den Lehrern verlangen, dass sie ganztägig in der Schule sind, aber ihnen keinen Arbeitsplatz, keinen Computer und Schreibtisch geben."
 

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