Frauenbericht 2010

Frauen verdienen ein Viertel weniger

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Der aktuelle Frauenbericht zeigt, dass die Einkommensschere noch weiter aufgegangen ist.

Die Situation der Frauen in Österreich hat sich in einigen Bereichen in den vergangenen Jahren verbessert - von einer Gleichstellung mit Männern kann aber noch immer keine Rede sein. Das geht aus dem am Freitag veröffentlichten Frauenbericht 2010 hervor. So haben Frauen die Männer in der Bildung teilweise überholt und mehr Frauen als je zuvor sind berufstätig, gleichzeitig sind aber etwa die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen größer geworden.

  • Den kompletten Frauenbericht gibt es hier zum Downloaden!

Frauen immer gebildeter
Der Frauenanteil an der Bevölkerung betrug 2009 rund 51,3 Prozent, ihre Lebenserwartung stieg seit 1999 von 80,4 auf 83 Jahre. Besonders aufgeholt haben Frauen im Bereich der Bildung: Konnten 1971 noch rund 70,4 Prozent als höchste Ausbildung nur einen Pflichtschulabschluss vorweisen, waren es 2008 nur mehr rund 22,3 Prozent. Von rund 1,4 Prozent im Jahr 1971 auf rund 13,8 Prozent im Jahr 2008 gestiegen sind hingegen Abschlüsse an Universitäten, Hochschulen und hochschulverwandten Lehranstalten - bei Männern lag dieser Wert 2008 bei rund 12,8 Prozent. Technische und naturwissenschaftliche Ausbildungswege sind aber immer noch von Männern dominiert.

Immer mehr arbeiten - immer mehr Teilzeit
Rund sieben von zehn Frauen (68,6 Prozent) sind mittlerweile berufstätig, 1991 waren es erst rund 62,7 Prozent. Mehr als verdoppelt hat sich seither allerdings die Teilzeitquote - sie betrug 2008 rund 41,5 Prozent (bei Männern 8,1 Prozent). Jede vierte Frau in Teilzeit würde übrigens gerne mehr arbeiten, jede zweite gibt als einen Grund für die Teilzeitbeschäftigung Betreuungspflichten an. Bei der unbezahlten Arbeit - also Kinderbetreuung oder Haushalt - wurden nur sehr geringe Verbesserungen verzeichnet, rund zwei Drittel dieser Arbeit werden immer noch von Frauen erledigt. Fest in Frauenhand ist beispielsweise die Pflege: 2007 erfolgten etwa 88 Prozent der Pflegetätigkeiten durch Angehörige, rund zwei Drittel von ihnen waren Frauen.

Gehalt um ein Viertel niedriger
Aber auch bei der bezahlten Arbeit sind Frauen benachteiligt, wie anhand folgender Daten aus dem Jahr 2007 ersichtlich ist: Gemessen am Bruttojahreseinkommen der Männer verdienen sie nur rund 58,4 Prozent, teilzeitbereinigt (nur ganzjährige Vollzeitarbeit wird verglichen) bekommen sie immer noch um ca. ein Viertel weniger als Männer. Bis zu 18 Prozent verdienen Frauen laut Ministerium weniger, nur weil sie Frauen sind, denn diese Zahl sei statistisch nicht erklärbar. Zum Vergleich: Die Hälfte der Frauen verdient unter 1.740 Euro brutto, bei den Männern sind es 2.232 Euro brutto. Rund sieben Prozent der Frauen sind außerdem berufstätig und gleichzeitig armutsgefährdet ("Working Poor", 2007), insgesamt sind etwa 13 Prozent der Frauen armutsgefährdet.

Wenige in Politik und Wirtschaft
Deutlich unterrepräsentiert ist das weibliche Geschlecht in Politik und Wirtschaft: So lag der Frauenanteil im Parlament nach der Nationalratswahl 2008 mit rund 28 Prozent zwar über dem Durchschnitt der EU-27 (24 Prozent), allerdings beispielsweise unter dem Schnitt von Schweden (47 Prozent). In den Aufsichtsräten der ATX-Unternehmen sind 2010 außerdem rund neun von zehn Plätzen von Männern besetzt.

Die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau im Jahr 2008 lag bei 1,4 Kindern, 1995 waren es noch 1,5 - das erste Kind bekommen die Österreicherinnen im Durchschnitt mit 28,1 Jahren (1988: 24,5 Jahre). Die Kinderbetreuung wurde in den vergangenen Jahren ausgebaut: Gab es 1995 erst rund 217.500 Plätze, waren es 2008 immerhin etwa 242.800. Während 2008 rund 86,5 Prozent der Drei- bis Sechsjährigen in Kindergärten betreut wurden, zeigt sich vor allem Nachholbedarf bei den unter Dreijährigen (rund 14 Prozent).

Am Land noch schwieriger
Thematisiert wurde im Frauenbericht auch die Situation von Frauen im ländlichen Raum. Deren Erwerbschancen sind demnach geringer, da unter anderem der Dienstleistungssektor nicht so stark vertreten ist, aber auch die Kinderbetreuungsmöglichkeiten schlechter als in der Stadt sind. Bei Bäuerinnen finde sich das Phänomen der "leaky pipeline" - mit zunehmender sozialer Hierarchiestufe schwindet der Frauenanteil. Die Abwanderung in die Städte ist übrigens im Alter von 18 bis 26 Jahren am häufigsten.

Migrantinnen noch ärmer dran
Besonders benachteiligt sind Migrantinnen, ihr Anteil liegt bei rund 17 Prozent der weiblichen Bevölkerung. Sie haben häufiger mit atypischen Arbeitsverhältnissen zu kämpfen als Österreicherinnen, die Arbeitslosenquote liegt höher und der durchschnittliche Verdienst ist niedriger.

Zu Jahresbeginn 2009 lebten rund 725.000 Migrantinnen (Frauen mit ausländischer Staatsbürgerschaft oder Geburtsort im Ausland) in Österreich. Sieben von acht Migrantinnen stammen aus anderen europäischen Staaten, etwa die Hälfte davon kommt aus anderen EU-oder EWR-Staaten bzw. der Schweiz. Weitere Hauptherkunftsländer sind die Nachfolgestaaten Jugoslawiens und die Türkei.

Bei der Ausbildung der Migrantinnen zeigt sich ein differenziertes Bild: Während 2008 rund 22,3 Prozent der 25- bis 64-jährigen Österreicherinnen als höchsten Abschluss nur die Pflichtschule vorweisen konnten, waren es bei den Ausländerinnen rund 35,4 Prozent. Allerdings verfügten rund 36,5 Prozent der ausländischen Staatsbürgerinnen über einen Maturaabschluss oder eine akademische Ausbildung, bei den Österreicherinnen war es nur etwas mehr als ein Viertel. Insgesamt rund 17,4 Prozent der Ausländerinnen hatten einen akademischen Abschluss, wogegen es bei den Österreicherinnen lediglich rund 13,3 Prozent waren.

Die Erwerbsquote der im Ausland geborenen Frauen lag 2008 bei rund 57 Prozent, bei Österreicherinnen betrug die Quote rund 68 Prozent. Die Arbeitslosenquote der Migrantinnen (7,8 Prozent) lag höher als jene der Österreicherinnen (5,3 Prozent). Mit rund 23 Prozent haben Migrantinnen außerdem häufiger als Österreicherinnen (16 Prozent) mit atypischen Arbeitsverhältnissen zu kämpfen. Im Durchschnitt verdienen Ausländerinnen um rund ein Drittel weniger als Österreicherinnen (Stand 2007), die Armutsgefährdungsquote von Frauen mit ausländischer Staatsbürgerschaft lag laut EU-Silc 2007 bei immerhin rund 26 Prozent.

Migrantinnen bekommen übrigens mehr Kinder als Österreicherinnen: Die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau mit österreichischer Staatsangehörigkeit (inklusive bereits eingebürgerter Migrantinnen) lag 2008 bei 1,31, bei Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit bei rund zwei - bei Türkinnen betrug der Wert sogar 2,7.

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