Demo im MQ

Gedenken an November-Pogrome vor 70 Jahren

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Die Israelitische Kultusgemeinde mobilisiert gegen das Wiener Leopold Museum, dem sie die Verwendung von "Raubkunst" vorwirft.

Wie die Wiener Polizei bestätigte, riegelten am späten Sonntagvormittag rund 50 mit Demonstranten den Zugang zum Museum ab. Angeführt wurden die mit schwarzen Anzügen mit der Aufschrift "Tatort Raubkunst" bekleideten Aktivisten demnach von IKG-Präsident Ariel Muzicant. Mit dabei war auch Grünen-Kultursprecher Wolfgang Zinggl.

Die Polizei wurde demnach gegen 11.00 Uhr alarmiert, die Organisatoren wurden wegen der nicht angemeldeten Aktion abgemahnt. Nach gut einer halben Stunde löste sich die Demonstration wieder auf.

"Bewusst in schiefes Licht gesetzt"
Die Leopold Privatstiftung protestierte gegen die Vorgehensweise. "Bei allem Respekt für ein Erinnern an den 9. November 1938 und die Unbegreiflichkeit der damaligen Pogrome, sind mit solchen Aktionen von IKG und Grünen die Grenzen weit überschritten worden. Der größte Mäzen der 2. Republik und Museumsgründer Rudolf Leopold soll damit in ein bewusst schiefes Licht gesetzt werden, obwohl er immer wieder versucht hat, mit Erben Einigung zu erzielen", hieß es in einer Aussendung des Museums am Sonntag.

Gedenkveranstaltungen
In ganz Österreich wurde am Sonntag bei zahlreichen Gedenkveranstaltungen der Opfer der nationalsozialistischen Novemberpogrome 1938 gegen die jüdische Bevölkerung im gesamten "Deutschen Reich" gedacht. Die von den Nazis zynisch "Reichskristallnacht" genannten Pogrome jähren sich heuer zum 70. Mal. Alleine in Österreich wurden in der Nacht auf den 10. November 30 Juden getötet, 7.800 verhaftet und aus Wien rund 4.000 sofort ins Konzentrationslager Dachau deportiert. Im gesamten "Deutschen Reich" wurden tausende Synagogen und Geschäfte niedergebrannt, 91 Personen getötet, 20.000 verhaftet.

Muzicant warnt vor Rechtsruck
Im Palais Epstein begann um 14.00 Uhr eine Gedenkveranstaltung des Österreichischen Parlaments. Die einleitenden Worte sprach Ariel Muzicant, der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG). Er forderte eine "klare Trennlinie" zum Rechtsextremismus. "Die Barbarei der Novemberpogrome ist nur erklärbar aus alldem, was vorher geschehen ist - auch wirtschaftlich." Daher sei gerade jetzt "jede Relativierung der Barbarei und jede unklare Abgrenzung zum Rechtsextremismus eine Gefahr". Muzicant erwähnte in diesem Zusammenhang die Wahl des FPÖ-Politikers und Burschenschafters Martin Graf zum Dritten Nationalratspräsidenten.

Prammer: An Verbotsgesetz nicht rütteln
Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (S) verbat sich weitere Debatten über eine Abschaffung des Verbotsgesetzes. Dieses sei "mehr denn je" eine verfassungsmäßige Reaktion auf die Rolle Österreichs in der NS-Zeit und habe als klares Nein zur Verharmlosung der Gräueltaten hohen symbolischen Wert. "Daran soll und darf in Österreich nicht gerüttelt werden."

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