Wende

Geheim-Video belastet FP-Chef Strache

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Skins aus „Am Schauplatz“ wollen via Privatvideo beweisen, dass Strache lügt.

Nächste Wende in der Affäre rund um die brisante ORF-Dokumentation Am Schauplatz: Im ersten gemeinsamen Interview für ÖSTERREICH nach der Ausstrahlung behaupten die beiden Skinheads Philipp R. und Kevin M.: „Wir besitzen ein Geheimvideo, das uns entlastet. Es zeigt, dass es nie einen ‚Sieg-Heil‘-Sager gegeben hat.“

Der FP-Chef gerät damit gehörig unter Druck. Er hatte stets behauptet, er habe bei der FP-Kundgebung in Wr. Neustadt einen „Sieg Heil“ oder „Heil Hitler“-Sager von den beiden gehört. Die Wahrheit – man wird sie wohl nie erfahren.

Kevin M.: „Bekannter filmte die ganze FP-Kundgebung“
Laut den Rechtsradikalen soll das Video von einem Bekannten stammen. Kevin M: „Das Video zeigt auch die Stelle, wo Strache Autogramme gibt. Der Film bleibt vorerst geheim, kann aber jederzeit öffentlich gezeigt werden – auch vor Gericht.“

Die Skinheads, die sich von Strache „missbraucht fühlen“ und ihn als „Verräter“ attackieren, entlasten durch ihre Aussagen den ORF: „Es ist nicht nötig, dass der ORF das Drehmaterial dem Staatsanwalt gibt.“

Darüber hinaus erhebt nun auch Philipps Freundin und Augenzeugin Babsi H. gegenüber ÖSTERREICH Vorwürfe gegen Strache: „Wir haben ihn nach der Veranstaltung um ein Foto gebeten. Er hat uns ignoriert. Als Philipp laut gesagt hat, Strache ist ihm unsympathisch, ging es los. Strache drehte sich um und mobilisierte seine Leute gegen uns.“

Kevin M., Philipp R. und Babsi H. wurden unabhängig voneinander von der Polizei einvernommen. Alle drei behaupten, dass die Beamten Druck auf sie ausgeübt hätten – und sie deshalb falsch ausgesagt haben. Kevin M.: „Die Polizisten haben mich zur Falschaussage getrieben. Es war erst vorbei, als sie bekommen haben, was sie wollten.“ Philipp: „Es war psychische Folter. FPÖ und Polizei stecken unter einer Decke.“ Babsi H.: „Ich wurde eingeschüchtert, mir wurde mit U-Haft gedroht. Ich hatte furchtbare Angst, habe fast geweint. Das war nicht normal.“

ÖSTERREICH gibt die Vorwürfe ausdrücklich ohne Wertung wieder.

Vorwürfe an Polizei: Was passierte bei Einvernahme?
Die Affäre hat längst eine politische Dimension erreicht. Die FPÖ tobt und glaubt, dass der ORF die Skinheads „umgedreht“ habe. SPÖ und Grüne fordern Aufklärung. SP-Justizsprecher Johannes Jarolim: „Ein Untersuchungs-Ausschuss muss her.“ Die Grünen bringen eine Anzeige wegen Amtsmissbrauch und Nötigung ein. Sicherheitsdirektor Franz Prucher: „Ich weise alle Vorwürfe zurück. Beim Verbotsgesetz wird sorgfältig gearbeitet.“

ÖSTERREICH: Sie behaupten, es gab keinen „Sieg Heil“-Sager. Wie wollen Sie das beweisen?
Kevin M.: Es gibt ein Privatvideo von der FP-Kundgebung, das uns entlastet. Eigentlich sollte ein Film von Strache für youtube entstehen.
ÖSTERREICH: Was ist auf dem Video zu sehen?
Kevin M.: Ein Bekannter hat die gesamte FP-Kundgebung in Wiener Neustadt gefilmt. Das Video zeigt auch die Stelle, wo Strache Autogramme gibt. Das Video beweist, dass es nie einen „Sieg Heil“-Sager gegeben hat. Es bleibt vorerst geheim, kann aber jederzeit öffentlich gezeigt werden – auch vor Gericht. Die Wahrheit muss endlich ans Licht.
ÖSTERREICH: Sie wurden beide von der Polizei einvernommen. Was ist dabei passiert?
Philipp R.: Meine Freundin ist vor mir befragt worden. Sie hat nicht gewusst, um was es geht. Die Einvernahme dauerte mehr als eine Stunde. Ihr wurde mit U-Haft gedroht, sie hat fast geweint. Dann kam ich dran. Es war psychische Folter. Ein Beamter sagte zu mir: ‚Moschitz (Anm. ORF-Redakteur Ed Moschitz) wird jetzt abkassieren, ihr werdet das jetzt ausbaden. Er hat euch reingelegt, du wirst einfahren.‘ Sie wollten nicht glauben, was ich sagte.
Kevin M.: Meine Einvernahme hat vier Stunden gedauert. Ich durfte nichts trinken, nicht aufs WC, keine Zigarette rauchen. 50 Mal hab ich die Wahrheit gesagt. Doch sie haben Druck auf mich ausgeübt. Erst als sie bekommen haben, was sie wollten, war es vorbei. Die Polizisten von Vösendorf haben mich zur Falschaussage getrieben. Einen Tag später haben ich bei der Polizei am Schottenring die erste Aussage zurückgenommen.
ÖSTERREICH: Warum sind die Einvernahmen ihrer Meinung nach so abgelaufen?
Philipp R.: FPÖ und Polizei stecken unter einer Decke. Die FP-Leute sind falsche Hunde.
Kevin M.: Ich befürchte ein Bündnis zwischen FPÖ, Polizei und Staatsanwalt.
ÖSTERREICH: Was veranlasst Sie zu dieser Annahme?
Kevin M.: Die FPÖ ist im Wahlkampf. Strache passt es gut, dass er Rechtsradikale anzeigt. Er glaubt, dann gewinnt er die Linken. Die Wahrheit ist: Ohne die Rechten ist jede Veranstaltung von ihm leer.
(prj)

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