Hochegger-Bombe

Grasser: K.o. nach Geständnis

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Tag 4 im BUWOG-Prozess mit Paukenschlag: Hochegger packt aus.

Am Freitag um kurz nach 13 Uhr platzte die Bombe im Großen Schwurgerichtssaal des Wiener Straflandes­gerichts, wo seit 12. Dezember der Prozess gegen Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser und 13 weitere Angeklagte in der Causa BUWOG läuft: Anwalt Leonhard Kregcjk, Pflichtverteidiger des mitangeklagten Ex-Lobbyisten Peter Hochegger, kündigte ein Teilgeständnis seines Mandanten an. Nicht einmal zehn Minuten dauerte das Plädoyer des Hochegger-Anwalts, das Grasser nun ziemlich in die Bredouille bringen dürfte.

Geld an Grasser. „Mein Mandant hat bereits vieles ausgesagt, aber nicht alles“, so Anwalt Kregcjk. Hochegger werde sich „zur Anklage teilweise schuldig bekennen“. Angespannte Stille im Gerichtssaal, dann der Paukenschlag: „Mein Mandant weiß, dass Meischberger beim BUWOG-Deal Gelder an Grasser und Plech weitergeleitet hat.“ Konkret seien 2,4 Mio. Euro aus der berühmten BUWOG-Provision auf ein Konto Grassers geflossen (siehe rechts oben).

Bestechung. Damit erhält der Vorwurf der Anklage, Grasser habe bei der Privatisierung der Bundeswohnungen (BUWOG) im Jahr 2004 mitkassiert, Munition. Zur Erinnerung: Bei dem Deal zahlte der siegreiche Bieter Immo­finanz an Hochegger eine Provision von 9,6 Mio. Euro. Laut Anklageschrift floss das Geld für einen Tipp über die erforderliche Angebotshöhe – die Hauptangeklagten sind neben Grasser seine damals engen Vertrauten Walter Meischberger, Peter Hochegger und Immobilien-Profi Ernst Plech. Es gilt die Unschuldsvermutung.

KHG-Anwalt: »Hochegger sagt die Unwahrheit«

Richterin Marion Hohen­ecker schloss die Verhandlung Freitag programmgemäß nach dem Vortrag des Hoch­egger-Anwalts. Grasser verließ den Gerichtssaal sofort (wie stets). Sein Verteidiger Manfred Ainedter blieb gelassen: Hochegger glaube wohl, „sich durch eine Unwahrheit seine Situation verbessern zu müssen“. Einige Arbeit aber wird’s bedeuten für Grassers Verteidiger-Team: „Man wird sich damit auseinandersetzen müssen“, so Ainedter.

Entschluss im Gefängnis

Im roten Pullover war Peter Hochegger am Freitag ins Gericht gekommen. Er wirkt zugleich an­gespannt und ruhig. Dass er für eine Überraschung sorgen würde, hatte sich gleich vormittags als Gerücht verbreitet. Das Plädoyer seines Anwalts werde „höchstens 10 Minuten“ dauern, sagte Hochegger während einer Verhandlungspause zu ÖSTERREICH – „aber es lohnt sich zu bleiben“. Dass er im BUWOG-Prozess eine andere Strategie fährt als viele Mitangeklagte, hatte sich schon am ersten Prozesstag gezeigt: Den Ablehnungsanträgen gegen die Richterin hatte sich sein Anwalt nicht angeschlossen.

Hochegger ist bei Gericht sozusagen ein „alter Hase“, er saß schon im Telekom-Korruptionsprozess auf der Anklagebank, fasste eine Haftstrafe aus, die er im Vorjahr in Hirtenberg (NÖ) absaß. Dort, im Gefängnis, sei ihn ihm auch der Entschluss zum Teilgeständnis in der BUWOG-Affäre gereift, sagte er Freitagmittag, nachdem sein Anwalt die Bombe hatte platzen lassen.

Yoga statt Gier. Warum er all die Jahre geschwiegen habe und jetzt auspacken wolle? „Wenn man wirklich alles hinter sich lassen will, einen echten Neuanfang möchte, muss man auch richtig reinen Tisch machen“, sagt Hochegger. Der 68-Jährige hat sich mittlerweile ganz einem gesunden Lebensstil verschrieben, täglich meditiert er und macht Yoga. Früher habe ihn die „Gier“ angetrieben, das gibt er offen zu: Rund zwei Millionen der BUWOG-Provision waren für ihn.

 

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