Kämpferisch

Gusenbauer will weiter Kanzler bleiben

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Da ihm nicht zu feiern wäre, sagte Alfred Gusenbauer das Kanzlerfest ab. Trotzdem betonte er, im Amt bleiben zu wollen.

Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S) will trotz des parteiinternen Drucks im Amt bleiben. Er habe mit der SPÖ eine alles andere als einfache Nationalratswahl gewonnen und habe "das Mandat, diese Regierung zu führen". "Daher ist es nicht ein Egotrip, sondern es war die Entscheidung der österreichischen Bevölkerung, dass ich Bundeskanzler werde", sagte Gusenbauer am Mittwoch in der "ZiB 2". Neuwahlen lehnt er ab: "Es ist die Legislaturperiode verlängert worden, auf fünf Jahre. Ich weiß nicht was das bringen soll, permanent über Neuwahlen zu reden." Dem offenen Drängen mehrerer SP-Spitzenpolitiker nach einem Rücktritt als Regierungschef will Gusenbauer nicht nachgeben.

Kanzlerfest abgesagt
Zuvor hatte Gusenbauer nach den Debatten um seine Person das traditionelle Kanzlerfest Anfang Juli abgesagt. Der Kanzler in der ZIB: "Es gibt keinen Grund zu feiern, man soll sich lieber auf die Arbeit konzentrieren."

Gusenbauer lässt persönliche Gründe für die Absage des Festes im Hotel Altmanndorf durchklingen: In den letzten Monaten sei "nicht alles angenehm gewesen" und " nicht spurlos vorüber gegangen." Man bleibe nicht unberührt, wenn eine öffentliche Diskussion über die eigene Person stattfindet, so der Bundeskanzler. "Nach den internen Diskussionen der letzen Tage und Wochen kann und will ich nicht so tun, als ob nichts gewesen wäre und als ob mich vieles unberührt gelassen hätte. Das Gegenteil ist der Fall. Ein großes Fest würde ich zum jetzigen Zeitpunkt als unpassend empfinden", schreibt Gusenbauer an seine "Genossen".

3.000 Gäste müssen "ausgeladen" werden
Nach der langen "Durststrecke" während der ÖVP-Kanzlerschaft hatte Gusenbauer dieses Fest im Vorjahr erstmals als Regierungschef gegeben. Gewöhnlich sind fast 2-3.000 Gäste geladen, die jetzt wohl wieder ausgeladen werden müssen. Letztes Jahr sind sogar rund 2.500 Menschen gekommen, darunter Entertainer Alfons Haider, Startenor Neil Shicoff, Bildhauer Alfred Hrdlicka, Architekt Hans Hollein, Maler Ernst Fuchs, die Schauspieler Karlheinz Hackl, Elisabeth Orth und Waltraud Haas.

Berühmt wurde das alljährliche Sommerfest der SPÖ unter Bundeskanzler Franz Vranitzky. 1996 feierte er dort im großen Garten des Karl-Renner-Instituts in Altmannsdorf sein zehnjähriges Regierungsjubiläum. 1999 "feierte" Vranitzkys Nachfolger Viktor Klima sozusagen Abschied. Mit der Kanzlerschaft ging 2000 logischerweise auch das Kanzlerfest verloren.

"Stimme" verloren
Kanzlersprecher Stefan Pöttler scheidet „aus persönlichen Gründen“ am 30. Juni aus. Näheres dazu wollte der 41-Jährige am Dienstag nicht bekannt geben. Er tritt kommende Woche einen längeren Urlaub an, seine Zukunft ist ungewiss. Sicher ist nur eines: Pöttler wälzt ein Buchprojekt mit dem Titel: Am Ballhausplatz. Der Inhalt könnte interessant werden: Als Kanzlersprecher musste Pöttler die vielen Umfaller Gusenbauers ebenso glätten wie die Upgrading-Affäre oder den Gesudere-Sager.

Kabinettschef amtsmüde?
Bezeichnend für die Atmosphäre im Kanzleramt ist auch diese Episode: Gusenbauers rechte Hand, Kabinettschef Johannes Schnizer, soll vor Wochen gekündigt haben. Angeblich wurde er aber – nach langen Krisen­gesprächen – zurückgeholt. Schnizer dementiert: „Ich war eine Woche im Krankenstand. Daraus sind eben diese Gerüchte entstanden.“

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