Nach Jagd-Skandal von Platter

Halali auf Polit-Jäger

Teilen

Spindelegger: "Jagd ist okay". Scheuch-Brüder jagten Elche.

Der schmutzige Innsbrucker Wahlkampf schlägt auch bundesweit Wellen. ÖVP-Chef Michael Spindelegger gibt Günther Platter nach der Jagd-Affäre Rückendeckung.

Sieben Gratisjagden innerhalb von nur vier Monaten sind in der ÖVP für einen Rücktritt zu wenig. VP-Chef Michael Spindelegger gab Günther Platter gestern nach dem Ministerrat volle Deckung: „Dass man in Tirol als Landeshauptmann bei Jagdeinladungen präsent ist, das ist an sich nichts Schlechtes. Es geht ja immer um die Frage: Gibt es einen Vorwurf, dass es etwas Kriminelles gegeben hat. Ich habe keinen gehört.“ Auch Platter fühlt sich keinesfalls abschussreif – Pardon, rücktrittsreif. „Ich lasse mich wegen Jagdeinladungen nicht kriminalisieren“, rechtfertigt sich Tirols Landesvater.

Platters simple Erklärung für das Gratis-Halali: Die Einladungen dienten bloß der Freundschaftspflege. Die Liste der spendablen Waidmänner lässt allerdings Zweifel zu:

  • Stanglwirt-Patron Baltasar Hauser, der immer Wünsche an das Land hat, schenkte einen Gamsbock.
  • Der Schweizer Großhändler Heiner Birrer spendierte auf Ersuchen der Agrargemeinschaft Häselgehr dem Landeshauptmann einen Hirsch-Abschuss.
  • Der Osttiroler Großgrundbesitzer Anton Pletzer lud Platter zu einem Abschuss eines Gamsbocks ein. Dazu kam es aber nicht, weil es regnete.
  • Von Josef Leitner, Bürgermeister von Haiming, nahm Platter den Gratisabschuss eines Rehbocks an. l Platters langjähriger Freund und Großunternehmer Erwin Bouvier spendierte in Zams einen Gamsbock.

Im Pitztal zahlt man für einen Hirschen 3.500 Euro, ein Gamsbock kostet schlappe 2.500 Euro.

Scheuch-Brüder auf Elch-Jagd in Schweden
Tatsache ist: Günther Platter befindet sich in bester Gesellschaft. Denn zwischen Kaminfeuer und Hochstand „Big Business“ zu machen gehörte zu den lukrativen Hobbys der konservativen Politprominenz. Hier die Highlights der Jagd-Society:

  • Die Telekom buchte drei Jagden auf den Schlössern von Alfons Mensdorff-Pouilly. Kostenpunkt: 170.000 Euro (pro Person etwa 6.000 Euro). Eingeladen war im Schloss Luising das Who’s who der Schwarz-Blau-Orange-Regierung wie Hubert Gorbach (BZÖ), Philipp Ita (Kabinettchef Prokops), Christoph Ulmer (Strassers Kabinettchef), Ex-Ministerin Monika Forstinger (FPÖ). Eifrige Waidmänner waren auch Telekom-Vorstände Rudolf Fischer und Gernot Schieszler.
  • ÖIAG-Chef Markus Beyrer (soll Telekom-Sumpf trockenlegen) wurde 2008 mit Lear-Jet (21.800 Euro) ins schottische Schloss von Graf Ali eingeflogen. Die Telekom zahlte.
  • Auch die Scheuch-Bruder Uwe und Kurt (FPK) frönen der Jagdlust. Kurt Scheuch watete durch den Morast der Mensdorff-Pouilly-Jagd. Ein inniger Jagdfreund der Scheuch-Brüder ist Stephan Wagner, Betreiber zahlreicher Rehab-Zentren in Kärnten. Im Herbst 2010 waren Wagner, Uwe und Kurt Scheuch auf Elch-Jagd in Schweden. Übers Geschäft wurde freilich nicht geredet. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Die stärksten Bilder des Tages

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.