Personal-Rochaden in SPÖ

Heute kürt SPÖ Rendi zur Chefin

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Thomas Drozda gilt als engster Vertrauter von Pamela Rendi-Wagner. Was wird er in der Partei?

Wien. Personalrochaden in der SPÖ: Ab 15 Uhr tagt heute der Parteivorstand im Parlament. Pamela Rendi-Wagner übernimmt den SPÖ-Vorsitz von Christian Kern. Beim Parteitag im November wird sie offiziell gewählt.

 

Schieder ist gewählt und müsste freiwillig gehen

Bis zuletzt pokerte Rendi aber um ihr neues Team. Konkret geht es um zwei Top-Jobs in der Partei – für beide wurde Rendis engster Vertrauter Thomas Drozda als Kandidat genannt. Ihr Mann Michael Rendi war ­Kabinettschef, als Drozda Kanzleramtsminister war.

  • Geschäftsführender Klubchef. Klubchefin wird Rendi selbst, sie übernimmt spätestens im Zuge des Parteitags von Kern. Als geschäftsführender Klubobmann ist Andreas Schieder zwar für die volle Periode gewählt. „Wenn Rendi-Wagner jemand anderen will, wird er das Feld aber räumen müssen“, sagt ein SP-Stratege.
  • Bundesgeschäftsführer. Den Job könnte Rendi-Wagner leichter neu besetzen, doch der derzeitige Parteimanager Max Lercher wird von allen Seiten für seine bisherige Arbeit gelobt. Möglich, dass ihm ein zweiter Mann zur Seite gestellt wird und die derzeitige Parteimanagerin Andrea Brunner gehen muss.

Klar ist: Rendi-Wagner will Drozda zum neuen starken Mann in der Partei machen. Schon in der Regierung von Ex-Kanzler Kern hatte er als Kanzleramtsminister einen Schlüsselposten.

 

Wien und Burgenland: 
"Drozda zu nah an Kern dran"

Große Teile der Wiener und burgenländischen SPÖ legen allerdings ihr Veto ein. „Er ist zu nah an Kern dran“, heißt es hier. Man müsse die Jobs ausgewogener besetzen. Offiziell wird Rendi-Wagner freilich freie Hand bei der Postenrochade zugestanden.

Montagnachmittag wurden dann bereits Kompromiss-Kandidaten genannt. So wurde Ex-Minister Jörg Leichtfried als Kandidat für Schieders Job genannt.

 

Rendi: Das ist ihr Frauen-Netzwerk

Unbestritten: Wichtigster Vertrauter von Rendi-Wagner ist Ex-Kanzleramtsminister Thomas Drozda, mit dem sie auch privat befreundet ist. Doch daneben finden sich unter ihren Vertrauten vor allem Frauen. Frauensprecherin Gabriele Heinisch-Hosek war zwar zunächst skeptisch, als Rendi-Wagner Frauenministerin wurde, doch nach engen und regelmäßigen Abstimmungsgesprächen zählt sie jetzt zu den Vertrauten. Mit Sonja Hammerschmid teilte sie das Schicksal, als Quereinsteigerin Ministerin zu werden. Mit SJ-Chefin Julia Herr steht auch die Parteijugend hinter Rendi-Wagner.

 

EU-Topjob: Kern sondierte seine Chancen in Kanada

Christian Kern übergibt die Partei heute an Pamela Rendi-Wagner, bastelt im Hintergrund aber bereits an seinem nächsten Karriereschritt. Kern strebt ja bei der EU-Wahl im kommenden Mai die Spitzenkandidatur der Europäischen Sozialdemokraten (SPE) an.

Bei einem Globalisierungsgipfel in Kanada mit Premier Justin Trudeau sondierte Kern seine Chancen. Dort war nämlich auch einer seiner direkten Konkurrenten, EU-Kommissar Frank Timmermans, sowie Spaniens sozialdemokratischer Premier Pedro Sánchez zu Gast, der bei der Postenbesetzung ein gewichtiges Wort mitzureden hat.

Kerns Hoffnung: Timmermans bleibt Kommissar und Vizepräsident der Kommission. Die Entscheidung fällt beim SPE-Gipfel am 8. 12. in Lissabon.

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