Michael Ikrath warnt:

"Hofer will eine autoritäre Gesellschaft"

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Bei einer Diskussion im Burgtheater wurde vor dem FPÖ-Kandidaten gewarnt.

Einen klaren Anti-Hofer-Schulterschluss, Warnungen vor einem drohenden Umbau der Republik im Falle einer Wahl des FPÖ-Kandidaten und dringende Appelle an ÖVP und SPÖ, Aufrufe zur Wahl Van der Bellens zu erlassen - das brachte heute, Dienstag, Abend eine Diskussion über "politische und ethische Fragen der gegenwärtigen Situation", zu der das Burgtheater kurzfristig eingeladen hatte.

Mit dem "Torquato Tasso"-Zitat "Ja es umgibt uns eine neue Welt!" war zu einer Diskussion eingeladen worden, die schließlich keine war. Denn das neunköpfige Podium war sich mit Moderator Peter Pelinka einig, dass eine neue Welt, wie sie sich Bundespräsidentschaftskandidat Norbert Hofer wünsche, verhindert werden müsse.

Eliten vertreiben
In der Gesprächsrunde wie im Publikum ortete "profil"-Herausgeber Christian Rainer jene Hautevolee, die Hofer als Van der Bellen-Anhängerschaft wahrgenommen hatte. Es handle sich um eine Elite, die Hofer ein Dorn im Auge sei. "Es wäre nicht das erste Mal, dass Eliten vertrieben werden", sagte Rainer und warnte eindringlich: "Das Volk soll sich nicht täuschen. Man sollte den Menschen sagen, wen sie da wählen wollen. Norbert Hofer will eine Erlkönig-Republik: Seid ihr nicht willig, so brauch ich Gewalt." Er finde es "genant, schändlich, dass sich aus der ÖVP niemand, nicht ein Mitterlehner, nicht ein Kurz", zumindest dazu durchringen könne, "zu sagen, was sie selber wählen".

In die gleiche Kerbe schlug Ex-ÖVP-Abgeordneter Michael Ikrath, heute Mitglied im Wirtschafts- und Sozialausschuss der EU: Er sei fünf Jahre mit Hofer im Parlament gesessen, als dieser noch nicht Bundespräsident werden wollte. "Herr Hofer ist ein knallharter rechtsnationaler Ideologe. Er ist um Abstand intelligenter als Strache. Er hat eine klare Vorstellung einer anderen Gesellschaft, als wir wollen. Er will eine autoritäre Gesellschaft. Dann ist nicht erlaubt, was gefällt, sondern was geziemt, und geziemt ist, was von oben verfügt wird. Es geht um eine neue Verfasstheit der Gesellschaft, und die Verfassung gibt ihm enorm viel Möglichkeit, sie zu ändern."

Gemeinsam dagegen aufstehen
Der Traum von Europa werde immer stärker durch einen "Alptraum eines nationalkollektivistischen Europas herausgefordert", so Ikrath: "Wir müssen gemeinsam dagegen aufstehen. In dieser Situation gibt es keine Neutralität." - Bei dieser "Grundsatzentscheidung, in welche Richtung sich dieses Land entwickeln wird", könne man nicht neutral bleiben, sagte auch Wolfgang Petritsch, ehemals Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina, der Irmgard Griss vorwarf, sich nicht für einen der beiden verbliebenen Kandidaten zu entscheiden.

"Falter"-Herausgeber Armin Thurnher warf SPÖ und ÖVP grobe Versäumnisse vor: "Wären Franz Vranitzky und Franz Fischler aufgestellt worden, hätten wir dieses Problem nicht." Hofer sei "eine Handpuppe Straches, ein neurolinguistisch programmierter Pülcher", der "natürlich nicht in dieses Amt gewählt werden" dürfe. Er forderte SPÖ und ÖVP auf, entsprechende Aufrufe "schleunigst herauszugeben". Regisseur und Autor David Schalko wunderte sich darüber, dass wieder aktuell gewordene alte Begriffe wie Solidarität, "die ja heute auf der Straße liegen, nicht aufgehoben werden": "Eigentlich müssten es ja traumhafte Zeiten für Sozialdemokraten sein..."

Menschen sollen nachdenken

Für Besonnenheit plädierte Burgtheater-Doyenne Elisabeth Orth: Man müsse die Menschen dazu bringen, "nachzudenken, was auf dem Spiel steht, wenn die Dritte Republik Wahrheit wird über Nacht". Ihr Rat: "Hysterie abbauen, so gut es geht. Hysterie schafft Angst, und Angst ist der mieseste Lehrmeister, den es gibt." Auch ihr Kollege Michael Heltau warnte vor Feindschaft und Misstrauen, die gesät würden.

Die Autorin und Zeichnerin Andrea Maria Dusl hielt es für wichtig, den Menschen ihre Ängste zu nehmen - "auch, wenn die vielleicht Andreas Gabalier mögen und zu viel Bier trinken...". Und die Publizistin Barbara Coudenhove-Kalergi erinnerte daran, dass Integration in Österreich schon zu Zeiten der Monarchie funktioniert habe. "Es wird sich Österreich natürlich verändern. Es gibt in Österreich drei Moscheen, aber eine halbe Million praktizierende Muslime." Es werde künftig "eine Menge Moscheen" in Österreich geben, denn "natürlich gehört der Islam zu Österreich".
 

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