Enthüllungen

"Ich bin der WikiLeaks-Hacker"

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Auch Österreicher mischen im Cyber-Krieg um Julian Assange mit.  

Er ist 25, Informatikstudent an der Technischen Universität in Wien, sein Nickname im Netz ist "Dino“ (Name der Redaktion bekannt). Als "Cyberguerilla“ bezeichnet er sich: "Wir brauchen keine Panzer, keine Raketen, wir haben das Netz“, lacht er: "An der Netz-Flanke sind alle verwundbar.“

Ziel: Freilassung von Assange
"Dino“ ist Mitglied der Gruppe Anonymous, ein loser Zusammenschluss von weltweit rund 9.000 Hackern. Ihr Ziel: die Freilassung von Julian Assange, Gründer der Aufdeckplattform WikiLeaks. Assange wurde am Dienstag in London verhaftet, seine Konten bei Visa, Mastercard und dem Internet-Bezahldienst Paypal (vorübergehend) eingefroren. "Als das geschah“, schildert der Wiener Hacker, „kamen die ersten ‚Free Assange‘-Aufrufe in diversen Foren.“ Die meisten davon auf sogenannten IRC-Channels wie 4chan.org: "Das ist ein Forum, in dem die Nutzer völlig anonym bleiben.“ Versteckt zwischen Pornoseiten und Millionen von Fotogalerien werden hier Nachrichten übermittelt: "Die Klowand des Internets“, bezeichnen Experten dieses Forum.

Gezielter Aufruf zur Attacke gegen Firmen
"Ab Mittwoch“, erzählt der Wiener Hacker, "kamen ständig Aufrufe zu sogenannten DDoS-Attacken.“ DDoS-Attacken (Distributed Denial of Service) sind gezielte Angriffe auf bestimmte Websites. Im Visier der Hacker: Visa, Mastercard, Amazon, Paypal, die Homepage der schwedischen Regierung und der schwedischen Staatsanwaltschaft. "Dino“ aus Wien machte bei den Attacken mit. Eine andere Einheit nannte sich „hello from Vienna“. Insgesamt sollen rund zwei Dutzend Hacker aus Österreich an der Aktion beteiligt gewesen sein: "Bei diesen einfachen Attacken wird die jeweilige Website mit massiven Anfragen überhäuft. So lange, bis der Webserver völlig überlastet ist, kollabiert und damit für normale Kunden nicht mehr erreichbar ist“, beschreibt der Student die weltweit gesteuerte Aktion: "Das war erst der Auftakt.“

16-jähriger Hacker in Holland verhaftet
Der Web-Server von Paypal ging bei der Attacke in die Knie. Kurz darauf gab der Internet-Bezahldienst bekannt, dass die eingefrorenen Spenden für Wiki­Leaks wieder frei sind: "Ein kleiner Sieg“, sagt "Dino“, der kein Unrechtsempfinden fühlt, wenn er im Netz kämpft: "Assange hat nichts Kriminelles getan. Seine Verhaftung widerspricht der Freiheit im Netz“, rechtfertigt er sich. Anders sahen die holländischen Behörden die Hacker-Attacke: Sie nahmen am Donnerstag einen 16-Jährigen fest. Er hatte sich einer niederländischen Gruppe angeschlossen und Visa und Mastercard attackiert: "Sein Fehler war“, sagt der Wiener über den 16-Jährigen, "dass er seine IP-Adresse schlecht verschlüsselt hat. Ein Anfängerfehler. Nur so ist die Polizei auf ihn gestoßen.“

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