Die heutige Kür des neuen Parteichefs beschert den komplett zerzausten Roten einen Schicksalstag.
Die Kärntner SPÖ wählt heute einen neuen Parteivorsitzenden. Die Delegierten werden die Wahl zwischen voraussichtlich vier Anwärtern haben. Landesrat Peter Kaiser, Klubchef Herwig Seiser und WK-Vizepräsident Leopold Sever haben fristgerecht ihre Kandidatur angemeldet. Der Spittaler Bürgermeister Gerhard Köfer will am Parteitag selbst antreten, dafür braucht er aber die Zustimmung von zwei Drittel der Delegierten.
Nach demontiertem Rohr
Die 552 Delegierten müssen einen
Nachfolger für Reinhart Rohr küren, der nach nicht einmal zwei Jahren das
Handtuch geworfen hat. Rohr hatte die Kärntner SPÖ nach dem abrupten Abgang
von Gaby Schaunig im Sommer 2008 übernommen, fuhr bei der Landtagswahl 2009
aber eine herbe Niederlage ein und war seither schwer angeschlagen. Anfang
Jänner attackierten der Villacher Bürgermeister Helmut Manzenreiter und die
Klagenfurter Vizebürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz Rohr öffentlich
heftig und erzwangen seinen Rückzug und eine Vorverlegung des Parteitages
von Juni auf März.
Auslöser war Manzenreiter
Manzenreiter wollte selbst in den
Ring steigen, musste nach einer komplizierten Schulterfraktur nach einem
Sturz beim Skilaufen aber aufgeben.
Zuvor hatte er noch Köfer nach dessen Ankündigung, Parteichef werden zu
wollen, ebenfalls öffentlich so angegriffen, dass dieser einen Rückzieher
machte.
Kaiser für Erneuerung
Peter Kaiser will als neuer
Vorsitzender vor allem die Partei in ruhigere Gewässer steuern und die
inhaltliche und personelle Erneuerung vorantreiben. Der 51-jährige
Klagenfurter will vorerst in der Regierung bleiben, über eine eventuelle
Kandidatur bei der nächsten Landtagswahl will er nicht spekulieren. Dafür
sei es zu früh, meinte er.
Seiser für harte Opposition
Seiser, er ist Bezirksobmann in
Feldkirchen, will einen konsequenten Oppositionskurs umsetzen, die
Proporzregierung abschaffen und die Erhöhung der Parteienförderung
zurücknehmen. Als Spitzenkandidat für die nächste Wahl will Seiser nicht zur
Verfügung stehen, ob er in die Landesregierung einziehen würde, ließ der
49-Jährige offen.
Köfer will LH-Amt zurück
Köfer, er ist auch
Nationalratsabgeordneter, hatte bei seiner ersten Ankündigung, er wolle
kandidieren, noch gemeint, nicht in die Regierung gehen zu wollen.
Inzwischen hat er seine Meinung geändert und sieht ein Regierungsamt für den
Parteichef als notwendig. Er will auch im Fall seiner Wahl Spitzenmann bei
der nächsten Landtagswahl sein. Er wolle den Landeshauptmann für die
Sozialdemokraten zurückerobern, meinte er bei seiner erneuten Kandidatur.
Sever gilt als chancenlos
Praktisch ohne reelle Chance ist
Sever. Der 62-jährige Gastronom meinte, er könne wieder Ruhe und eine
gewisse Gesprächskultur in die Kärntner SPÖ bringen. Sein Rückhalt ist
parteiintern allerdings sehr gering.
"Schicksalstag" für Kärntner SPÖ
Sollte
Köfer, wovon auszugehen ist, in der Klagenfurter Messearena die
Zweidrittelhürde zur Zulassung schaffen, dürfte das Match Kaiser gegen Köfer
lauten. Seiser werden parteiintern eher wenig Chancen zugebilligt, auch wenn
sich Manzenreiter jetzt für ihn ausgesprochen hat. Viele Delegierte sprechen
jedenfalls von einem "Schicksalstag" für die Sozialdemokratie in
Kärnten. Einig sind sich - derzeit - alle, dass man den neuen Chef nach
dessen Wahl unterstützen müsse. "Es darf keine Querschüsse
mehr geben", so die derzeit wohl meiststrapazierte Floskel bei den
Roten, an die man sich in den vergangenen 20 Jahren allerdings praktisch nie
gehalten hat.