Grün-Politiker im Interview

Karl Öllinger: "So kämpfe ich gegen den Krebs"

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Er kehrt Ende April ins Parlament zurück, fast wäre er an Krebs gestorben.

„Diese Scheißangst – vor jeder Untersuchung ist sie wieder da“, schreibt Karl Öllinger im aktuellen profil. Noch nie hat ein österreichischer Politiker seine Krebserkrankung so schonungslos offengelegt. Im Jänner 2014 die Schock-Diagnose: Krebs, Gefahr auf Darmverschluss. Es folgten Monate des Bangens, Chemotherapie, Operation, wieder Chemo. Öllinger ging durchs Feuer.

Kampf
Schon zu Beginn hatte er sich auf Facebook geoutet. Wie schlimm es wirklich um ihn stand, das sagt er aber erst jetzt. Seit Dezember gilt Öllinger als krebsfrei, doch jede Untersuchung sei jetzt eine Nervenprobe, erzählt er. Ende April kehrt der Grüne ins Parlament zurück. Und will sich dem Kampf gegen die 2-Klassen-Medizin widmen.

Öllinger: "Angst? Ja, vor jedem Check kribbelt es!"

ÖSTERREICH: Sie machen im „profil“ Ihre Krebserkrankung öffentlich – in allen Details. Warum dieser Schritt?

KARL ÖLLINGER: Zu Beginn meiner Politlaufbahn sagte mir ein Kollege: Sag nie, wenn du krank bist, da zeigst du Schwäche. Und dann habe ich einen ÖVP-Abgeordneten gesehen, der ist ins Parlament gekommen, schwer krank, der war ganz gelb im Gesicht. Da habe ich mir gesagt, nicht mit mir. Ich habe meine Erkrankung auf Facebook offengelegt.

ÖSTERREICH: Und es gab keinen Shitstorm …

Öllinger: Im Gegenteil, die Leute haben gemailt: Du schaffst das! Das hilft.

ÖSTERREICH: Haben Sie Angst vor dem Tod?

ÖLLINGER: Derzeit hab ich eher wenig Angst. Ein paar Tage vor dem nächsten Untersuchungstermin kribbelt es aber schon ordentlich. Dann ist die Angst natürlich da.

Österreich: Sie haben als Sozialsprecher die Zwei-Klassen-Medizin kritisiert. Haben Sie das am eigenen Leib verspürt?

Öllinger: Bei mir selbst nicht, auch wenn ich kein Klasse-Patient bin. Mein großes Pech war sozusagen mein Glück: Als der Krebs entdeckt wurde, bestand die Gefahr eines Darmverschlusses und Lebensgefahr. Ich musste also sofort ins Spital und behandelt werden. Aber ich habe den Fall erlebt, dass nach einer Krebsuntersuchung die Befundbesprechung erst 6 Wochen später stattfindet! 6 Wochen! Das ist die Hölle. Da rede ich noch nicht von den medizinischen Auswirkungen der langen Wartezeit.

ÖSTERREICH: Sie waren tatsächlich lebensgefährlich erkrankt. Wie ändert das Ihre Sicht aufs Leben?

ÖLLINGER: Man bekommt natürlich die Endlichkeit des Lebens drastisch vor Augen geführt. Und man versucht einfach, intensiver zu leben und die schönen Seiten des Lebens zu genießen. Aber auf der anderen Seite sieht man viele Dinge viel gelassener.

Interview: G. Schröder

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