ÖSTERREICH-Interview

Kern: Mit Rendi Chance auf Platz 1

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Vor seinem Abflug zu einem Gipfel nach Toronto gab Christian Kern ÖSTERREICH dieses Interview

ÖSTERREICH: Die SP bekommt jetzt mit Pamela Rendi-Wagner eine Frau zur Chefin. Ihre Wunschkandidatin?

Christian Kern: Sie ist von vielen die Wunschkandidatin. Ich freue mich, dass erstmals eine Frau an der Spitze steht. Das war mir ein wichtiges Anliegen.

ÖSTERREICH: Was erwarten Sie von ihr? WO liegt die Latte?

Kern: Sie ist ein Zeichen der Öffnung. Wir müssen neue Wählergruppen begeistern Die Stammwählerschaft der SPÖ schrumpft aus demografischen Gründen. Stammwähler werden immer weniger. Rendi-Wagner ist eine Einladung an die Österreicher, ein Stück des Weges mit der SPÖ zu gehen.

ÖSTERREICH: Sie muss also bei der nächsten Wahl mit der SPÖ Nummer 1 werden?

Kern: Sie ist eine ernsthafte Herausforderin von Kurz und Strache, das Gegenstück zu den beiden: weiblich, sozial bestens ausgebildet, und sie kennt das Leben. Mit ihr hat die SPÖ beste Chancen, wieder Nummer 1 zu werden.

ÖSTERREICH: Warum ist es denn am vergangenen Dienstag zu einem derartigen Chaos gekommen?

Kern: Mein Blick richtet sich nach vorne. Aber ich möchte für diese Situation, für die ich als Chef die Verantwortung  übernehme, um Entschuldigung bei allen Enttäuschten bitten. Auch wenn nicht alles in meinem Einflussbereich lag.

ÖSTERREICH: Wie lange wissen Sie schon von Ihrem Wechsel in die EU-Politik?

Kern: Wir haben das schon länger in unterschiedlichen Varianten diskutiert. Entscheiden habe ich mich aber kurzfristig.

ÖSTERREICH: War das eine Intrige? Sind Sie da hereingelegt worden?

Kern: Das war meine persönliche Entscheidung. Ich habe Vertrauen in meine Partei. Es hat zwar offenbar irgendwo eine Indiskretion gegeben, aber das ist nicht mehr relevant. Wichtig ist, dass es gelungen ist,  eine optimale Nachfolgerin zu finden.

ÖSTERREICH: Sie wollen keinen Bihänder in die Hand nehmen. Waren Sie zu weich für die Opposition, und geht es in Europa weniger brutal zu?

Kern: In mir ist die Überzeugung gereift, dass jeder dort stehen und arbeiten soll, wo er Österreich am besten dienen kann. Und dieser Ort ist für mich heute Europa. Aber es stimmt schon: Die Umgangsformen in der Politik sind für Normalsterbliche schon höchst gewöhnungsbedürftig.

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