SPÖ-Parteitag

Kern spottet über die ÖVP

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Christian Kern ist nun auch ganz regulär SPÖ-Vorsitzender und gibt sich kämpferisch.

Vier Minuten und fünf Sekunden lang hallte der Applaus für Christian Kern durch Halle D der Messe Wien. Dann Standing Ovations. Derartige Euphorie erlebte ein SPÖ-Chef schon lange nicht mehr: Vor 1.200 Delegierten und Gästen hielt Kanzler Kern am Samstag sein 81-minütiges Referat, bevor er offiziell zum Parteivorsitzenden gekürt wurde: Mit einem Ergebnis von 96,84 % – etwas weniger, als Vorgänger Werner Faymann bei seinem ersten Antreten erzielt hatte.

Kern spottet über die ÖVP: »Wie retro ist das denn?«

Mögliche Streitpunkte, wie die Haltung der Partei zu Rot-Blau, wurden vorsorglich aufs nächste Mal verschoben. Gestern sollte es ein Jubelparteitag für Kern werden. Den nutzte er, für eine Kampfansage an die ÖVP.

Retro. „Wie retro ist das denn?“, spottete er über den Koalitionspartner, der diese Woche angekündigt hat, über gewisse Themen gar nicht erst diskutieren zu wollen. Das kategorische Nein der Schwarzen zur Wertschöpfungsabgabe fand der Kanzler „fast ulkig“: Man könne sich gewissen Veränderungen der Gesellschaft einfach nicht verschließen. „Was kommt als Nächstes“, scherzte Kern, „Sonnenaufgang mit mir nicht, oder Erdanziehung kommt nicht infrage?“ Er hoffe jedenfalls, dass sich „Kräfte der Vernunft“ auch in der ÖVP durchsetzen werden.

Kern & Häupl dankten Faymann – der kam nicht

Kerns erklärtes Ziel ist aber der Führungsanspruch im Duell mit der FPÖ. Sein Rezept gegen die Blauen: Man müsse eine neue Art finden, auf die Leute zuzugehen, denn die SPÖ komme oft „abgehoben daher“. Kern sei aber keinesfalls bereit, „den Schlüssel zum Kanzleramt den Blauen auszuliefern“.

Abgestraft. Dem Parteitag ferngeblieben war Faymann. Für ihn gab es dennoch späte Würdigung und ein Danke von der Parteispitze.  Nicht gedankt wurde Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil – und zwar, in eigenen Worten, seine „klare Haltung in der sensiblen Asylfrage“. Er fuhr mit 80,8 % das schwächste Wahlergebnis im SPÖ-Präsidium ein.

K. Fischer

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