Türkis-Blau

Kickl: Mann fürs Grobe als Innenminister

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Der angriffslustige FPÖ-Generalsekretär wird neuer Innenminister.

Als Jörg Haiders Gagschreiber bekannt geworden, als Heinz-Christian Straches Mastermind politisch groß geworden, wird Herbert Kickl nun Innenminister. Allzu sehr soll sich der 49-Jährige um den Job nicht gerissen haben, doch Strache wollte auf dieser prestigereichen wie heiklen Positionen jemanden, auf den er sich bedingungslos verlassen kann und dem er die nötige Durchsetzungskraft zutraut.

Über die verfügt Kickl zweifelsohne. Seit Strache in den Wirren der BZÖ-Gründung die FPÖ übernommen hat, ist Kickl aus dem freiheitlichen Führungszirkel nicht mehr wegzudenken. Keine der Wahlkampagnen seither trug nicht den Stempel des reimfreudigen Kärntners, keine Personalentscheidung und keine strategische Weichenstellung wurde ohne sein Zutun gefällt. War einmal Unerfreuliches zu erledigen, etwa die Salzburger FPÖ-Spitze abzusetzen, exekutierte Kickl gemeinsam mit Parteivize Norbert Hofer die entsprechenden Beschlüsse der Parteispitze.

Rechte Positionen

Dabei passt der baldige Innenminister gar nicht so wirklich ins Bild der heutigen FPÖ, auch wenn er mit weit rechten Positionen kaum Problem hat, wie er erst im Vorjahr mit seiner Teilnahme an einem Kongress der "Verteidiger Europas" in Linz bewies. Schon zu Jörg Haiders Zeiten fiel bei Gremiensitzungen ein junger Mann aus der freiheitlichen Akademie auf, der nicht den feinen Zwirn anlegte, sondern in Jeansjacke am Sitzungstisch saß. Mit Burschenschaften kann Kickl wenig anfangen. Viel lieber zitiert er Philosophen und hebt seine intellektuelle Seite hervor, stark kontrastierend zu den einfach gestrickten Wahlversen, für die der langjährige Generalsekretär und oftmalige Wahlkampfleiter legendär wurde - bekanntestes Beispiel "Daham statt Islam".

Groß gemacht haben Kickl Gags, die vielfach unter der Gürtellinie lagen, vorgetragen freilich nicht von ihm selbst, sondern von Jörg Haider bei dessen Rieder Aschermittwoch-Reden. Allerdings war der gerne ausschweifende Kickl auch für programmatische Ansprachen seiner jeweiligen Parteivorsitzenden verantwortlich. Seit er 2006 in den Nationalrat einzog, spricht Kickl auch selbst öffentlich - und das meistens wortgewaltig und polemisch. In den anderen Fraktionen hat der Sozialsprecher nicht den besten Ruf, intern ist er dagegen beliebter, als man von außen meinen würde.

Sportlicher Ehrgeiz

Allzu zugänglich ist der verheiratete Vater eines Sohnes, der einst mit der langjährigen Grünen-Bundessprecherin Eva Glawischnig die Schulbank gedrückt hatte, nicht. Auch wenn er gerne einmal länger feiert, kennzeichnet ihn mehr sein sportlicher Ehrgeiz. Ex-Triathlon und Klettern gehören zu den Hobbys des drahtigen Oberkärntners. In der Jugend war er Judoka und Fußballer.

Wie er das Innenministerium anlegen wird, muss sich erst weisen. Den Zuzug von Flüchtlingen zu bremsen, ist für einen Freiheitlichen in dieser Position strategisch fast schon ein Muss. Dass es gar nicht so leicht ist, abgelehnte Asylwerber auch wieder außer Landes zu bringen, wird Kickl nun selbst erfahren. Leichter als in der Fremdenpolitik wird er sich wohl mit einer Aufwertung des Polizeiberufs tun - ein Vorhaben, das in der Bevölkerung populär ist und bei dem ihm budgetär wohl entsprechend unter die Arme gegriffen wird. Damit sollte der erste blaue Innenminister Österreichs auch in einem Haus punkten können, dessen personelle Besetzung durch jahrzehntelange Postenpolitik von Schwarz und Rot geprägt ist.

Zur Person: Herbert Kickl, geboren am 19. Oktober 1968 in Villach, verheiratet, ein Sohn. Studium der Philosophie, Geschichte, Publizistik, Politikwissenschaft. Geschäftsführer der Freiheitlichen Akademie von 2002-2006. Generalsekretär der FPÖ seit 2005, ab 2006 Nationalratsabgeordneter. Mit Dezember 2017 Innenminister.
 

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