Offengelegt

Kirche: 500 Millionen Euro Jahresbudget

Teilen

Der Großteil des Geldes stammt aus dem Kirchenbeitrag der Mitglieder.

Die römisch-katholische Kirche in Österreich hat erstmals ihre Finanzgebarung offengelegt. Sämtliche Einnahmen und Ausgaben sind ab sofort via Internet unter http://kirchenfinanzierung.katholisch.at abrufbar, berichtete die "Kathpress" am Freitag. Laut Offenlegung betrug das Gesamtbudget der Diözesen für 2010 rund 500 Mio. Euro pro Jahr, wobei den Großteil der Kirchenbeitrag ausmacht. Die Ausgaben überstiegen laut Bilanz 2010 die Einnahmen geringfügig um rund 2,8 Mio. Euro.

Kirchenbeitrag
Rund 107 Mio. Euro an Einnahmen stammen laut Kirchenangaben aus Miet- oder Pachteinnahmen sowie aus staatlichen Leistungen zur Abgeltung von NS-Schäden. Letztere betragen rund 44 Mio. Euro. Haupteinnahmequelle für die neun katholischen Diözesen ist der Kirchenbeitrag: Er erbrachte im Jahr 2010 rund 393 Millionen Euro - was einem Anteil von rund 80 Prozent am kirchlichen Gesamtbudget entspricht. Daraus werden laut Website "die Kernaufgaben der Kirche" in den Bereichen Soziales, Bildung, Kultur und Entwicklungszusammenarbeit finanziert.

Aufgeschlüsselt werden auch die Ausgaben. Den größten Anteil daran haben die Personalkosten für die Tausenden Beschäftigten - Laien wie Priester - im kirchlichen Dienst. Die Personalkosten belaufen sich insgesamt laut Statistik auf rund 295 Mio. Euro - was einem Anteil an den Gesamtausgaben der Kirche von 59 Prozent entspricht. Die Bau- und Erhaltungskosten belaufen sich demnach auf 56 Millionen Euro oder 11 Prozent der Gesamtausgaben.

Rücklagen decken Minus
Eine ausgeglichene Bilanzierung sei Grundsatz in der Haushaltsführung der Kirche, so der Mediensprecher der Bischofskonferenz, Paul Wuthe. Das jährliche geringe Minus werde durch Rücklagen gedeckt. Eine Bilanz für 2011 liege noch nicht vor, da noch nicht alle Daten der Diözesen ausgewertet seien.

Über das größte Budget verfügt die Erzdiözese Wien mit einem Gesamtvolumen von rund 109 Mio. Euro. Der Anteil des Kirchenbeitrags beläuft sich dabei auf rund 92 Mio. Euro. Laut Rechenschaftsbericht bilanziert die Erzdiözese Wien ausgeglichen, den größten Anteil an den Ausgaben haben auch hier mit 62 Mio. Euro die Personalkosten für die rund 1.600 hauptamtlichen Mitarbeiter.

Skandal-Buch
Mit der Offenlegung der Finanzgebarung will die römisch-katholische Kirche offensichtlich auch der Präsentation des Buchs "Gottes Werk und unser Beitrag. Kirchenfinanzierung in Österreich" von Carsten Frerk und Christoph Baumgarten zuvorkommen. Dieses soll am Montag in Anwesenheit von Vertretern der "Initiative gegen Kirchen-Privilegien" un der Grünen vorgestellt werden.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.