Wien-Landstraße

Kompromiss um Hochhaus am Heumarkt

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Der umstrittene Hochhausturm wird nun um 7 Meter kleiner.

Im Wiener Rathaus sind am Dienstag die überarbeiteten Pläne für das sogenannte Heumarkt-Areal - also jenes Stadtgebiet, auf dem sich das Hotel Intercontinental, das Konzerthaus bzw. der Eislaufverein befinden - präsentiert worden. Vorgesehen ist, den projektierten Hochhausturm von 73 Meter auf knapp über 66 Meter zu reduzieren. Das Hotel wird abgerissen, neu gebaut und ebenfalls verkleinert.

Projektbetreiber Michael Tojner ("Wertinvest") rechnet fix mit einer Realisierung, wie er bei der Präsentation mit Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) und Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) betonte. Das Widmungsverfahren steht jedoch noch bevor. Hier hatte es sich zuletzt gespießt: Der mit dem Vorhaben befasste Fachbeirat für Architektur und Stadtgestaltung hatte Kritik angemeldet, worauf Vassilakou eine "Nachdenkpause" anordnete. Seine Reaktion auf die umgearbeiteten Pläne stehen noch aus.

Kompromiss um Hochhaus am Heumarkt
© APA


Auch die UNESCO hat der Stadt zuletzt die Rute ins Fenster gestellt. Das Bauprojekt könnte den Welterbestatus der Innenstadt gefährden, lautete die Warnung. Häupl und Vassilakou zeigten sich am Dienstag jedoch zuversichtlich, dass die UNESCO die Änderungen positiv bewerten wird.

Weinfeld-Entwurf blieb Grundlage

Das Gesamtprojekt ist nun nach seiner "Redimensionierung" im Gesamtkonzept deutlich reduziert worden, lobte Vassilakou den neuen Entwurf. Wobei sie betonte, dass dieser auf dem Konzept des Architekten Isay Weinfeld aufbaut, der die damalige Ausschreibung für sich entscheiden konnte. "Ich stehe zu Architekturwettbewerben und ihren Ergebnissen", versicherte die Planungsstadträtin.

Die nunmehrige Einigung würde von allen Beteiligten getragen, zeigte sich die Ressortchefin erfreut. So bedeute dies etwa für den Eislaufverein eine Bestandsgarantie - mit einem Vertrag auf 99 Jahre. Er muss sich nach der Adaptierung jedoch mit einer geringfügig verkleinerten Eisfläche zufriedengeben, da nun die Wege breiter werden. An der geplanten Eishalle wurde jedoch nicht gerüttelt.

Sieben Monate im Jahr soll der Platz zu einem öffentlichen werden, wobei Vassilakou weitreichende konsumfreie Zonen versprach. Das Konzerthaus wiederum wird, wie dessen Präsident Christian Konrad heute befand, durch die Neugestaltung des Areals sichtbarer. Diese werde, so betonte er, auch die Wiedereröffnung des Seiteneingangs ermöglichen.

Projektbetreiber Michael Tojner musste zumindest aus wirtschaftlicher Sicht Abstriche machen, wie er heute eingestand: "Das Projekt ist schlechter geworden, überhaupt keine Frage." Der Turm wird drei Geschoße weniger haben, die auf Wohnungen entfallende Fläche reduziert sich um 24 Prozent. Das Intercont wird an, wie es hieß, leicht veränderter Position neu errichtet.

Gegenüber dem ursprünglichen Projekt sind es nun zwei Hotelgeschoße weniger, der Grundriss wurde ebenfalls verändert. Allerdings: Bei bei einer Umsetzung des Erstprojekts wäre von der Nobelherberge ebenfalls nicht viel übrig geblieben. Nur zehn bis 15 Prozent von der Gebäudesubstanz hätte man erhalten, wie Tojner ausführte.

Er bezifferte die Investitionssumme heute mit 250 bis 300 Mio. Euro. Der Baubeginn wird laut dem Wertinvest-Chef nicht vor 2019 erfolgen. Er versprach, ein langfristiger Partner zu sein - und nicht nur Investor. Auch an die städtebaulichen Verträge, mit denen die nun erzielte Vereinbarung besiegelt wurde, werde man sich "selbstverständlich" halten.

Einen "Plan B" gibt es nicht, wie heute sämtliche Beteiligten versicherten. Vassilakou zeigte sich zuversichtlich, dass nicht nur der Architektur-Fachbeirat, sondern auch die UNESCO eine freundlichere Bewertung vornehmen wird. "Nur eine lebendige, prosperierende Stadt kann ihr kulturelles Erbe schützen", ersuchte sie um eine wohlwollende Beurteilung. Gespräche mit der UNESCO würden bereits geführt, berichtete sie. Zudem wurde die mittelfristige Erstellung eines Managementplans zum Weltkulturerbe in Aussicht gestellt.

Auch Bürgermeister Häupl wollte nicht darüber spekulieren, was geschehen würde, falls der Innenstadt das Prädikat Weltkulturerbe tatsächlich aberkannt wird. Er gehe auch nicht davon aus, dass dies geschehen werde. Er stehe jedenfalls "absolut" zum geänderten Projekt, versicherte er.

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