Politik

"Kranke" Lehrerin als Tennis-Meisterin

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Spiel, Satz und Sieg: Und das mitten im Krankenstand.

„Wir werden in dieser leidigen Sache für Sauberkeit und Korrektheit sorgen“, sagt der Bildungskoordinator der Kärntner Landesregierung, Herbert Würschl. Seit ÖSTERREICH am Sonntag die Story über eine Kärntner Lehrerin veröffentlichte, die im Krankenstand Tennis-Vizestaatsmeisterin in der Altersklasse 55+ wurde, gehen die Wogen hoch: „Sie sollte ein Vorbild sein und kein schwarzes Schaf“, griff der Kärntner Landesschulrats-Präsident Rudolf Altersberger die Pädagogin an.

Ihre Kollegen sind sauer auf die Tennis-Meisterin

Wie berichtet, war die pragmatisierte Englisch- und Sportlehrerin Hilde K. (Name geändert) einer Neuen Mittelschule vom 5. Juni bis 10. Juli im Krankenstand: „Ich leide unter einem Burnout-Syndrom“, soll sie Sportfreunden erzählt haben. An ihrer Schule gehen deswegen die Wogen hoch: „Während wir sie in der Prüfungszeit vertreten mussten, wurde sie glatt Vizemeisterin und ließ sich auch noch gebührend abfeiern“, so eine Kollegin zu ÖSTERREICH.

„Zufällig“ endete der Krankenstand zum Beginn der Sommerferien. Ob Hilde K. in zwei Wochen ihren Dienst antritt, ist unklar: „Sie ist abgetaucht, wir müssen Unterrichtspläne für Herbst erstellen und erreichen sie nicht. Aber vielleicht sollten wir mal am Tennisplatz suchen“, sagt ein Kollege sarkastisch.

Hilde K. ist zwar ein drastisches Beispiel, aber bei Weitem kein Einzelfall. Laut einem brandaktuellen Rechnungshofbericht gehen 95 Prozent der Lehrer in Volks- und Neuen Mittelschulen in Frühpension – im Schnitt mit 59,6 Jahren.

(wru, fuw)

So krank sind die Lehrer

Die Zahlen aus dem neuen Rechnungshof-Bericht lassen bei Beamten-Staatssekretärin Sonja Steßl (SPÖ) die Alarmglocken schrillen.

 - Frühpension: 95 Prozent der Landeslehrer – also Pädagogen an Volks- und Neuen Mittelschulen – gehen im Schnitt mit 59,6 Jahren in Rente.

 - Hackler-Regelung: Fast drei Viertel der beamteten Landeslehrer nutzten dazu die alte Hackler-Regelung.

 - Krankenstände: Beamtete Landeslehrer fehlen im Schnitt zwei Wochen pro Schuljahr – doppelt so lange wie Vertragslehrer und Pädagogen an höheren Schulen.

 - Kosten: 2008–2013 kosteten die Lehrer-Frühpensionen zwei Milliarden.

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