Hofburg-Wahl

Kretschmann wirbt in Wien für Van der Bellen

Teilen

Der baden-württembergische Ministerpräsident unterstützt Van der Bellen.

 Bundespräsidentschaftskandidat Alexander Van der Bellen hat am heutigen Dienstagabend Unterstützung vom Star der deutschen Grünen, dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann erhalten. Erst am Donnerstag als Regierungschef wiedergewählt, rührte Kretschmann in Wien die Werbetrommel für Van der Bellen. Die beiden sprachen vor allem über Wirtschaft und Europa.

Gleich zu Beginn bemühte sich Van der Bellen die - vor allem wirtschaftlichen - Ähnlichkeiten der beiden Länder hervorzuheben. "Baden-Württemberg ist Österreich in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich: die Bevölkerungszahl, beide haben wir Firmen, die in alle Welt exportieren, den sozialen Zusammenhalt der mit der dynamischen Wirtschaft verbunden wird - das alles verbindet uns", zeigte sich Van der Bellen überzeugt. Von allen deutschen Bundesländern sei für ihn Baden-Württemberg außerdem das faszinierendste.

Dennoch musste Van der Bellen aber auch den Nachholbedarf Österreichs eingestehen: "In Baden-Württemberg ist die Arbeitslosigkeit viel niedriger, allenfalls die Hälfte an Arbeitslosen habt ihr", so der Bundespräsidentschaftskandidat. Außerdem sei man in Österreich viel zu bescheiden, was den eigenen Erfolg der heimischen Firmen im Ausland betrifft: "Wir stellen unser Licht viel zu sehr unter den Scheffel." Ganz im Gegensatz zu Baden-Württemberg: "Wir haben in jedem Segment im Schwarzwald einen 'hidden champion' - und sei das Segment noch so schmal", so Kretschmann.

Einen wesentlichen Teil des Gesprächs nahm vor allem das Thema Europa ein. Kretschmann trat dabei besonders leidenschaftlich für die EU ein: "Europa ist ein Raum der Freiheit. Es ist ein Raum des Wohlstands. Die Idee ist basierend auf einem Wertefundament. Es soll uns endlich wieder klarwerden, dass Europa unsere Zukunft ist. Die große Erzählung von Europa ist heute wichtiger denn je."

Auch bei der Bedeutung des Begriffs Heimat waren sich beide Politiker weitläufig einig. Man wolle sich den Begriff nicht "dauernd wegnehmen, ins rechte Eck stellen und von der FPÖ monopolisieren lassen", so Van der Bellen, der in seiner Kampagne viel mit "Heimat" arbeitet. Auch Kretschmann betonte: "In der Verfassung von Baden-Württemberg steht, dass das Volk ein Recht auf Heimat hat. Das überlassen wir zurecht nicht irgendwelchen Rechten."

Bevor das Publikum dem heute 68-jährigen Winfried Kretschmann zum Abschluss ein Geburtstagsständchen gesungen hatte, nutzte Van der Bellen die Gelegenheit, um noch einen Wahlkampf-Appell abzusetzen. Bezug nehmend auf seine in Verbalinjurien untergegangene Debatte mit Norbert Hofer (FPÖ) am vergangenen Sonntag im Privatsender ATV rief er das Publikum auf: "Vergessen Sie den letzten Sonntagabend! Drehen Sie es nicht wieder auf. Da sehen sie in welchen Schlamassel man kommt, wenn es keine Schiedsrichter gibt - dann fahren die Züge los und krachen aneinander."
 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.