Power International

Kritik an MPM-Miteigentümer Grasser

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Das neue Board unter Vorsitz von Wolfgang Vilsmeier präsentierte die vorläufigen konsolidierten Zahlen 2008. Dabei bekam Grasser sein Fett ab.

Die außerordentliche Hauptversammlung der Power International (PI), frühere Meinl International Power (MIP), hat am Dienstag mit "Aktionismus" begonnen: Mit einem beim Eingang verteilten Flugblatt griff die Meinl Bank das von der Bank unabhängige neue Board frontal an. Ein Vertreter der Meinl Bank selber war laut den Verteilern der Flugzettel bei der Aktion nicht präsent.

"Am Ende wird abkassiert"
Der einflussreichste Anleger von PI sei "Elliott Associates, einer der weltweit aggressivste Hedgefonds", heißt es dort. "Am Ende wird abkassiert", das solle nun auch bei der PI funktionieren. "Fakt ist, dass die Meinl Bank nicht für die negative Kursentwicklung in Folge der Finanzkrise verantwortlich ist", hieß es weiter. Die Meinl Bank habe sich nicht auf Kosten von Kleinanlagern bereichert, die Gebühren seien "marktüblich" gewesen und keineswegs überhöht.

Heiße Debatte
Die Debatte bei der außerordentlichen Hauptversammlung der Power International, ehemals Meinl International Power, war wieder von einer Auseinandersetzung über Gebühren und Kosten geprägt. Das neue Board unter Vorsitz von Wolfgang Vilsmeier präsentierte die vorläufigen konsolidierten Zahlen für 2008 und Kostenvergleiche zwischen der alten und der neuen Führung. Laut Vilsmeier agierte das seit November 2008 amtierende neue Board wesentlich billiger und kostengünstiger als die alte Meinl-nahe Führung unter Ex-Verbund-Chef Hans Haider.

Auch Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, Drittel-Eigentümer der Managementgesellschaft MPM, kam ins Visier. Grasser hat bereits angekündigt, er wolle seine Anteile zurückgeben.

Senkung der Management-Gebühren
Das alte Board unter Haider habe pro Monat 2,17 Mio. Euro erhalten, die neue Führung unter Vilsmeier monatlich 615.000 Euro, dazu kämen noch 356.000 Euro pro Monat für außerordentliche Kosten (Anwälte, Gutachten), insgesamt also 971.000 Euro pro Monat. Auch seien die Management-Gebühren von monatlich rund 700.000 Euro auf rund 100.000 Euro gesenkt worden. Die derzeitige außerordentliche Hauptversammlung, organisiert vom neuen Board im Niederösterreichischen Landhaus in Wien, koste 215.000 Euro, die von Haider organisierte Hauptversammlung habe hingegen stolze 4 Mio. Euro gekostet, so Vilsmeier.

252 Mio. Euro im Mai ausgeschüttet
Power International sei ein "auf langfristige Perspektive aufgebauter" Fonds mit einem überaus komplexen Konstrukt und hohen Kosten, führte Vilsmeier aus. Nach wie vor bleibe das Problem überhöhter Gebühren an die Meinl Bank-nahe Managementgesellschaft sowie zahlreiche Rechtsstreitigkeiten mit der Meinl Bank. Daher empfehle er den Aktionären, einen Beschluss zur geordneten Liquidation zu treffen. Vom per Jahresende 2008 vorhandenen Cash-Bestand von 394 Mio. Euro sollen zunächst 252 Mio. Euro an die Zertifikate-Inhaber zurückgeführt werden. "Mit ihrer Zustimmung kann das im Mai ausgeschüttet werden", so Vilsmeier. Die Beteiligungen sollten in einem geordneten Auktionsvefahren mit Hilfe der Investmentbank Goldman Sachs verkauft werden. Weiters solle das Board verkleinert werden.

Vilsmeier jammert über Grasser
Die damalige Meinl International Power (MIP) war am 1. August 2007 an der Wiener Börse gestartet. Für die massiv beworbene Gesellschaft waren Zertifikate um 10 Euro ausgegeben worden. Insgesamt wurden 600 Mio. Euro Brutto-Erlös beim IPO erzielt. Der Kursverlust betrug seit dem Börsengang über 41 Prozent, führte Vilsmeier aus. Die Struktur sei sehr kompliziert, weil über zypriotische Zwischenholdings die Beteiligungen gehalten würden. Auch sei Grasser, Chairman der Power-Managementgesellschaft, bei der Ermittlung der aktuellen Lage nicht sehr kooperativ gewesen, klagte Vilsmeier.

"Abrechnung" mit Grasser
Alexander Proschofsky, Anführer der "rebellischen Aktionäre" die das Meinl-nahe Ex-Board gestürzt hatten, "rechnete" mit mit Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser ab. Grasser war seit Börsenstart im August 2007 als Chairman und Drittel-Eigentümer der Power-Managementgesellschaft MPM tätig, vor kurzem hat er seinen Rückzug angekündigt. Laut Meinl Bank soll Grasser nun für seinen Drittel-Anteil an der MPM nur einen Euro bekommen. "Da sehen Sie was die Meinl Bank vom Wert ihrer Managementgesellschaft hält", ätzte Proschofsky. Grasser habe seinerzeit einen Euro in die Gesellschaft investiert, nun werde er auch einen Euro zurückbekommen: "Er hat in der Wirtschaftskrise eine beachtliche Performance gezeigt".

Grasser hatte für seinen Job als Direktor und Drittel-Eigentümer der Meinl Power Management Limited mit Firmensitz auf Jersey genau einen Euro investiert. Laut dem Börseprospekt der Meinl International Power (MIP) wurde die Managementgesellschaft am 15. Juni 2007 unter dem Recht von Jersey gegründet. Das genehmigte Kapital betrug bis zu 50.000 Euro, eingeteilt in bis zu 50.000 Aktien mit einem Nominalwert von je einem Euro. Das ausgegebene Aktienkapital, das voll einbezahlt wurde, betrug 3 Euro, eingeteilt in drei Aktien mit einem Nominalwert von je 1 Euro. Davon hielt die Meinl Bank zwei Aktien und Grasser eine Aktie.

Die MPM hätte im vergangenen Jahr um einen zweistelligen Millionenbetrag an den britischen Hedgefonds Audley Capital Advisors von Michael Treichl verkauft werden sollen - ein Deal, den die Aktionäre um Proschofsky gekippt haben.

Für Grasser scheint das Engagement bei der Power aber doch recht einträglich gewesen zu sein: Laut Medienberichten hat Grasser als Chairman der Managementgesellschaft alleine im Vorjahr 1,2 Mio. Euro brutto erhalten. Die MPM hatte 2008 von der Power 8 Mio. Euro Honorar erhalten.

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