Buchpräsentation

Mitterlehner stellte sich Wut-Oma

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Nach Polter-Attacke gab es dieses Mal ein Küsschen für den Vize-Kanzler.

Das ORF-Sommergespräch mit ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner machte sie bekannt: Frieda Nagl (75), Altwirtin aus Rauris, polterte dermaßen selbstbewusst gegen hohe Steuern und Gesetzesschikanen, dass ihr ein Verlag eine Publikation antrug. Unter dem Titel "Wut-Oma - Mein Leben, meine Welt, meine Ziele" ist das Buch nun erschienen. Bei der Präsentation am Freitag schaute auch Mitterlehner vorbei.

Die Gründerin des Gasthofs "Alpenrose" wettert in ihrem Buch gegen schikanöse Kontrollen der Finanzbehörden, untragbare Steuerlasten für Unternehmer, "depperte Gesetze", die den kleinen Leuten aus ihrer Sicht das Leben erschweren und eine Politik im Dienste von Banken, der Konzerne und der EU. Schon lange habe sie "Politiker, die ich derwisch, beim Krawattl nehmen" wollen, sagte sie bei der Buchpräsentation in Wien. Beim Sommergespräch sei ihr das mit Mitterlehner dann gelungen.

Überraschungsgast
Der ÖVP-Chef und Vizekanzler, der sich schon nach der ORF-Sendung mit Nagl auf ein Bier zusammensetzte und sich von ihr duzen ließ, schaute auch am Freitag als Überraschungsgast vorbei. "Ich wollt des Buch lesen, damit ich dann richtig ansetze", sagte er in breitem Mühlviertlerisch und überreichte der Autorin ein paragrafenförmiges Stück Kleingebäck als Wegzehrung. "Also so eine Freude!", strahlte Nagl, überreichte ihm ein Exemplar mit persönlicher Widmung und rief ihm beim Abschied noch "Pfiat Gott! Herr Vizekanzler, ein Küsschen noch!" nach.

Die 1939 als eines von 16 Kindern geborene Wirtin aus dem Salzburger Pinzgau war lange Regionalpolitikerin und Mitglied im Wirtschaftsbund, trat aber auch - nach Verärgerung über die ÖVP - mit ihrer eigenen "Liste für Rauris" an. Sie engagierte sich gegen die Abwanderung von Bauern und kleinen Wirtschaftsbetrieben und für "uns kleine Leute". Das Buch diktierte sie dem Verlag innerhalb weniger Tage, nach 14 Tagen war es fertig produziert und geht nun mit einer Startauflage von 4.000 Stück in den Verkauf.

 Trotz ihrer Enttäuschung über Österreichs Entscheidungsträger hat die Dirndl-Trägerin einen weiteren Liebling in der Politik, nämlich Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP). "Ich liebe ihn, ich sage es ganz ehrlich", meinte sie. Ihr Appell an ihn: "Bitte lass dich nicht verheizen." Ein Treffen mit Kurz ist bereits für kommenden Donnerstag angesetzt.
 

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