Es wird ermittelt

"Moschee baba": Justiz gegen FPÖ-Spiel

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Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen das Online-Spiel der steirischen FPÖ.

Jetzt wird es richtig brutal im steirischen Wahlkampf. Ein Online-Spiel sorgt derzeit für Aufregung in Österreich: Die FPÖ-Landespartei Steiermark wirbt auf ihrer Website mit einem Abknall-Spiel, bei dem es darum geht, auf Moscheen, Minarette und sogar Muezzins zu schießen.

Das FPÖ-Game: Im Hintergrund Berge, die Skyline von Graz, der Uhrturm. Plötzlich tauchen islamische Symbole auf. Davor eine Art Fadenkreuz. Für jeden Volltreffer sammelt der Schütze Punkte. Das Anti-Minarett-Spiel mit dem Titel "Moschee-Baba“, ähnelt dem Moorhuhn-Game.

Jeder abgeknallte Muezzin ist 1.000 Punkte wert
Für jeden verhinderten Moschee-Bau gibt es 2.000 Punkte, für jeden abgeknallten Muezzin 1.000. Ein verhindertes Minarett ist 500 Punkte wert. Daneben tickt ein Zeitkonto.

Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Verdachts auf Verhetzung und Herabwürdigung religiöser Lehren. Delikte, die mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren bzw. sechs Monaten bedroht sind.

Ein grüner Abgeordneter sowie die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) hatten Anzeige erstattet. IGGiÖ-Präsident Anas Schakfeh bezeichnet das Spiel als "geschmacklos und religionsfeindlich“. Gegenstand der Ermittlungen ist nun, "herauszufinden, wer von der Freiheitlichen Partei für das Spiel verantwortlich ist“, so der zuständige Staatsanwalt Hansjörg Bacher gegenüber ÖSTERREICH.

"Moschee-Baba“ ist "demokratische Willensbildung"
Die Antwort gibt der blaue Spitzenkandidat Gerhard Kurzmann, Nationalratsabgeordneter und Magistratsbeamter in Graz. Im Interview mit ÖSTERREICH sagt er, dass "die Landespartei über das Spiel abgestimmt“ habe. Für ihn stellt "Moschee-Baba“ kein Gewalt-Game dar, sondern vielmehr ein "Signal, dass die steirische FPÖ religiöse Machtsymbole wie Moscheen nicht will“.

Weiters interpretiert Kurzmann das Spiel als „demokratische Willensbildung“. Denn bei „Game over“ werden dem Spieler drei Fragen zum Islam gestellt. Anhand der Antworten will die Landespartei die Meinung der Österreicher ermitteln. In den ersten beiden Fragen geht es um die Einstellung zum Bau von Moscheen und Minaretten bzw. um Kopftuch und Burka. Die dritte Frage lautet: „Sollen Muslime eine Erklärung unterschreiben, in welcher sie die österreichische Rechtsordnung als über dem Koran stehend akzeptieren?“ Die FPÖ Steiermark verzeichnete in den ersten drei Tagen bereits fast 60.000 Klicks. 56 Prozent hätten die Fragen im Sinne der FPÖ beantwortet.

FPÖ-Spitze distanziert sich von dem Online-Game
Innerhalb der FPÖ distanziert man sich auf höchster Parteiebene von dem Spiel.

Parteiobmann H.-C. Strache im Gespräch mit ÖSTERREICH: "Uns von der Bundespartei wurde das Spiel ebenfalls angeboten. Wir lehnten ab.“ Auch FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl will mit dem Spiel nichts zu tun haben: "Dieses Spiel wird im Wiener Wahlkampf sicher nicht eingesetzt“.

ÖSTERREICH: Heute starten Sie Ihren Wahlkampf – Ihre Ansage?
Heinz-Christian Strache: Dass die SPÖ abgewirtschaftet hat. Dass es in Wien ein Sicherheitsproblem mit 550 Wohnungseinbrüchen täglich gibt. Dass eine Zuwanderungswelle droht, die zu einem Verdrängungswettkampf auf dem Arbeitsmarkt führen wird.
ÖSTERREICH: Also Sie setzen ebenfalls wie die Steirer nur auf das Ausländerthema?
Strache: Nein natürlich nicht, wir haben viele andere Themen.
ÖSTERREICH: Das Moschee-Spiel der steirischen FPÖ sorgt für Aufregung. Sind Sie darüber glücklich?
Strache: Es ist alleinige Sache der steirischen Landespartei, die ihren Wahlkampf eigenständig führt und konzipiert. Uns in Wien wurde das Spiel übrigens ebenfalls angeboten – es hat aber nicht zu unserer Wahlkampflinie gepasst. Ich finde im Wahlkampf Spiele nicht angebracht.
ÖSTERREICH: Rufen Sie Ihren Parteifreund Kurzmann jetzt zur Ordnung?
Strache: Nein, ich bin ja nicht das Kindermädchen von Herrn Kurzmann. Ich halte SPÖ-nahe Terror-Rapper oder den Herrn Al-Rawi, der anti-israelische Demos anführt, für skandalös. Und nicht dieses Spiel, bei dem ja nicht geschossen, sondern nur eine Stopptaste gedrückt wird.
(gü)

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