Paukenschlag

Nach Skandalen: KAV-Chef Janßen geht

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Der Rechnungshof warf dem Krankenanstaltenverbund Misswirtschaft vor.

Die Stadt Wien hat sich vom Direktor des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV), Udo Janßen, getrennt. Janßen verlasse mit dem heutigen Tag den KAV, teilte Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Montag mit. Die interimistische Leitung übernehmen seine beiden bisherigen Stellvertreter Thomas Balazs und Evelyn Kölldorfer-Leitgeb.

Die Position des Generaldirektors wird ausgeschrieben, sobald die künftige Organisationsform des Krankenanstaltenverbunds feststeht, sagte Frauenberger. Die ärztlichen Agenden in der Generaldirektion des KAV wird Michael Binder, Leiter des Health Caremanagements im KAV, in dieser Zeit übernehmen.

Versäumnisse
Schon Monate bevor das Dokument das Licht der Öffentlichkeit erblickte, ging Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely freiwillig aus dem Amt. Anfang März lag ÖSTERREICH der Rechnungshofbericht zum Thema „Organisation der Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbunds vor. jetzt wurde es zu eng für dessen Chef Udo Janßen. Der Bericht von Rechnungshofchefin Margit Kraker an Bürgermeister Michael Häupl ist, selbst für die skandalgestählte Wiener SPÖ, starker Tobak. Auf 104 Seiten listet der Rechnungshof horrende Versäumnisse auf: So gab es weder Sicherheitsnetze gegen Korruption noch eine Zentralisierung beim Beschaffungswesen.

Millionen-Kosten
Auftragswerte, vor allem beim Megaprojekt Krankenhaus Nord, wurden nicht realistisch ­geschätzt. Dadurch konnten bei drohender Überschreitung des Auftragswerts keine neuen Ausschreibungen durchgeführt werden, was Millionen gekostet hat. Bei der Beschaffung von Apothekerwaren wurden vergaberechtliche Vorschriften nicht eingehalten. Und es gab im KAV nicht einmal eine Kostenträgerrechnung, womit Wiens größter Arbeitgeber über keinerlei fundierte betriebswirtschaftliche Entscheidungsgrundlagen verfügte. Bei der Vergabe externer Beratungsaufträge – es ging um Dutzende Millionen Euro – gab es weder Kosten-Nutzen-Analysen noch eine Dokumentation danach. Dass es zur Mehrjahresplanung von Udo Janßen keinerlei Zahlenmaterial gab, ist da nur das Tüpferl auf dem i.

Kritik
„KAV-Boss Janßen trägt die volle Verantwortung für ein Milliarden-Desaster im Wiener Gesundheitswesen, bei dem er offenbar jahrelang tatenlos zugesehen hat, wie aus dem Bericht hervorgeht“, kritisiert FPÖ-Nationalrat David Lasar.

Josef Galley

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