"Am Schauplatz"-Doku

Neonazis bedrohen ORF-Journalist

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Für den Ernstfall habe Moschitz "Vorkehrungen" getroffen.

Der ORF-Journalist Ed Moschitz, der wegen seiner "Am Schauplatz"-Reportage über jugendliche Skinheads am rechten Rand in den vergangenen Monaten ins Visier von FPÖ und Justizbehörden geraten war, hat zuletzt "mehrfache Bedrohungen aus der rechten Szene" erhalten. In Briefen, Anrufen und Internet-Foren wurde Moschitz wegen seiner Recherchen angegriffen. In Absprache mit der Journalistengewerkschaft hat sich Moschitz deshalb entschlossen, das gesamte Drehmaterial der "Am Schauplatz"-Reportage "an einem sicheren Ort zu verwahren", wie Franz C. Bauer, Vorsitzender der Journalistengewerkschaft, am Donnerstag erklärte.

Orginalmaterial organisiert
Moschitz hat sich offenbar nach der jüngsten Entscheidung des Obersten Gerichtshofs (OGH) unter Berufung auf seine Urheber- und Autorenrechte das Originalmaterial vom ORF organisiert. Sollten die Bedrohungen gegen Moschitz in die Tat umgesetzt werden, so habe dieser "Vorkehrungen für den Ernstfall" getroffen und dafür gesorgt, dass das gesamte Material, das in der rechten Szene gedreht wurde, noch am gleichen Tag online gestellt wird. "Die im Zusammenhang mit der Sendung 'Am Schauplatz' aufgenommenen Szenen lassen unter anderem Rückschlüsse auf Kontaktstellen zwischen der rechtsextremen, gewaltbereiten Szene und politischen Parteien zu", heißt es in der Aussendung der Journalistengewerkschaft.

Bauer wies in diesem Zusammenhang auf das erhöhte Risiko auch für das Privatleben von Journalisten in Österreich hin: "Das Redaktionsgeheimnis schützt unsere Informanten. Aber welches Gesetz schützt bedrohte Journalisten", so Bauer. Der Vorsitzende der Journalistengewerkschaft befürchtet in Causa auch politische Interventionen.

Aufreger
Die "Schauplatz"-Reportage "Am rechten Rand" sorgte in den vergangenen Monaten für große Aufregung. Zum Eklat kam es, als Moschitz und seine Protagonisten bei einer FPÖ-Wahlkampfveranstaltung drehten. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache vermeinte Nazi-Sager der Jugendlichen zu vernehmen, die - so der Vorwurf - auf Geheiß des ORF-Reporters erfolgt sein sollen. Strache witterte eine gezielte Provokation. Die Wiener Neustädter Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen gegen den ORF-Journalisten auf und forderte die Herausgabe des gesamten Drehmaterials. FPÖ, ORF und Behörden lieferten sich über Monate verbale und rechtliche Auseinandersetzungen. Der Oberste Gerichtshof entschied schließlich in der vergangenen Woche für den ORF und stärkte Redaktionsgeheimnis und Pressefreiheit in Österreich gleich mit.

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