Gleichstellung

Neues Führungskräfteprogramm für Frauen

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VP-Staatssekretärin Marek will Unternehmen mit "ökonomischer Vernunft überzeugen".

Mit Hilfe eines Weiterbildungsprogramms will Christine Marek, ÖVP-Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, den Frauenanteil in Führungspositionen erhöhen. Nach norwegischem Vorbild sollen qualifizierte Frauen ab Herbst 2010 die Möglichkeit haben, sich in Workshops näher mit Themen wie Unternehmensführung oder Personalmanagement auseinanderzusetzen, um so für die Übernahme von Spitzenpositionen "motiviert" zu werden, erklärte Marek am Freitag vor Journalisten. Unternehmen sollen mit "ökonomischer Vernunft" vom Nutzen der Gleichstellung überzeugt werden.

Frauen in der Unterzahl
Derzeit seien lediglich 11,4 Prozent der Mitglieder in österreichischen Aufsichtsräten weiblich, erklärte Wirtschaftskammer-Generalsekretärin Anna Maria Hochhauser. Eine aktuelle Studie der Karmasin-Motivforschung im Auftrag des Wirtschaftsministeriums, für die Personalchefs und Personalberater befragt worden sind, zeigt laut Marek, dass Frauen oftmals das Selbstvertrauen für einen Führungsjob fehle. "Je höher die Position, desto weniger Frauen bewerben sich."

Um dies zu ändern, hat sich Marek gemeinsam mit der Wirtschaftskammer (WKÖ) und der Industriellenvereinigung (IV) Inspiration in Norwegen geholt: Dort wurde im Jahr 2004 - gleichzeitig mit der Einführung der gesetzlichen Frauenquote von 40 Prozent für Aufsichtsräte - das Führungskräfteprogramm "Female Future" ins Leben gerufen. Seither hätten 1.100 Frauen das Weiterbildungsprogramm absolviert und in der Regel danach auch höherwertige Positionen in ihren Unternehmen übernommen, betonte Marek.

"Zukunft.Frauen"
Auch in Österreich soll deshalb ein ähnliches Programm, "Zukunft.Frauen", den weiblichen Anteil in Führungspositionen erhöhen. Unternehmen können qualifizierte Mitarbeiterinnen nominieren, die Kosten werden Marek zufolge zwischen 2.000 und 3.000 Euro betragen. Dafür erwarten die Teilnehmerinnen ab Herbst an 15 Tagen, verteilt über ein ganzes Jahr, Workshops zu Unternehmensführung, Personalmanagement, Aufsichtsratstätigkeit und Soft Skills wie Rhetorik. Die "Krönung" des Programms, so Hochhauser, ist die Möglichkeit, sich in eine Datenbank für qualifizierte Frauen einzutragen, schließlich gehe es auch ums "Netzwerken".

"Der Aufwand für die Unternehmen ist vergleichsweise minimal", zeigte sich Marek vom Erfolg des Programms überzeugt - schon jetzt seien fünf Firmen mit an Bord. Es gehe nicht darum, den Unternehmen etwas aufzuzwingen, sondern sie mit "ökonomischer Vernunft" zu überzeugen und etwas anzubieten, "wo ein Nutzen sichtbar ist - eine Firma ist kein Sozialverein". "Weibliche Talente zu fördern ist ein ökonomischer Vorteil", betonte auch Hochhauser. "Es wäre kurzsichtig, das Potenzial ungenutzt zu lassen", ergänzte Christian Friesl von der IV.

Dass das Programm in Norwegen nur deshalb so erfolgreich war, weil die Unternehmen ja die gesetzliche Quote in Aufsichtsräten erfüllen mussten, glaubt Marek nicht - die Quotenerfüllung sei nur ein "positiver Nebeneffekt". In der Frage möglicher Quotenregelungen für Österreich wollte sich Marek nicht festlegen: Dazu gebe es derzeit Gespräche zwischen Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (S) und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (V), "dem möchte ich nicht vorgreifen". Eines sei aber klar, so die Staatssekretärin: "Quoten sind kein Wundermittel."

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