Statt Martin Graf

Norbert Hofer (FPÖ) wird 3. NR-Präsident

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Ideologisches Mastermind der FPÖ. Als Betroffener als FPÖ-Behindertensprecher aktiv.

Nobert Hofer (42), der am Dienstag in der konstituierenden Sitzung des Nationalrates wohl zum Dritten Präsidenten des Hohen Hauses gekürt werden dürfte, wird nicht nur von seinem Vorgänger Martin Graf als "politisches Talent" bezeichnet. Auch Parteichef Heinz-Christian Strache hat ihn schon länger als Hoffnungsträger auserkoren; seit der Parteiübernahme durch Strache im Jahr 2005 ist der 42-Jährige einer seiner Stellvertreter. Auch für die inhaltliche Ausrichtung der Partei ist Hofer federführend mitverantwortlich.

Der gelernte Flugzeugtechniker - vor seiner politischen Laufbahn war Hofer Luftfahrttechniker bei Lauda Air - startete seine Karriere in der FPÖ vor 19 Jahren, als er Stadtparteiobmann in Eisenstadt wurde. 1996 stieg er dann zum Landesparteisekretär auf, seit 1997 war er Gemeinderat in Eisenstadt und seit 2000 Klubsekretär.

Paragleiter-Unfall
prägte politische Karriere
Nach der Spaltung der FPÖ 2005 und der folgenden Übernahme der Parteiführung durch Strache holte dieser den Burgenländer als stellvertretenden Bundesparteiobmann in sein Team. Im Jahr darauf zog Hofer in den Nationalrat ein - schon damals als Behindertensprecher. Seine Bereichsaufgabe ist dem Südburgenländer durch ein schicksalhaftes Ereignis quasi vorgegeben: Im Sommer 2003 zog sich der vierfache Vater bei einem Paragleiter-Unfall in der Steiermark schwerste Verletzungen zu. Hofer stürzte aus mehreren Metern Höhe ab und verletzte sich dabei an der Wirbelsäule schwer. Der Verunglückte wurde mit dem Notarzthubschrauber nach Graz geflogen und mehr als vier Stunden operiert.

Nach dem Unfall blieben zunächst Lähmungserscheinungen zurück, die er in einer mehrmonatige Rehabilitation überwinden konnte. Heute hat er zwar teilweise noch Schwierigkeiten beim Gehen, seine Behinderung sieht man ihm aber nicht mehr auf den ersten Blick an. Im Februar 2004 kehrte er wieder in die burgenländische Politik zurück. In sein neues Amt als Dritter Nationalratspräsident soll Hofer laut Strache jedenfalls auch seine soziale Kompetenz mit einbringen.

Hofer bietet wenig Angriffsflächen
Mitbringen soll er vor allem auch Ruhe, nachdem sein Vorgänger Graf doch regelmäßig für Aufregung gesorgt hatte - etwa mit seiner Rolle in der Meschar-Privatstiftung oder durch seine Mitarbeiter, die mit Bestellungen bei rechtsradikalen Versandhäusern aufgefallen waren. Hofer gilt als hingegen bietet weniger Angriffsflächen. Er gilt zurückhaltend in der Diktion, wenngleich er in der Sache selbst die Linie klar mitträgt - so stellte sich der künftige Dritte Präsident etwa gegen die Ausbezahlung von Pflegegeld an "Menschen, die sich erst seit kurzem in unserem Land aufhalten".

Auch der scheidende Amtsinhaber Graf bestätigte unlängst das Bild der zurückhaltenden Art Hofers: "Er hat natürlich seinen eigenen, moderateren Stil - aber ich gehe davon aus, dass er in parlamentarischen Angelegenheiten mit gleicher Härte agiert". Der langjährige Parlamentarier dürfte auch einen weiteren Startvorteil gegenüber Graf aufweisen: Von einer Mitgliedschaft Hofers in einer Burschenschaft ist nichts bekannt - sein Vorgänger wurde für seine (in der schlagenden Burschenschaft Olympia) immer wieder öffentlich kritisiert.

 Inhaltlich gilt Hofer jedenfalls als einer der Chefideologen der FPÖ. Die Neuerstellung des Parteiprogrammes 2011 passierte unter seiner Verantwortung. Und auch beim 2013 in vierter Auflage erschienenen "Handbuch freiheitlicher Politik" war Hofer federführend tätig.
 

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