Ansage nach Absage

Pröll für Khol, Leitl oder Fiedler

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Der Doch-Nicht-Bundespräsidentschaftskandidat über die seiner Ansicht nach besten Kandidaten für die Hofburg.

So gut gelaunt wie an diesem Wochenende hat man Erwin Pröll schon lange nicht erlebt. Nach seiner überraschend schnellen Entscheidung, nicht als Kandidat der ÖVP in die Präsidentenwahl zu gehen, ist Pröll locker wie nie. Überall auf der Straße sprechen ihn die Wähler an – danken für seine Entscheidung, gratulieren.

Der Zuspruch im Land ist so groß, dass Pröll – getragen von der Sympathiewelle der Niederösterreicher – im Interview gleich seine Bereitschaft zur Wiederkandidatur bei der nächsten Landtagswahl bekannt gibt.

Doch auch zur Frage der schwarzen Präsidentschafts-Kandidatur nimmt sich Pröll kein Blatt mehr vor den Mund. Erstmals spricht er offen über die personellen Alternativen zu Heinz Fischer – und nennt auch als erster ÖVP-Spitzenmann konkrete Namen:

Pröll spricht sich für Khol aus
– An erster Stelle spricht sich Pröll für den in den letzten Tagen immer öfter genannten Andreas Khol aus. Nach Prölls Absage gilt der ehemalige Nationalrats-Präsident – trotz seiner bereits 68 Jahre – als „heißester“ Kandidat der ÖVP.

Khol ist als ehemaliger Präsident des Nationalrats – laut Pröll – „mit Fischer auf einer Augenhöhe“, er hat als Präsident des Seniorenbundes die geballte Macht der heimischen Pensionisten (die eine Präsidentenwahl entscheiden können) hinter sich. Und er war zuletzt – etwa als Organisator des Tiroler Landesfestumzuges – extrem umtriebig. Von Altersschwäche oder Pensionsreife keine Spur.

– Sollte Khol nicht antreten wollen, steigen die Chancen für Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl. Er gilt zwar als enger Freund des Bundespräsidenten Heinz Fischer, würde sich aber dem Ruf seiner Partei kaum verschließen. Sein Plus: Er hat in seiner Organisation die nötigen Geldmittel für den gut 5 Millionen Euro teuren Präsidentenwahlkampf.

– Nur noch Außenseiterchancen hat bei der ÖVP die Ex-Landeshauptfrau Waltraud Klasnic.

– Der „heißeste“ Außenseiter im Rennen um die Präsidentschaft ist der ehemalige Rechnungshof-Chef Franz Fiedler. Fiedler hat mehrere Vorteile: Er gilt als absolut überparteilich und unparteiisch; er ist ein anerkannter Aufdecker, der Sümpfe trockenlegt und als mutig angesehen wird; und er ist jener Kandidat, auf den sich ÖVP und FPÖ einigen könnten.

Fiedler kommt aus der ÖVP, wurde von VP und FP gemeinsam in den Rechnungshof gewählt, wird von Strache und Pröll geschätzt – und hätte den Vorteil als „Unabhängiger“ gegen Fischer anzutreten.

Auch der erzkonservative Andreas Khol wäre als gemeinsamer Kandidat von ÖVP und FPÖ denkbar. Die Zeiten, als er die FPÖ „außerhalb des Verfassungsbogens“ stellte, sind lang vorbei. In Wahrheit war Khol der Architekt der schwarz-blauen Koalition.

Erwin Pröll sieht für einen bürgerlichen Kandidaten gegen Fischer „beste“ Chancen. Sein Kalkül: Bei zwei Gegenkandidaten – von Schwarz und Blau – würde Fischer keine absolute Mehrheit mehr schaffen, müsste in eine Stichwahl. „Und“, so Pröll, „ein Präsident, der in eine Stichwahl muss, hat in den Augen der Wähler schon verloren ...“

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