Kehrtwende

Pröll nennt Fischer "nicht unabhängig"

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Am Donnerstag hat es noch dickes Lob vom ÖVP-Chef für den Bundespräsidenten gegeben - Am Freitag sitzt ihm schon die eigene Partei im Nacken.

ÖVP-Chef Josef Pröll relativiert nun seine als Lob interpretierten Aussagen über Bundespräsident Heinz Fischer, attestiert ihm eine SPÖ-Schlagseite und sendet deutliche Signale für einen ÖVP-Kandidaten bei den Präsidentschaftswahlen. "Um das ein für alle Mal klarzustellen: In der ÖVP ist die Option für einen eigenen Kandidaten oder eine Kandidatin für dieses wichtige Amt absolut aufrecht", so Pröll. Konkrete Entscheidungen sollen "möglichst spät im Herbst" fallen, um "den Wahlkampf sehr kurz zu halten".

"Nichts auszusetzen"
Pröll hatte dem amtierenden Präsidenten davor eine "sehr bürgernahe Politik" bescheinigt und gemeint, "in puncto Gleichbehandlung der Parteien" gebe es "nichts auszusetzen". Prompt wurde ihm das in Medien als Lob für Fischer und ein Hinweis, dass dieser als gemeinsamer Kandidat in die Wahl im April 2010 geschickt werden könnte, ausgelegt.

"Parteipolitische Sager"
Also trat der Vizekanzler und Finanzminister umgehend an, um festzuhalten: Gar so zufrieden sei man mit Fischer auch wieder nicht. "Heinz Fischer kommt aus dem Zentrum der SPÖ. Es hat auch in seiner Amtsführung parteipolitische Stellungnahmen abgegeben, die manchen in der ÖVP und auch mir durchaus aufgestoßen sind. Etwa zum Schulsystem, zur Vermögensbesteuerung, zuletzt beim Gewerkschaftstag."

"Nicht unabhängig"
Dass Fischer sich im Falle einer Wiederkandidatur als unabhängiger Kandidat positionieren will, nimmt ihm Pröll nicht ab. "Wenn er aus dem Herzen der SPÖ kommt, kann man durch fünf Jahre Tätigkeit als Bundespräsident diese jahrzehntelange Vergangenheit nicht einfach wegwischen."

"Absolute Option"
Für Pröll liegt auf der Hand, "dass eine große Volkspartei wie die ÖVP natürlich in Betracht ziehen muss, dass dieses wichtige Amt - das in der Vergangenheit auch von vielen von der ÖVP nominierten Kandidaten eingenommen wurde - eine absolute Option sein muss". Hinweise darauf, wen man ins Rennen schicken könnte, gibt er weiterhin nicht preis. Zu seinem Onkel, dem niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll, hält der Parteichef einmal mehr fest: "Er ist sicher einer, der diese Funktion jederzeit bravourös und für Österreich bestmöglich ausfüllen kann.

Programmierte Niederlage?
Dass ein ÖVP-Kandidat - oder eine Kandidatin, das Geschlecht spielt laut Pröll "keine vordergründige Rolle" - durch den Amtsbonus Fischers von vornherein als Verlierer antreten würde, glaubt er nicht: "Das ist kein geschriebenes Naturgesetz. Wenn man bessere Leute hat, können sie auch gewinnen."

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