Mega-Prozess


Promi-Zeugen zu Telekom-Skandal

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Es geht um 960.000 Euro: Gorbach, Westenthaler und Rauch im Zeugenstand.

Am Wiener Straflandesgericht geht ab heute der Prozess um mutmaßlich illegale Parteispenden der Telekom ans BZÖ im Jahr 2006 ins Finale. Vermutet wird, dass sich die Telekom mit 960.000 Euro die Änderung eines Gesetzes (der Universaldienstverordnung) erkaufen wollte. Sechs Angeklagte – darunter Ex-Telekom-Vorstand Rudolf Fischer und der frühere BZÖ-Politiker Klaus Wittauer – müssen sich u. a. wegen Untreue verantworten. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Gorbach, Westenthaler, Rauch im Zeugenstand
Der mitangeklagte Lobbyist Peter Hochegger rechnet mit Freispruch, wie er zu ÖSTERREICH sagt. Kronzeuge Schieszler lüge mit der Behauptung, er, Hochegger, habe zwecks Änderung der Universaldienstverordnung bei der Politik interveniert und dann gesagt, das koste 1 Million.

Geladen sind für diese Woche 18 Zeugen – darunter Ex-BZÖ-Vizekanzler Hubert Gorbach (für Dienstag), Ex-BZÖ-Chef Peter Westenthaler (Mittwoch). Die frühere BZÖ-Justizministerin Karin Gastinger ließ sich für Mittwoch entschuldigen. Am Donnerstag kommt ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch.

Zum Auftakt befragt Richter Michael Tolstiuk heute u. a. den früheren ÖIAG-Chef Peter Michaelis.

Am Freitag könnte es 
bereits die Urteile geben
Die Urteile könnten am Freitag fallen. Ob dieser Fahrplan angesichts der Gastinger-Absage und zusätzlichen Beweisanträgen der Verteidiger hält, ist unklar.
 

"Mit meinem Namen ist kein Job mehr zu kriegen"

ÖSTERREICH: Herr Hochegger, Ihr Leben hat sich im Vergleich zu der Zeit, um die es im Prozess geht, komplett geändert …
Peter HOCHEGGER:
Ja. 2009 bin ich aus dem System herausgefallen – es war wie ein Orkan, der über mich hinweggefegt ist. Danach war ich sozusagen auf einer Insel gestrandet. Ich habe viel nachgedacht und jetzt habe ich ein angenehmes Leben, weil ich Zeit für mich habe.

ÖSTERREICH: Wie sieht Ihr Alltag aus?
HOCHEGGER: Ich lebe sehr gesund, bin Vegetarier, mache täglich Yoga, meditiere, gehe laufen und zweimal pro Woche ins Gym. Und ich lese viel.

ÖSTERREICH: Beruflich machen Sie nichts mehr?
HOCHEGGER: Ich bin fast 65, mein Berufsleben ist vorbei. Die wirtschaftlichen Aktivitäten, die ich noch habe, schließe ich jetzt ab. Ich reduziere mich auf meine Kernkompetenz, das Beraten. Aber anders als früher: Ich berate ohne Honorar Freunde zu ihrer Lebenssituation.

ÖSTERREICH: Finanziell geht sich das aus für Sie?
HOCHEGGER: Ich habe meine Ansprüche stark reduziert. Nach Abzug der Fixkosten für Auto und Wohnung habe ich 1.000 Euro zum Leben.

ÖSTERREICH: Wie viel haben Sie in guten Zeiten verdient?
HOCHEGGER: Ich hatte rund 10.000 Euro Gehalt netto. Dazu Gewinnausschüttungen meiner Firma – in guten Jahren hatte ich insgesamt 300.000 bis 400.000 Euro.

ÖSTERREICH: Sie verbringen viel Zeit in Brasilien?
HOCHEGGER: Drei bis vier Monate im Jahr möchte ich dort sein. Aber mein Lebensmittelpunkt ist Europa.

ÖSTERREICH: Haben Sie noch Freunde in Österreich?
HOCHEGGER: Zum Glück ja. Ohne meine Freunde hätte ich diese Zeit nicht überstanden. Aber lustig ist es nicht. Meine Tochter sagt, sie will im Ausland arbeiten, denn mit dem Namen Hochegger kriegt man in Österreich keinen Job mehr.

ÖSTERREICH: Werden Sie wählen gehen?
HOCHEGGER: Wahrscheinlich nicht, aber das tue ich schon länger nicht. Ich kann mich mit der Politik nicht mehr identifizieren, weil sie keine Antworten und Lösungen für die Problemstellungen der Zukunft hat.

Interview: A. Sellner, B. Haas

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