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Regierungs-Zwist um Matura-Reform

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Die VP ist gegen eine ausschließlich zentrale Aufgaben-Vergabe der schriftlichen Klausurarbeit. Man befrüchtet, dass schulautonome Inhalte zu kurz kommen.

Die ÖVP lehnt ein zentrales Element der von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (S) geplanten Matura-Reform ab: Sie ist gegen die ausschließlich zentrale Vergabe der Aufgaben für die schriftliche Klausurarbeit. Befürchtet wird, dass damit schulautonome Inhalte zu kurz kommen. Vorstellen kann man sich aber, dass Grundkompetenzen zentral abgefragt werden. Die ÖVP hat heute nach eigenen Angaben Schmied über ihre Kritikpunkte und Anregungen zur geplanten Reform informiert.

Qualitätssicherung nicht gewährleistet
Seitens der ÖVP betont man, sich dem Regierungsprogramm entsprechend zu einer standardisierten kompetenzorientierten Matura zu bekennen, die sowohl zentrale als auch schulspezifische Elemente enthält und bei der schulautonome pädagogische Schwerpunkte berücksichtigt werden müssten. Als besonders wichtig erachtet man dabei die Qualitätssicherung der Reifeprüfung. Und diese sieht die ÖVP durch die ausschließlich zentrale Vorgabe der Aufgaben für die schriftliche Maturaarbeit nicht gewährleistet. Zudem verweist man darauf, dass eine vollständig zentrale Vorgabe bisher nicht ausreichend in Schulversuchen erprobt wurde.

Grundkompetenzen zentral abfragen
Nichts einzuwenden hätte die ÖVP, wenn bei der schriftlichen Reifeprüfung Grundkompetenzen zentral abgefragt werden. Dies hielte sie auch als Element der Qualitätssicherung für die tertiären Bildungseinrichtungen für wichtig. Deshalb fordert die VP die Definition einheitlicher Mindestkompetenzen über alle Schultypen und auch bei Externistenmatura und Berufsreifeprüfung, die klarstellen, über welche Kompetenzen und Kenntnisse ein Maturant verfügt. Für diese Mindeststandards kann sich die ÖVP auch eine eigene Note vorstellen, ergänzt werden sollten sie durch schulische Teilprüfungen. In einem ersten Schritt sollten dafür die Lehrpläne reformiert und erst dann teilzentrale Elemente überprüft werden.

VP fordert "Bundesreifeprüfungskommission"
Weiters fordert die ÖVP die Einrichtung einer "Bundesreifeprüfungskommission". Zusätzlich zum Bundesinstitut für Bildungsforschung, das nach den Plänen Schmieds für die Entwicklung der zentralen Prüfungsteile zuständig ist, sollte dieses Gremium beraten und kontrollieren. Zudem will die ÖVP im Zusammenhang mit der Maturareform die datenschutzrechtlichen Rahmenbedingungen beim BIFIE an die Erfordernisse der neuen Reifeprüfung anpassen. Die ÖVP warnt auch vor einer Entwertung der Wahlpflichtgegenstände, weil laut Plänen Schmieds bei der mündlichen Matura keine Fragen mehr aus Spezialgebieten gestellt werden.

Befürchtungen "unbegründet"
Im Unterrichtsministerium hält man die Befürchtung der ÖVP um den Verlust der schulautonomen Schwerpunkte bei der im Rahmen der Matura-Reform geplanten zentralen schriftlichen Klausur für "vollkommen unbegründet". Den Vorschlag des Koalitionspartners, nur einen gewissen Teil der schriftlichen Prüfung zentral vorzugeben, bezeichnete das Ministerium in einer am Donnerstag veröffentlichten Stellungnahme als "nicht praktikabel".

Die schriftliche Matura sei nur eine von drei Säulen der neuen Reifeprüfung, hält man im Unterrichtsministerium den VP-Einwänden entgegen. Die geplante vorwissenschaftliche Arbeit und die mündliche Prüfung würden weiterhin am Schulstandort entwickelt und ermöglichen daher das Eingehen auf alle schulautonomen Schwerpunkte. Zudem würde beim schriftlichen Bereich die Standardisierung in Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen erfolgen - und damit in einem wesentlichen Kernbereich, der auch Aussagen über die Studierfähigkeit liefere. Für alle übrigen Fächer würden die Prüfungsaufgaben am Schulstandort entwickelt.

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